Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
fand es immer wieder nahezu pervers, dass jemand, der bis über beide Ohren in ein Verbrechen verstrickt war, sich seine Freiheit aushandeln konnte, indem er seine Komplizen verriet. Das kam ihm ungerecht vor.
»Und wie sieht es mit Bobby Spurling aus?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht einmal Craven glaubt, dass es genug Beweise gibt, um ihm irgendetwas anzuhängen. Roarkes Sicherheitsabteilung hat selbständig gearbeitet, das heißt, er hat sichergestellt, dass Clay und jetzt auch Bobby niemals mit irgendeinem Verbrechen in Verbindung gebracht werden konnten.«
»Weiß Gott ein loyaler Diener. Dann kommt Bobby also ungeschoren davon.«
»Wir haben nichts, dessen wir ihn anklagen könnten, Daniel.«
Noch nicht , dachte Jouma. Aber irgendwo unter dieser Stadt schlummerte ein Geheimnis, das Bobby Spurling für den Rest seines Lebens hinter Gitter bringen würde.
78
A ls Mwangi in südlicher Richtung zum winzigen Dorf Majimboni unterwegs war, hörte er sich noch einmal die Aufzeichnung seiner gestrigen Vernehmung von Bruder Willem an. Schon außergewöhnlich, dachte er, während er sich sein Diktiergerät ans Ohr hielt. Er hatte den Priester nur mit Schwester Gudruns Art der körperlichen Züchtigung konfrontiert, die sie bei den jungen Nonnen angewandt hatte – doch als Willem erst einmal begonnen hatte zu reden, konnte er gar nicht mehr aufhören.
WILLEM: In nur drei Jahren in der Mission am Victoria-See habe ich das Geld für drei Kirchen, sechs Schulen und ich weiß nicht wie viele Gemeindehäuser zusammenbekommen.
MWANGI: Und wie viel Geld haben Sie für sich selbst zurückgelegt?
WILLEM: Nicht so viel. Nicht so viel, dass jemand Verdacht geschöpft hätte.
MWANGI: Wie viel?
WILLEM: Hunderttausend Dollar vielleicht. Glauben Sie mir, das war nichts im Vergleich zu den Summen, die gespendet worden waren. Mir wurde fast schlecht, wenn ich zusah, wie diese reichen Schweine versuchten, sich ihr Seelenheil zu kaufen.
MWANGI: Warum sind Sie an die Küste gezogen?
WILLEM: Jedes Wasserloch trocknet irgendwann mal aus, Detective Mwangi. Ich hatte von den Plänen für eine Missionsstation in Jalawi gehört. Das klang gut – ein kleines Dorf, noch ziemlich unerschlossene Gegend, jede Menge wohlhabende Spender in Malindi und Mombasa, die man anzapfen konnte. Es war nicht besonders schwer, den Job hier zu bekommen – ich hatte mir einige Verdienste erworben, und die Kirchenältesten in den Niederlanden waren beeindruckt, was ich im Westen geleistet hatte. Aber als ich herkam, stellte ich fest, dass diese alte Hexe mir schon zuvorgekommen war.
O ja, dachte Mwangi, wenn es darum ging, die Kirche zu melken, hatte die heilige Schwester Gudrun in der obersten Liga gespielt. Schon seit fast zwanzig Jahren sammelte sie Geld für wohltätige Zwecke – und hatte dabei systematisch in die eigene Tasche gewirtschaftet. Sie hatte schon in ganz Kenia gearbeitet, aber in den letzten Jahren hatte sie sich in einer Missionsstation bei Majimboni niedergelassen, in den Ausläufern der Shimba Hills. So war sie immer noch nah genug an den Geldquellen von Mombasa im Norden und den Gütern der reichen weißen Großgrundbesitzer an der Grenze zu Tansania.
Mwangi fiel es schwer, sich das Grinsen zu verbeißen, als er sich vorstellte, wie Willem und Gudrun Hals über Kopf zu den reichen Jagdgründen von Jalawi aufbrachen – um dort plötzlich verdutzt auf Konkurrenz zu treffen.
WILLEM: Vielleicht muss man ein Sünder sein, um einen anderen Sünder gleich zu erkennen. Aber wir sahen uns nur an und wussten Bescheid.
Man musste es den beiden immerhin zugutehalten, dass sie rasch beschlossen, sich nicht um die Beute zu zanken. Stattdessen einigten sie sich auf einen unangenehmen, aber lukrativen Waffenstillstand. Sie sammelten gemeinsam Geld, um die Kirche zu bauen – wobei sie mit dem Gewinn halbe-halbe machten –, und sprachen Geschäftsleute an, um auch noch das Geld für die Schule zusammenzubekommen. Doch da ging die Bombe hoch.
WILLEM: Gudrun hatte von einer katholischen Mission in der Nähe von Kisumu gehört, die von Spurling Developments über eine halbe Million Dollar Abfindung bekommen hatte – nur weil sie auf diesem Boden irgendeinem reichen Regierungsbeamten ein Haus bauen wollten. Sie können sich sicher vorstellen, woran wir dachten, als wir hörten, dass man ein Hotel in Jalawi errichten will.
Ihr Optimismus war gerechtfertigt. Schon nach wenigen Tagen tauchte ein Vertreter von Spurling Developments namens Cyril
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