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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Gestalten auf der menschenleeren Straße entgegen. Nirgends war ein Laut zu hören, keine fremden Schritte, keine Stimmen . nicht einmal ein Hahnenschrei aus einem der Hinterhöfe. Es war immer noch so still wie in der zurückliegenden Nacht, als sich Tobias voller dunkler Befürchtungen an die Fersen des Tuchhändlers geheftet hatte.
    »Du bist hier aufgewachsen?« fragte Lilena.
    Er nickte.
    »Wann haben die Spinnen begonnen, das Viertel lahmzulegen?«
    »Die ersten Anzeichen gab es schon vor etlichen Tagen«, sagte er und dachte an Kristine. Er seufzte. »Sich vorzustellen, daß sie alle eingesponnen in den Häusern liegen .«
    Das Mädchen, dessen beunruhigende Schönheit nur von Balthasar Auers Hand gestört wurde, setzte zu einer Erwiderung an. Doch in diesem Moment veränderte sich etwas spürbar. Etwas, das sich für Tobias anfühlte, als würde in seinem Hinterkopf die straff gespannte Saite eines Instruments bersten.
    Danach .
    . besaß die Stille plötzlich eine andere, wieder fast gewohnte Qualität.
    Lilena schien vergessen zu haben, was sie ursprünglich hatte sagen wollen.
    »Was war das?« fragte sie.
    Er zuckte die Achseln. Stumm setzten sie ihren Weg fort, der »Witterung« folgend, die sie schnurstracks auf Charles Beliers Haus zuzog.
    Schon von weitem war zu sehen, daß die Ladentür weit offen stand.
    »Was tun wir, wenn er noch da ist?« fragte Lilena mit rauchiger Stimme.
    Tobias blieb noch einmal kurz stehen. Er versuchte in sich eine Antwort auf Lilenas Frage aufzuspüren, aber alles, was er fand, war eine durch nichts erklärte Zuversicht. Was hatte Salvat mit ihnen getan?
    »Da! Da vorn! Sieh nur!« rief Lilena aus.
    Tobias folgte der angegebenen Richtung und sah, wie sich in diesem Moment die Tür eines anderen Hauses öffnete.
    Eine Frau wankte wie trunken ins Freie. Das Licht schien ihr wehzutun, denn sie bildete mit beiden Händen einen Schutz über den Augen und drehte sich desorientiert um die eigene Achse. Hinter ihr in der Tür erschien ein Kind mit ähnlichen Symptomen. Sein Weinen klang bis zu Beliers Haus.
    »Sie sind gar nicht tot! Er hat sie gar nicht . umgebracht«, rann es ungläubig über Tobias' Lippen, während Lilena zum Weitergehen drängte.
    »Die Spur führt in das Gebäude hinein, aber auch wieder heraus und weiter die Straße hinab ... Wir sollten trotzdem kurz nachsehen.«
    Noch während sie sprach, übertrat sie bereits die Schwelle des Ladens. Tobias zollte ihrem Mut keinerlei Bewunderung. Er wußte ja, daß sie nicht anders handeln konnte. Nicht mehr. So wenig wie er selbst.
    Und so fanden sie den Kokon, der sich von allen anderen dieses Viertels schon deshalb unterschied, weil er noch im Entstehen begriffen und folglich unvollendet war .
    *
    Lilith blickte auf den Toten, der eine andere Tote - Beth MacKinsey - Mutter genannt hatte.
    Antlitz und Körper waren von den Fäden einer Spinne überspannt, die den Eintritt von zwei Menschen in das Kontor bemerkt hatte und seither regungslos verharrte, mit jedem ihrer acht Beine auf einem anderen der kreuz und quer verlaufenden Schnüre. Nicht einmal das leiseste Zittern durchlief das lückenreiche Netz, aus dem heraus zwei Augen starrten, die den Anschein erweckten, als wäre hier ein alter Mann friedlich entschlafen. Dem widersprach die gräßliche Wunde jedoch dramatisch, die den Kopf in unmöglichem Winkel abstehen ließ und auch verantwortlich für die riesige Blutlache war, in der die Leiche ruhte.
    Lilith bemerkte, wie ihr Begleiter die Farbe wechselte und hervorstieß: »Warum ist er nackt?« Als Lilith nichts darauf entgegnete, ereiferte sich Tobias weiter: »Dieses scheußliche Getier! Was tut es da? Hatten wir nicht gehofft, der Spuk sei vorbei? Wir haben uns getäuscht! Ein Teil der Spinnenbrut lebt offenbar immer noch .«
    Er machte einen Schritt auf die weiterhin unbeweglich, wie lauernd dasitzende Spinne zu - und zertrat sie unter der Sohle seiner Sandale. Als er aber ausrief: »Das genügt nicht! Ich will, daß das ganze Haus brennt! Wer weiß, was sich noch alles darin verbirgt!« widersetzte sich Lilith.
    »Nein«, lehnte sie kategorisch ab. »Die Häuser kleben hier eins am anderen. Wir würden eine Feuersbrunst riskieren, die die halbe Stadt in Schutt und Asche legt. Kaum jemand wäre in der Lage, Löscharbeiten durchzuführen. Was glaubst du, wie viele Unschuldige sterben müßten!«
    »Wissen wir denn, ob sie noch unschuldig sind?« gab Tobias ebenso mürrisch wie betont zurück. Der Anblick der

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