Die Spur der Füchse
Mistkerl hatte den Hund aus reiner Boshaftigkeit getötet. Menschen, die zu so etwas fähig waren, brüsteten sich gern damit, sei es vor oder nach der Tat. Solche Dreckskerle brauchten das; denn sonst konnten sie außer sich selbst niemandem etwas beweisen, und das reichte ihnen nicht. Tony kannte diesen Typ. Irgend jemand würde schon irgend etwas aufschnappen und es einem von Tonys Jungs erzählen, in der Hoffnung, für die Information ein paar Kröten zu kassieren.
Für einen Moment fragte sich Tony, ob vielleicht sogar die Bullen dahintersteckten. Aber das war unwahrscheinlich: So etwas war nicht ihr Stil. Wer konnte es dann gewesen sein? Er hatte jede Menge Feinde, aber keiner von ihnen war dermaßen von Haß erfüllt, daß er den Mut zu einer solchen Tat aufgebracht hätte. Und falls Tony jemandem begegnete, der so viel Mumm besaß, nahm er den Betreffenden für gewöhnlich in sein Unternehmen auf.
Er wickelte den toten Hund in seine Jacke und bettete das Bündel behutsam ins Grab. Dann schaufelte er die Grube zu und klopfte die Erde mit dem Blatt des Spatens fest. Man sprach kein Gebet, wenn man einen Hund beerdigt hatte, oder doch? Nein.
Tony ging zurück in die Küche. Es war wirklich eine schreckliche Schweinerei. Tony erkannte, daß er das Blut nie und nimmer allein aufwischen konnte. Herrgott, und Mom konnte jeden Augenblick auftauchen – es war ohnehin ein gottverdammtes Wunder, daß sie so lange außer Haus blieb. Tony mußte jemanden zu Hilfe holen. Er beschloß, seine Schwägerin anzurufen.
Tony durchquerte mit Storchenschritten die Küche und versuchte, die Pfützen zu umgehen, ohne noch mehr Blut zu verbreiten. Es war schrecklich viel Blut, sogar für eine Boxerhündin.
Er ging ins Wohnzimmer, wo das Telefon stand, und da lag sie.
Offenbar hatte sie noch versucht, das Telefon zu erreichen, denn eine dünne Blutspur führte von der Tür bis zur Leiche, die lang ausgestreckt auf dem Teppich lag. Man hatte nur einmal auf sie eingestochen, aber diese Wunde war tödlich gewesen.
Das nackte Entsetzen, das wie eingefroren auf Tonys Gesicht lag, veränderte sich nach und nach, als seine Züge sich verzerrten – so, wie man ein Kissen eindrückt – und den Ausdruck schwarzer Verzweiflung annahmen. Langsam hob er die Arme, drückte die Handflächen gegen die Wangen. Sein Mund öffnete sich.
Und dann fand er seine Stimme wieder und brüllte wie ein Stier.
»Ma!« schrie er. »O Gott, Ma!«
Neben der Leiche fiel er auf die Knie und weinte, stieß laute, gequälte, langgezogene Schluchzer hervor, wie ein Kind, das unsägliches Leid ertragen muß.
Draußen auf der Straße sammelte sich eine Menschenmenge vor dem Wohnzimmerfenster, doch niemand wagte sich ins Haus.
34
Der City Tennis Club hatte rein gar nichts mit Tennis, sondern nur mit Essen und Trinken zu tun, und Kevin Hart hatte sich schon oft gefragt, wie das Lokal zu seinem unpassenden Namen gekommen war. Der Club befand sich an einer Nebenstraße der Fleet Street, der Zeitungsstraße Londons, eingequetscht zwischen einer Kirche und einem Bürogebäude. Hier gab es kaum genügend Platz, um Tischtennis zu spielen, geschweige denn richtiges Tennis. Falls ›City Tennis Club‹ nur eine Art Alibi dafür sein sollte, daß man sich hier einen hinter die Binde gießen konnte, wenn die Kneipen schon geschlossen hatten, hätte man nach Kevins Meinung einen glaubwürdigeren Namen finden können. Beispielsweise hätten sich Briefmarkensammler, Taubenzüchter oder Modelleisenbahn-Freunde angeboten.
Aber wie die Dinge nun einmal lagen, besaß der Spielautomat die einzige konkrete Beziehung zum Tennissport: Auf einem kleinen Bildschirm war ein Miniatur-Tennisplatz zu sehen, und man bewegte seinen Spieler, indem man an einem Knopf drehte.
Der City Tennis Club besaß drei Bars und ein Restaurant und bot sich schon seiner Lage wegen an, sich mit Kollegen von der Daily Mail oder vom Mirror zu treffen, die einem frustrierten jungen Journalisten eines Tages vielleicht einen Job verschaffen konnten.
Kevin kam kurz vor siebzehn Uhr in den Club. Er bestellte sich ein großes Glas gezapftes Bier, setzte sich an einen Tisch und unterhielt sich mit einem Reporter von der Evening News , den er flüchtig kannte, über Belanglosig keiten. Doch er war mit den Gedanken nicht bei der Sache; im Innern schäumte er noch immer vor Wut. Nach einer Weile verließ der Reporter den Tisch, und Kevin sah, wie Arthur Cole hereinkam und zum Tresen ging.
Zu Kevins Erstaunen kam
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