Die Spur der Woelfin
Plantage, erhob es sich in strahlendem Weiß vom satten Grün der
Bäume, die den Weg zum Haus säumten und den Blick auf die Straße versperrten.
Vom Tor aus wirkte es prachtvoll, und erst als sie näher auf das Haus zukamen,
erkannte sie, dass es dringend einen neuen Anstrich benötigte. Der dichte Wald
an Bäumen, der sich direkt hinter dem Haus über das ge-samte Anwesen zu
erstrecken schien, hatte die Fassade an einigen Stellen grün gefärbt und auch
das Dach in Mitleidenschaft gezogen. Zum Giebel hin waren die rötlichen
Schindeln grün, selbst bei der spärlichen Beleuchtung war das nicht zu
übersehen.
Als Patrick sie durch das Haus nach draußen zu seinem Auto gezogen
hatte, hatte niemand versucht, sie aufzuhalten. Nur kurz hatte sie den
Detective ihnen etwas von morgen um drei nachrufen hören, mehr war aber nicht
geschehen. Und als sie Patrick danach fragte, erklärte er ihr, dass er dem Mann
seine Adresse hinterlassen und mit ihm vereinbart hatte, dass sie morgen um
drei bei ihm auf der Wache erscheinen würde.
Laura hatte es geärgert, dass er so einfach über sie verfügte, hatte es
aber dann dabei bewenden lassen. Wenn sie ehrlich war, musste sie sogar
gestehen, dass sie ihm dankbar dafür war, dass er sich um alles gekümmert
hatte. Sie wäre nicht in der Lage gewesen, heute Abend auch nur noch einen
klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn sich am nächsten Morgen daran zu
erinnern, dass sie einen Termin hatte. Wie es aussah, hatte er das nun für sie
übernommen, denn er fügte sogleich hinzu, dass er sie begleiten würde. Und sie
hatte nicht den Versuch unternommen, es ihm wieder auszureden. Allein die
Vorstellung, sich dem morgigen Verhör allein auszusetzen, verursachte bei ihr
eine Gänsehaut.
In jedem Zimmer brannte Licht, und als Laura an Patricks Seite den
Eingangsbereich des Anwesens betrat, erkannte sie, dass sie bereits erwartet
worden waren. Nein, nicht sie, korrigierte sie sich in Gedanken, als sie den
abfälligen Blick erkannte, mit dem der Mann vor ihr sie bedachte. Die rohe
Muskelmasse vor ihr hatte nur mit Patrick gerechnet. Und er schien überhaupt
nicht erfreut darüber, sie zu sehen. Ohne Kommentar wandte er sich direkt an
Patrick und ignorierte sie.
»Was soll das?« Doch auch wenn die Frage mehr als nur unhöflich
war, klang der Ton, in dem sie vorgetragen worden war, doch eher vorsichtig.
Untypisch für einen Mann, der mehr nach dem Schläger aus der übelsten Kneipe
der Stadt aussah. Es war nicht zu übersehen, dass er wütend war, doch er riss
sich zusammen — zumindest Patrick gegenüber.
»Sie wird für eine Weile hier bleiben«, entgegnete Patrick ruhig, doch ihr entging nicht der harte Unterton darin. Er sagte deutlich, dass er
keine Widerrede duldete. Doch der Mann vor ihnen schien das zu überhören.
»Sie ist ein Mensch.« Der Angesprochene knurrte, und Laura zuckte bei
dem fremden Geräusch zusammen.
»Glaubst du nicht, dass mir das nicht schon längst aufgefallen ist,
Vince?«
Ihre Augen weiteten sich, als er den Mann bei seinem Namen nannte.
Vince, so hatte er auch den Wolf genannt.
»Täusche ich mich, oder warst nicht du derjenige, der bestimmt hat, dass
Menschen hier nicht erwünscht sind?« Das unüberhörbare Knurren, das seine Worte
begleitete, und die aggressive Haltung, die er sofort einnahm, ließen bei Laura
ihre Panik, die sie seit Eintreffen der Polizei nur mühsam unterdrückt hatte,
wieder aufbrechen. Ruckartig riss sie sich von Patrick los und wich einen
Schritt zur Seite. Nur verzerrt konnte sie sehen, wie Patrick versuchte, nach
ihr zu greifen, dann nahm auch schon ein grauer Schleier ihr die Sicht, und die
Beine gaben unter ihr nach.
Der Geruch, der ihr in die Nase stieg, ließ sie mit einem trockenen
Husten wieder auffahren.
»Großer Gott!«, keuchte sie und
schlug instinktiv den kleinen Flakon weg, den ihr jemand unter die Nase
gehalten hatte. Und erst an dem Lachen, das daraufhin folgte,
erkannte sie, dass es Patrick gewesen war, der ihr das Zeug unter die
Nase gehalten hatte.
»Riechsalz«, erklärte er amüsiert. »Es heißt, dass das Zeug Tote
aufwecken kann.« Mit einer Grimasse blies Laura sich eine Haarsträhne aus den
Augen.
»Das kann ich nur bestätigen«, erwiderte sie trocken und ließ sich in
die Kissenburg in ihrem Rücken fallen. Nachdem sie so kläglich das Bewusstsein
verloren hatte, hatte man sie offensichtlich in ein Schlafzimmer gebracht,
zumindest lag sie jetzt in einem großen, gemütlichen Bett.
Die
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