Die Spuren der Seele
Öffentlichkeit auf uns ruhen und wir uns beruflich beweisen. Links offenbaren wir, welche Anlagen wir mitbringen, während wir rechts zu erkennen geben, wie wir mit unseren Anlagen umgehen, was wir aus ihnen gemacht haben.
Die rechte Hand ist die aktive, archetypisch männliche Hand. Sie repräsentiert die Gegenwart und die zu fällenden Entscheidungen. Die rechte Hand ist unsere öffentliche Hand, die wir der Welt zeigen, zum Beispiel bei allen Gesten des (Be-)Grüßens. Bei Rechtshändern ist sie oft dunkler und schlanker, weil sie mehr benutzt und bewegt, also besser trainiert wird.
Sind Sie ein umtrainierter Linkshänder?
Test: Stellen Sie sich vor, Sie hätten einer großen Künstlerin hingebungsvoll gelauscht und wollen ihr jetzt begeistert applaudieren. Fangen Sie jetzt tatsächlich an zu klatschen. Achten Sie dabei ganz bewusst auf Ihre Hände. Welche Hand dient nur passiv als Resonanzkörper, und welche ist aktiv und bewegt sich schlagend?
Auflösung: Die aktive Schlaghand gibt die (ins Leben) mitgebrachte Lateralität an.
1. Wenn Sie mit der linken Hand schlagen und die rechte still halten, liegt der Verdacht nahe, dass Sie Linkshänder sind. Wenn Sie davon bisher nichts wussten, können Sie davon ausgehen, zur großen Gruppe der umtrainierten Pseudorechtshänder zu gehören, und sehr wahrscheinlich werden Sie mit weiteren Übungen diese Vermutung bestätigen und mit der entsprechenden Beobachtung einer Fülle von Tätigkeiten (vom Zähneputzen über Federballspielen, Ballwerfen bis zum Türaufschließen) erhärten.
2. Falls Sie mit der rechten als Führungshand geklatscht haben, sind Sie sicher ein Rechtshänder. Es ist praktisch nie vorgekommen, dass Rechtshänder umtrainiert wurden.
3. Wenn Sie mit beiden Händen geklatscht haben, nach Kinderart patschend, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sie könnten (a) ein verwirklichter, in der eigenen Mitte angekommener Mensch sein und jede Bevorzugung einer Seite überwunden haben oder (b) auf dem Kinderniveau stehengeblieben sein, oder (c) Sie wurden frühzeitig in Ihrer Lateralität verunsichert.
Im Fall von 1. und 3.c wäre es das Einfachste, die Eltern mit der ehrlichen Frage zu konfrontieren, und in der Regel werden diese den Sachverhalt der Umtrainierung bestätigen (müssen). Allerdings erinnern sich oft nicht alle Eltern, oder die ungeschickte Aktion geschah im Kindergarten oder Hort.
Die Händigkeit oder Lateralität eines Menschen ist angeboren. Meist kann man schon sehr früh, spätestens wenn ein Kind zu malen beginnt, feststellen, welche Hand bevorzugt wird.
Im Gegensatz zum angelsächsischen wurden im deutschsprachigen Kulturraum bis vor kurzem Linkshänder rigoros umtrainiert und auf Rechtshändigkeit getrimmt, was in der Regel nur äußerlich und unzureichend gelang und weitreichende und unangenehme Konsequenzen für die Betroffenen hatte. Diese negativen Folgeerscheinungen sind in der Regel zeitlebens zu spüren, obwohl die Opfer ihre Orientierungsschwierigkeiten in vielen Belangen des Lebens meist nicht mit dieser frühen Sabotage ihres Orientierungssinnes verbinden.
Aber wie alles könnte sogar eine erzwungene Umstellung auch eine gute Seite haben. In einigen Fällen führte die Zwangsumstellung die Betroffenen dazu, neben ihrer begabten Hand zusätzlich die andere, schwächere zu entwickeln, was in der Konsequenz zu beidhändig besonders geschickten Uhrmachern, Pianisten oder Chirurgen führte. In jedem Fall ist das Gehirn daraufhin eher besser organisiert und gleichmäßiger im Einsatz. Es wurde für den Betreffenden dann vielleicht möglich, zusätzlich zu den linken kreativen Möglichkeiten, die sich gar nicht unterdrücken ließen, auch noch eine gute rechte und damit Verwirklichungshand zu entwickeln und so auch für ganz praktische Dinge ein gutes Händchen zu bekommen. Bei Linkshändern wird ja die dominante Hand von der rechten Gehirnhälfte geführt, die kreativer und ganzheitlicher arbeitet.
Statistiken legen nahe, wie sehr Linkshänder in kreativen Berufen überrepräsentiert sind. Dies mag natürlich auch mit der Herausforderung des Andersseins zusammenhängen. Bei den Umgeschulten, die diesen Prozess mit gutem, sogar gewinnbringendem Ausgang (üb)erlebt haben, dürfte dies noch verstärkt gelten.
Aber selbst wenn die Schattenseite in Gestalt von Ungeschicklichkeit bis zu Desorientierung die Folge der Umerziehung sein sollte, ist es nie zu spät, der angestammten Linken wieder zu ihrem Recht zu verhelfen und sie
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