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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Hut in der Hand von einem Geldverleiher zum anderen zu gehen und zu bitten und zu betteln war nicht Laskis Stil.
    Das Telefon klingelte. Carol sagte: »Ich habe einen Mr. Hart am Apparat.«
    »Müßte ich ihn kennen?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Aber er sagt, sein Anruf hätte etwas mit dem Geld zu tun, das die Jamaica Cotton Bank braucht.«
    »Stellen Sie durch. – Hallo? Hier Laski.«
    »Guten Tag, Mr. Laski.« Es war die Stimme eines jungen Mannes. »Ich bin Kevin Hart von der Evening Post .«
    Laski war wie vom Blitz getroffen. »Aber meine Sekretärin hat doch gesagt … äh, was kann ich für Sie tun?«
    »Ihre Sekretärin hat gesagt, daß es um das Geld geht, das die Cotton Bank braucht, nicht wahr? Das stimmt. Denn eine Bank, die vor der Pleite steht, braucht nun mal Geld, nicht wahr?«
    Laski sagte: »Ich glaube nicht, daß ich mit Ihnen reden möchte, junger Mann.«
    Bevor er auflegen konnte, sagte Hart: »Tim Fitzpeterson.«
    Laski wurde blaß. »Was?«
    »Haben die Probleme der Jamaica Cotton Bank irgend etwas mit dem Selbstmordversuch Tim Fitzpetersons zu tun?«
    Woher, in drei Teufels Namen, wußten die Zeitungsfritzen davon? Laski schwirrte der Kopf. Vielleicht wissen sie es ja gar nicht, sagte er sich. Vielleicht ist es nur ein Schuß ins Blaue. Reporter gaben manchmal vor, als wüßten sie über einen bestimmten Sachverhalt Bescheid, nur um festzustellen, wie ein Gesprächspartner darauf reagierte.
    Laski fragte: »Weiß Ihr Chefredakteur von diesem Anruf?«
    »Äh … natürlich nicht.«
    Das Zögern des Reporters verriet Laski, daß er eine Saite angeschlagen hatte, auf der sich vorzüglich spielen ließ. Er hakte sofort nach. »Ich weiß zwar nicht, was für ein Spiel Sie treiben, junger Mann, aber sollte ich von Ihnen noch ein Wort über diesen Unsinn hören, dann weiß ich, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat. Und das könnte folgenschwere Konsequenzen für Sie und Ihre Zeitung haben.«
    Hart fragte: »In welchem Verhältnis stehen Sie zu Tony Cox?«
    »Wer? Guten Tag, junger Mann.« Laski legte auf.
    Er blickte auf die Armbanduhr: Viertel nach drei. Um halb vier war Schalterschluß bei der Bank von England. Es war völlig unmöglich, binnen einer Viertelstunde eine Million Pfund aufzutreiben. Es sah ganz so aus, als wäre die Sache gelaufen.
    Aus und vorbei.
    Die Jamaica Cotton Bank war nicht mehr vor der Pleite zu retten. Laskis Ruf würde einen nicht wiedergutzumachenden Schaden erleiden, und wahrscheinlich würde man ihn sogar mit kriminellen Aktivitäten in Verbindung bringen.
    Laski überlegte, ob er Großbritannien noch heute nachmittag verlassen sollte. Aber dann konnte er nichts mitnehmen.
    Sollte er ganz von vorn anfangen? In New York? Oder Beirut? Nein, dafür war er zu alt. Wenn er in England blieb, konnte er von seinem Imperium noch genug retten, daß es für den Rest seines Lebens für ihn reichte. Aber was für ein Leben würde das sein – für einen Mann wie ihn?
    Er drehte sich im Bürostuhl um und schaute aus dem Fenster. Draußen kühlte es sich schon ab, denn der Sommer war noch längst nicht gekommen. Die hohen Gebäude des Banken-und Börsenviertels warfen bereits lange Schatten, und beide Seiten der Straße tief unten lagen schon im Dämmerlicht. Laski beobachtete den vorüberfließenden Verkehr und dachte an Ellen Hamilton.
    Ausgerechnet heute hatte er beschlossen, sie zu heiraten. Was für eine bittere Ironie! Zwanzig Jahre lang hätte er fast jede Frau bekommen können, die er haben wollte: Models, Schauspielerinnen, sogar echte Prinzessinnen. Und nun, da er endlich seine Wahl getroffen hatte, schien seine Welt in Trümmer zu fallen. Ein abergläubischer Mann hätte dies als Omen gewertet, bloß nicht zu heiraten.
    Nun sah plötzlich alles ganz anders aus. Felix Laski, der Playboy-Millionär, war eine Sache. Felix Laski, der bankrotte einstige Knastbruder, war eine ganz andere. Er war sicher, daß bei seinem Verhältnis zu Ellen nicht jene Art von Liebe im Spiel war, die eine Katastrophe dieses Ausmaßes überstehen konnte. Ihre Liebe war eine rein fleischliche, sinnliche, hedonistische Sache – etwas vollkommen anderes als die ewige, aufrichtige und treue Liebe, von der im Gebetbuch der anglikanischen Kirche die Rede war.
    Jedenfalls war das Verhältnis zwischen ihm und Ellen bislang rein sexuell gewesen. Doch er war davon ausgegangen, daß eine echte und bleibende Zuneigung mit der Zeit von selbst entstehen würde – schon dadurch, daß sie zusammenlebten

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