Die Spur der Hebamme
hatten und Mägde zu ihnen huschten, um Wein einzuschenken.
Bevor Randolf antworten konnte, hob Ekkehart die Hand. »Warte noch einen Moment. Ich will dem Koch ein paar besondere Anweisungen geben. Was mögt Ihr am liebsten, meine Schöne?«, wandte er sich an Richenza, in der Hoffnung, dass sich niemand von seinen Gästen fragte, warum er den Koch nicht einfach zu sich beorderte, um seine Befehle zu erteilen.
»Christians Kopf auf einem silbernen Teller«, meinte sie, und die anderen lachten.
»Ich fürchte, daraus wird heute nichts«, erwiderte Ekkehart und verzog sein Gesicht zu einem zynischen Grinsen.
Richenza machte einen Schmollmund. »Nun, dann vielleicht fürs Erste ein paar Vögelchen. Und danach« – sie sah ihn mit einem Augenaufschlag an, der einen weniger abgebrühten Mann zum Schmelzen gebracht hätte – »soll Euer vorzüglicher Koch mich überraschen.«
Ekkehart erwiderte ihr falsches Lächeln. »Dann ist es wirklich besser, ich bespreche mich kurz mit ihm ohne Eure angenehme Gesellschaft. Entschuldigt mich.«
Wie er erhofft und erwartet hatte, war die alte Hilda in der Küche dabei, irgendein streng riechendes Gebräu zusammenzurühren. Die weise Frau stammte aus einem Nachbardorf, blieb aber auf seinen Befehl hin so lange hier, wie sie sich um Marthe zu kümmern hatte.
Er winkte sie zu sich. »Du gehst sofort hoch und sagst ihr, dass sie jetzt auf keinen Fall aus der Kemenate kommen darf, sofern ihr das Leben lieb ist. Wenn sie dort bleibt, hat sie nichts zu befürchten. Sag Rufus, er soll niemanden außer dir hineinlassen, wenn er den Tag überleben will.«
Die Alte nickte, goss ihr Gebräu in einen Becher und wolltesich davonmachen. Doch Ekkehart fiel noch etwas ein. »Und dann mische einen starken Schlaftrunk.«
Wieder nickte die Alte und huschte los.
Der Küchenmeister, zu dessen hervorstechenden Eigenschaften gehörte, dass er es stets schaffte, in Windeseile ein paar Köstlichkeiten zu zaubern, die den ersten Hunger von überraschend eingetroffenen Gästen stillten, war inzwischen schon ohne Befehl dabei, Richenzas Wunsch zu erfüllen. Als Ekkehart die Küche betrat, hatte er bereits zwei Dutzend von den Singvögeln, die er in einem Käfig hielt, den Hals umgedreht, bestrich sie mit Honig und briet sie zu zarten Häppchen.
Ekkehart wusste, dass sein Koch von den Stallburschen sofort Bescheid bekommen wollte, wenn hohe Gäste eintrafen, und sich die Vorlieben eines jeden merkte, ohne auch nur ein einziges Mal zu vergessen, welches Gericht bei welchem Gast am meisten Anklang gefunden hatte.
»Für den Hauptgang lass dir etwas Besonderes einfallen«, wies er deshalb einfach nur an.
»Wildbret? Vielleicht ein Gericht aus Rebhühnern?«, überlegte der Koch laut, während er die gebratenen Vögel kunstvoll auf einer Platte um eine Schale mit Soße aus Kräutern in Essig anordnete.
Ja, dachte der Koch. Rebhühner waren eine gute Idee. Sie standen in dem Ruf, die Manneskraft zu stärken. Dieses schamlose Weib würde die Anspielung verstehen und zufrieden sein – und wenn sie es war, dann waren die Männer es auch.
»Wenn Ihr erlaubt, bringe ich die Vorspeise gleich selbst in die Halle, Herr.«
Ekkehart nickte zustimmend und ging voran.
Richenzas Augen leuchteten auf, als sie sah, dass ihr Wunsch so schnell erfüllt wurde. Der Küchenmeister verneigte sich tief und bot ihr die Köstlichkeiten zuerst an.
Richenza griff nach dem ersten Happen, kaute mit genießerisch geschlossenen Augen und leckte sich geziert die Finger ab. Dann drehte sie sich zu Randolf um und zog wieder einen Schmollmund. »Mein Lieber, kannst du uns diesen Koch nicht entführen? Im Vergleich dazu« – schon griff sie nach dem nächsten Bissen – »bekommen wir bei uns wirklich nur Bauernfraß vorgesetzt.«
»Du übertreibst«, meinte Randolf mit säuerlicher Miene, doch dann lenkte er ein. »Aber wenn du willst, lasse ich nach einem besseren Küchenmeister suchen.«
»Das solltest du«, gurrte Richenza und blickte triumphierend in die Runde. »Wo ich doch für deinen nächsten Stammhalter mitessen muss.«
Grinsend nahm Randolf die lautstarken Glückwünsche und das Schulterklopfen seiner Freunde entgegen.
»Seht ihn euch an – so viel Männlichkeit«, schnurrte Richenza, während sie über Randolfs kräftige Arme strich. »Manchmal denke ich, er könnte mich schon mit einem Blick schwängern.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Nicht, dass ich mich mit einem Blick zufriedengeben würde …«
Sie redet
Weitere Kostenlose Bücher