Die Spur der Hebamme
wie eine Hure zu ihrem Freier und nicht wie eine Dame von Stand zu ihrem Gemahl, dachte Ekkehart angewidert. Doch bei seinen Freunden lösten Richenzas Worte Gelächter aus.
»Randolf, du bist zu beneiden«, prustete Giselbert. »Vielleicht kannst du mit unserem wortkargen Gastgeber ein Tauschgeschäft arrangieren: seinen vortrefflichen Küchenmeister gegen dein unübertreffliches Weib.«
»Du solltest dir wirklich wieder ein Weib nehmen, Ekkehart«, stimmte Randolf zu. »Wenn auch nicht gerade meines!«
Die anderen lachten über seine gespielte Drohung.
»Lange genug warst du allein. Und ich kann dir versichern, die Ehe hat viele Freuden zu bieten, falls du das vergessen haben solltest.«
Ekkehart winkte ab. »Es hat sich nur noch nicht wieder ergeben. Auf das Wohl deiner Söhne – auf den, den du schon hast, und auf den, den dir deine Frau bald gebären wird.«
Er hob seinen Becher, und die anderen taten es ihm gleich.
»Wir sind nicht nur deshalb gekommen«, sagte Randolf, nachdem er einen kräftigen Schluck genommen hatte. Er stellte den Becher ab, streckte seine Beine aus und beugte sich vor.
»Es gibt Ärger – und alles schon wieder wegen Christian und seinem Weib.« Wütend ließ der Hüne die massige Hand auf den Tisch krachen. »Hätten wir sie damals bloß abgestochen, als sie noch eine einfache Bauernschlampe war! Kein Hahn hätte nach ihr gekräht. Sie war doch schon halb tot, nachdem wir mit ihr fertig waren …«
»Warte«, fiel ihm Richenza ins Wort, während ihre Augen ganz schmal wurden. »Verstehe ich das richtig: Ihr habt sie euch geholt, bevor sie Christians Frau wurde? Ihr vier? Alle vier?«
»Es war eine Warnung«, rechtfertigte sich Randolf. »Sie hat einen unserer Freunde beim Markgrafen angeschwärzt, als er der schönen Hedwig einen Becher Gift bringen ließ.«
Richenza blickte stumm von einem zum anderen. Dann bog sie den Kopf zurück und lachte lauthals.
»Das gefällt mir! Ihr habt euch dieses kleine Ding gegriffen und ihr richtig Angst eingejagt. Das zu wissen, versüßt mir doch den Aufenthalt in Christiansdorf ganz erheblich.«
Sie hielt für einen Moment inne. »Weiß Christian davon?«
Als Randolf nickte, verschwand das Lachen schlagartig aus ihrem Gesicht. »Du Narr!«, zischte sie. »Hast du etwa vor ihm damit geprahlt?«
Das Schweigen war ihr Antwort genug.
»Und nachdem er das weiß, glaubst du, ihr könntet in einem Dorf miteinander auskommen?«, fuhr sie ihren Mann an.
»So redest du nicht mit mir«, brüllte Randolf und packte sie hart am Arm.
Richenza ignorierte seinen derben Griff und richtete ihren Blick auf Ekkehart, der sich an der Unterhaltung nicht beteiligt hatte und mit verschränkten Armen neben ihnen stand. »Ich fürchte, nun wird noch heikler, worüber wir reden müssen. Wir sollten es nicht in der Halle tun.«
»Habt einen Augenblick Geduld, ich lasse die Kemenate sofort herrichten«, sagte er und eilte mit großen Schritten zur Treppe. Als er die Kammer betrat, zuckte Marthe erneut zusammen. Kreidebleich hockte sie immer noch auf der steinernen Bank am Fenster.
»Du hast gesehen, wer gerade eingetroffen ist?«, fragte er.
Sie nickte stumm.
»Sie werden gleich hierherkommen, aber sie dürfen dich nicht finden. Du musst in eine andere Kammer.«
Als Marthe beim Aufstehen wankte, nahm Ekkehart sie rasch auf seine Arme, trug sie die Treppe hoch in eine der kleineren Gästekammern und legte sie dort aufs Bett.
»Hilda wird gleich kommen, und einer meiner Männer wird dafür sorgen, dass niemand sonst zu dir gelangt«, sagte er. »Aber bleib unbedingt hier.«
Eilig ging er hinaus, um die Wache herzubeordern und eine der Mägde anzuweisen, alle Spuren zu beseitigen, die darauf hinwiesen, dass eine Frau in der Kemenate gewohnt hatte.
Hellwach und unter der Decke zusammengekauert, wartete Marthe, was geschehen würde. Alles in ihr drängte danach, zu fliehen. Aber sie würde nicht weit kommen. Sie war noch viel zu schwach, um mehr als zehn Schritte laufen zu können, vorder Tür stand ein Soldat, und Ekkehart hatte recht – die Gefahr war zu groß, dass Randolf und seine Kumpane sie entdeckten. Es dauerte nicht lange, bis die alte Hilda kam und Marthe einen großen Becher reichte. »Trinkt das, meine Teure.«
Ein kaum spürbarer, bekannter Duft verriet Marthe sofort, was in den Wein gemischt war. Sie stieß den Becher zurück.
»Nein. Ich will wach bleiben.«
Energisch drückte ihr die Alte den Becher wieder in die Hand. »Mein Herr
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