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Die Spuren der Seele

Die Spuren der Seele

Titel: Die Spuren der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Fasel , Ruediger Dahlke
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in Beton verewigt. Im Französischen heißt »jetzt« » main tenant«, was wiederum wörtlich übersetzt »(in der) Hand haltend« bedeutet ( main = Hand, tenant = haltend). Im Jetzt halten wir also alles in der Hand und haben es in der Hand; uns steht zur Verfügung, was wir im Moment brauchen. Der Bezug der Hände zur Gegenwart, zum Jetzt, wird damit deutlich. Die Füße dagegen gehören als unsere Wurzeln mehr zur Vergangenheit. Wenn wir Hand und Fuß vergleichen, ist die Hand moderner und auch damit gegenwartsbezogener. Die Opposition unseres Daumens ermöglicht das Greifen und Begreifen. Beim menschlichen Fuß ist der große Zeh noch in einer Linie mit den übrigen Zehen angeordnet und bleibt auch dort, wie es bei anderen Säugern ebenfalls an den »Händen« der Fall ist.
    Unser Zugriff auf die Welt beginnt möglicherweise mit der Auflehnung des Daumens, der im Sinne von Prometheus in Opposition geht und eigene Wege wählt. Damit kommt etwas ganz Neues in die Welt – wie das Feuer, das Prometheus den Göttern entwendete und den Menschen brachte. Der erste Griff nach etwas bedeutete eine ähnliche Revolution und machte die Menschen auf andere Art den Göttern ähnlich. Die Revolution des Daumens in der Hand ermöglichte den Gebrauch von Werkzeugen. So sind die Hände – im Vergleich zu den Füßen – nicht nur mit unserer Gegenwart, sondern auch mit unserem Menschsein enger verbunden.
    Die Form der Finger gibt weitere Hinweise. Gerade Finger und Hände gehören zu geradlinigen Menschen, die dazu tendieren, den Augenblick wertzuschätzen. Krumme Wege und Finger weisen auf andere Ausrichtungen hin. Je gebogener die Finger sind, desto mehr verbiegen sich ihre Besitzer. Jeder Finger steht darüber hinaus für eigene Bedürfnisse, die jeweils über urprinzipielle Zuordnungen definiert sind. Er weist auch auf die Angst seines Besitzers hin, diese Bedürfnisse nicht erfüllen zu können oder in diesem Punkt abgelehnt oder abgewiesen zu werden. Darum drehen und wenden wir uns und verbiegen uns sogar, und die Finger verraten es und präsentieren uns obendrein die Themen, bei denen es geschieht.
    Seine Hände zeigt praktisch jeder Mensch, etwa beim Reden. Ließe er sie dabei in der Tasche, würde dies einen sehr verschlossenen und unhöflichen Eindruck machen. So viel Geheimniskrämerei um die Werkzeuge, mit denen er dem Leben begegnet, kann sich kaum jemand leisten. Und tatsächlich sprechen die Hände beim Reden gestikulierend fast immer ehrlich aus, was der Mund nur zu gern verschweigt. Wer sehen gelernt hat, wird rasch erkennen, ob die Gesten die Sprachbilder untermalen und der Betreffende sich elegant fließend über seine Gedanken der Welt nähert und dabei den Raum mit seinen Händen teilt oder ob er sich kämpfend durchschlägt oder ob er sich eher mühsam durchwindet. In diesen Luftmalereien wird deutlich, wie ausschweifend und fantasievoll oder wie strikt und konsequent wir unser Leben anpacken. Es zeigt sich, ob wir unsere Vorstellungen vage oder bestimmt vertreten, ob wir uns anbieten, sogar anbiedern oder ob wir uns energiegeladen mitteilen und durchsetzen.
    Dabei sind Gesten nichts Festes, Dauerhaftes wie die Formen der Fingerspitzen oder gar die Bilder auf ihnen, unsere »Fingerabdrücke«, die wir ins Leben mitbringen und die uns auch zeitlebens begleiten. Gesten bilden sich im Laufe des Lebens und werden meist durch bewusste und unbewusste Imitation von der Umgebung übernommen. Doch selbst wer wenig spricht und sich kaum zu gestikulieren erlaubt, muss spätestens beim Essen seine Finger offenbaren. Die Art, wie man die Esswerkzeuge bedient, kann Bände sprechen und sowohl Herkunft als auch Erziehung verraten. Die Finger selbst aber dokumentieren, welche Art von Persönlichkeit jemand ist.
Etwas mit rechts oder links tun – ein Test
    Die linke und die rechte Hand werden sich bei einem Menschen ähneln, aber keinesfalls gleich sein. Gerade die Unterschiede drücken die Besonderheit und den Reichtum einer Persönlichkeit aus.
    Die linke Hand ist generell die passive, archetypisch weibliche Hand. Sie erzählt von der bewussten Auseinandersetzung mit dem Du, dem Anderen, dem Gegenüber. Außerdem verrät sie Details aus der Vergangenheit und ist (bei Rechtshändern) die stille Hand, die die unterdrückten Vorgänge und Wahrheiten offenbaren kann. Die linke Hand zeigt, wie wir sind, wenn wir uns unbeobachtet und privat fühlen, während die rechte wiedergibt, wie wir sind, wenn die Augen der

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