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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Spinne hatte ihn völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. »Gut, sie scheinen nach und nach zu erwachen. Aber erwachen heißt nicht, daß sie auch wieder so sein müssen wie vorher!«
    Obwohl Lilith ihm im stillen recht gab, blieb sie dabei: »Kein Feuer!«
    Und während Tobias mißmutig neben Belier niederkniete und dessen Leichnam untersuchte, als könnte er Argumente finden, die Lilith doch noch umstimmen würden, durchkämmte sie den kompletten Ladenbereich auf der Suche nach Beth. Sie hatte sich erinnert, daß Belier nicht allein aus der Kirche verschwunden war.
    Als sie nichts fand, was mit Beth in Zusammenhang zu bringen war, kehrte sie zu Tobias zurück, in dessen Gesicht die Ungeduld wie eine körperliche Anstrengung zu lesen war.
    »Etwas stimmt nicht damit«, sagte er.
    »Womit? Mit Belier?«
    »Ja.« Er winkte sie näher. »Sieh es dir selbst an!«
    Lilith bückte sich, und es dauerte nicht lange, dann hatte sie begriffen, worauf Tobias anspielte.
    Er hatte sich bemüht, die Fäden, die bereits gewoben waren, unversehrt zu lassen, und so hatte es im ersten Moment den Anschein, als würde das hereinströmende Licht Schatten auf Beliers Leichnam werfen - dunkle Linien, deren Muster von den Spinnfäden bestimmt wurden.
    Daß es eine Wechselwirkung zwischen dem löchrigen Gespinst und dem Leichenmuster gab, konnte kaum geleugnet werden. Aber ebensowenig, daß diese optische Auffälligkeit nichts mit Schatten zu tun hatte.
    »Seine Haut, sein Fleisch, selbst die grauenhafte Wunde im Nacken .« Lilith schürzte die Lippen. »Überall dort, wo die Fäden gesponnen sind, hat sich das darunterliegende Gewebe des Leichnams verändert. Es sieht .«
    »... lebendig aus!« Tobias schien den Verdacht, den er selbst hegte, in Liliths Worten bestätigt zu finden. »Würde man den kompletten Leichnam mit einer einzigen großen Wunde vergleichen, könnte man sagen, einzelne Bereiche hätten bereits begonnen zu heilen .« Er schluckte hörbar.
    Lilith richtete sich wieder auf. Sie hatte eine Gänsehaut. »Wenn wir recht hätten«, sagte sie, »und wenn es der Spinne gelungen wäre, ihr Werk zu vollenden ... Aber nein, das ist absurd!«
    »Belier nannte den Teufel Vater«, gab Tobias das wieder, was er aus seinem Versteck in der Kirche heraus erlauscht hatte. »Wenn er wirklich der Sohn dieses Ungeheuers war .« Er sprach nicht wei -ter.
    »Warum hätte sein >Vater< ihn umbringen sollen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich auch nicht.« Lilith nahm einen auf der Theke liegenden Stock, in den eine Maßskala zum Bemessen des Tuches gekerbt war, und stocherte damit so lange in dem Gespinst herum, bis es vollkommen zerfetzt und der Leichnam im großen und ganzen davon gesäubert war.
    Das Muster auf dem nackten Körper blieb davon unbeeinträchtigt.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, legte sie den Stock wieder beiseite und bewegte ihren linken Arm so gezielt, daß der Mittelfinger der tauben Hand mit einer der >genesenen< Stellen in Berührung kam.
    Im nächsten Moment zuckte sie verblüfft zurück. Sie hatte nicht das geringste gefühlt, aber dort, wo die Hand des Auers mit dem rosigen Gewebe des Leichnams in Kontakt gestanden hatte, war die lebendige Frische gewichen, und der Bereich unterschied sich nicht mehr von den Leichenteilen, die bereits in allmähliche Verwesung übergingen.
    »Die Auferstehung ist gestrichen - ersatzlos!«
    Ihr launiger Ausruf täuschte darüber hinweg, wie wacklig sie plötzlich in den Knien geworden war.
    Tobias fragte auch nicht, woher sie gewußt hatte, was passieren würde. Wahrscheinlich ahnte er, daß sie es gar nicht gewußt hatte.
    »Gehen wir«, drängte er.
    Ja, gehen wir. Lilith lenkte ihre Schritte zum Ausgang.
    Noch zur selben Stunde verließen Tobias und sie Heidelberg durch das untere Tor. Als sie der Stadt der Schläfer den Rücken kehrten, war dies für den Mann an ihrer Seite ein Abschied, der etwas Endgültiges hatte und ihn entsprechend schmerzte. Er war nie weiter gekommen als bis zu einem nahen Wäldchen, in dem er mit Kristine .
    Tobias verkrampfte. Der Gedanke, die Tochter des Apothekers könnte gerade aus der Tür ihres Elternhauses treten und verwirrt ins Frühlicht blinzeln, zerriß ihm schier das Herz. Doch ein Zurück gab es nicht mehr. Der Blitz, der von Salvat auf ihn übergesprungen war, wand sich immer noch zuckend in seinem Kopf und erinnerte ihn an die Aufgabe, der er sich stellen mußte.
    Die Welt war in Gefahr!
    Und auch wenn Tobias fand, daß er ein ziemlich

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