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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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und Freud und Leid miteinander teilten. Die beinahe hysterische sexuelle Gier, die sie zusammengeführt hatte, würde ohnehin irgendwann verblassen.
    Aber ich sollte keine Vermutungen anstellen, ging es Laski durch den Kopf. In meinem Alter sollte ich Bescheid wissen.
    An diesem Morgen war ihm der Entschluß, Ellen zu heiraten, beinahe wie eine geschäftliche Entscheidung vorgekommen – eine Entscheidung, die er überlegt getroffen hatte, mit kühlem Kopf und leisem Zynismus. Er hatte die Vorteile gegen die Nachteile abgewogen, als würde es sich um eine seiner Börsentransaktionen handeln. Nun aber, da ihm die Fäden aus der Hand geglitten waren und er die Situation nicht mehr beherrschte, erkannte Laski – und der Gedanke traf ihn wie ein Schlag in den Magen –, daß er Ellen tatsächlich brauchte. Er wollte ihre ewige, aufrichti ge und treue Liebe; er wollte, daß sie sich um ihn sorgte, daß sie um seinetwillen gern bei ihm war, daß sie ihm zärtlich über die Wange streichelte, wenn sie an seinem Sessel vorbeiging, daß sie ihm zulächelte, wenn er morgens im Bett die Augen aufschlug, daß sie ihm sagte: »Ich liebe dich«, und daß sie das Alter mit ihm teilte. All diese Dinge, die bisher so bedeutungslos für ihn gewesen waren, erschienen plötzlich in einem ganz anderen Licht. Er war sein Leben lang allein gewesen, nun aber war er des Alleinseins müde.
    Als Laski sich das alles eingestanden hatte, ging er sogar noch einen Schritt weiter: Falls er Ellen für sich gewann, konnte er leichten Herzens hinnehmen, daß sein Imperium zerfiel, daß der Deal mit der Hamilton Holdings platzte und daß sein Ruf zerstört wurde. Er würde sogar mit Tony Cox ins Gefängnis gehen, sofern er wußte, daß Ellen auf ihn wartete, wenn er wieder auf freien Fuß kam.
    Wäre er Tony Cox doch niemals begegnet!
    Damals, als sie sich kennengelernt hatten, war Laski sichergewesen, einen ungebildeten Ganoven wie Cox mühelos am Gängelband halten zu können. In seiner eigenen kleinen Welt mochte Cox ja ein mächtiger Mann sein, aber einem angesehenen, einflußreichen Geschäftsmann konnte ein Tony Cox nicht das geringste anhaben.
    Tja, dachte Laski, das stimmt wahrscheinlich. Aber wenn der angesehene Geschäftsmann sich mit diesem Ganoven auf eine Partnerschaft einläßt – und mag sie noch so formlos sein –, sieht die Sache ganz anders aus. Dann nämlich strebt der kleine Ganove plötzlich auch nach gesellschaftlicher Anerkennung.
    Du bist der Leidtragende, wenn diese Partnerschaft ans Licht kommt, und nicht Tony Cox, grübelte Laski düster. Du verlierst Macht, Geld und Achtung, wohingegen Cox sogar noch davon profitiert.
    Laski hörte, wie die Tür zu seinem Büro geöffnet wurde. Aus seinen Gedanken gerissen, fuhr er erschrocken im Drehstuhl herum und sah Tony Cox ins Zimmer kommen.
    Mit offenem Mund starrte Laski ihn an, als wäre ihm soeben ein Gespenst erschienen.
    Carol, die Sekretärin, war Cox wie ein kleiner, wütender Terrier auf den Fersen und drängte sich hinter ihm durch die Tür. »Ich habe ihn gebeten, zu warten«, sagte sie zu Laski, »aber er hat mich gar nicht beachtet! Er ist einfach zur Tür herein!«
    »Schon gut, Carol«, sagte Laski. »Ich mache das schon.«
    Das Mädchen schoß einen giftigen Blick auf Cox ab, verließ das Büro und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Was, zum Teufel, haben Sie hier zu suchen?« rief Laski wutentbrannt. »Ist Ihnen nicht klar, wie gefährlich es ist, bei mir zu erscheinen? Die Zeitungen sitzen mir bereits im Nacken. Man hat mir Fragen über Sie und Fitzpeterson gestellt … wissen Sie schon, daß er einen Selbstmordversuch unternommen hat?«
    »Was regen Sie sich eigentlich so auf?« sagte Cox. »Immer ruhig Blut.«
    »Ruhig Blut? Die ganze Sache ist eine Katastrophe! Ich habe alles verloren! Und wenn ich mit Ihnen zusammen gesehen werde, lande ich im Gefängnis …«
    Cox machte einen langen, raschen Schritt nach vorn, packte Laski an der Kehle und schüttelte ihn. »Halt’s Maul«, sagte er mit grollender Stimme. Er stieß Laski zurück in den Stuhl.
    »Und jetzt hör gut zu, alter Junge. Ich brauche deine Hilfe.«
    »Kommt gar nicht in Frage«, stieß Laski röchelnd hervor.
    »Halt die Klappe. Ich brauche deine Hilfe, und du wirst sie mir geben, oder ich sorge dafür, daß du in den Knast wanderst – mein Wort darauf. Wie du weißt, habe ich heute morgen ein Ding gedreht – die Sache mit dem Geldtransporter –, und nun …«
    »Ich weiß gar nicht, wovon Sie

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