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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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seine Behauptungen begründen.«
    Der stand einen Augenblick sinnend da.
    »Begründen? … Wie soll ich das begründen? Ich kann Ihnen nur folgendes versichern.
    Am 5. Mai um die sechste Abendstunde ist Kaiser Schitsu in Schehol an seiner Schußwunde gestorben. Am 4. Mai ernannte er den Herzog von Dobraja, den Schanti, zum Regenten. Der ominöse Ring des Dschingis-Khan ist am Finger des Schanti.
    Glauben Sie mir … oder glauben Sie mir nicht! Für mich stehen diese Tatsachen fest.«
    Georg Isenbrandt schwieg. Zum Zeichen, daß er nicht gewillt sei, noch weitere Erklärungen zu geben, nahm er auf seinem Stuhl Platz.
    Wieder ein Durcheinander von Reden und Gegenreden. Dann der Präsident:
    »Meine Herren! Mag der Kaiser oder der Regent in China herrschen. Ich für meine Person bin geneigt, den überraschenden Mitteilungen des Herrn Isenbrandt Glauben zu schenken. Aber ich kann nicht glauben, daß eine neue chinesische Regierung nicht die von der alten unterzeichneten Verträge halten sollte. – Der Spruch des Schiedsgerichts ist bestimmt in kurzer Zeit zu erwarten. Wir müssen ihn abwarten, bis dahin die Grenzen respektieren. Ich bitte die Herren, die meiner Meinung sind, aufzustehen.«
    Die bei weitem größere Anzahl der Anwesenden erhob sich. Isenbrandt war überstimmt.
    *

Der Basar in Wierny zeigte unter dem Einfluß der Festlichkeiten ein besonders lebensvolles Bild.
    In buntem Strom zogen Fremde und Einheimische durch die schmale Basargasse.
    Vor einer Auslage mit feinem chinesischen Porzellan stand Helen Garvin mit ihrer Freundin Florence.
    »O sieh, Florence, da, die wundervollen, zarten Muster! Noch schöner als die von Kaschgar, die mir Pa in einer bösen Laune verdarb.«
    »Du kaufst ja, als ob du eine Ausstattung kaufen müßtest. Kann dein Vater so böse werden, daß er das Eigentum seines Lieblings zerschlägt?«
    »Ach, Florence, nur dann, wenn der Name Wellington Fox fällt.«
    »Wer ruft hier Wellington Fox?« klang es hinter ihnen.
    »Ach … du? … Sie? …« Helen Garvin drehte sich um.
    Mit einem freundlichen Lächeln begrüßte Florence Dewey den Journalisten.
    »Es bedarf wohl keiner Vorstellung mehr, meine Gnädige. Miß Helen wird Ihnen von mir erzählt haben, wie sie mir von Ihnen sprach. Sie werden es mir nicht übelnehmen, wenn ich die Gelegenheit benutze, einige Worte mit Miß Helen zu sprechen.«
    »Meine Sympathien sind ganz bei Ihnen beiden. Doch ich glaube, aus den paar Worten werden viele werden. Du wirst verzeihen, liebe Helen, wenn ich mich eine Weile entferne. Am Ende der Straße sahen wir einen kleinen Park. Dort kannst du mich später wieder treffen.«
    Mit schnellen Schritten eilte Florence ihrem Ziel zu. Tief aufatmend trat sie in das kühle Grün. Die Stille, die in dem parkartigen Garten herrschte, legte sich beruhigend auf ihr erregtes Herz.
    Sie schloß die Augen und versank in unruhiges Träumen … Plötzlich war’s ihr, als sei ein Schatten vor sie getreten. Noch zögerte sie, die Augen zu erheben, da klang das Wort »Florence« an ihr Ohr.
    Mit einem leichten Aufschrei taumelte sie empor. »Averil!«
    Halb ohnmächtig sank sie auf die Bank zurück.«
    »Nein! … Nein, Averil! Laß mich gehen, gehe fort!«
    »Oh, sei nicht so grausam, Florence. Höre mich an … was tat ich, daß du meine Liebe zurückwiesest? … Soll ich büßen, was mein Vater dir antat? Florence, bei der Erinnerung an die seligen Stunden unseres Glücks … war es Wahrheit, was du in deinem Brief schriebst … oder war es gekränkter Stolz, der dich so schreiben ließ? Antworte mir!«
    »Averil!«
    Sie hatte den Namen kaum hörbar geflüstert, und doch lag in diesem Hauch mehr als in dem lautesten Schrei.
    »Florence!«
    Averil kniete nieder und küßte die Hände, die sie ihm willenlos überließ.
    »Kann Liebe so grausam sein?«
    Ein Wunsch schien sich in ihr zu regen, den sie nicht ausdrücken konnte. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken. Da zog er sie an sich und küßte sie auf ihren Mund.
    »Alles ist verschwunden. Nur unsere Liebe ist geblieben … Daß ich ihn je wieder küssen würde, deinen süßen, reinen Mund!«
    Ein Schauer rann durch ihre Glieder.
    »Das ist er nicht mehr … der reine Mund«, sagte sie mit leisem Klagelaut. »Ich bin einem anderen versprochen.«
    »Florence! Du …«
    Averil war aufgesprungen. Regungslos stand er da.
    »Du liebst den anderen? … Nein! Du liebst ihn nicht … Kannst ihn nicht lieben. Und doch willst du ihm folgen! … Und ich?«
    Er löste ihre

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