Die Staatsanwältin - Thriller
Mastersons Schreibtisch. Um neun fragte ich beiseiner Assistentin nach, um sicherzugehen, dass Masterson das Memo noch an diesem Morgen sah. Er sei direkt zum Gericht gefahren, sagte sie, aber sie werde dafür sorgen, dass er es bekam.
Danach fragte ich noch zweimal bei ihr nach und hätte auch noch ein drittes Mal gefragt, aber sie wirkte inzwischen deutlich irritiert. Um halb fünf, gerade als ich den Hörer nehmen wollte, um ihn auf dem Handy anzurufen, kam Bill Masterson in mein Büro, schloss die Tür und setzte sich mir an meinem Schreibtisch gegenüber.
»Ich habe Ihr Memo bekommen«, sagte er. »Sie haben da eine Menge Arbeit hineingesteckt.«
»Wir müssen diesen Kerl fassen. Es ist das Richtige. Wie Sie merken, ist es mir ziemlich ernst damit.«
Ich musste nichts weiter sagen; ich hatte alles in mein Memo geschrieben. Caleb Tate war der Mann, der das Chaos mit den abgelehnten Deals ausgelöst hatte. Ich war mir sicher, dass er seine Frau umgebracht hatte. Ich war bereit, sowohl den Ruf meines Vaters als auch den von Richterin Snowden zu riskieren, nur um eine Chance zu bekommen, Tates Fall einer Jury vorzutragen. Mein letzter Abschnitt enthielt das Ultimatum. Ich würde eher kündigen als den Fall aufgeben.
Masterson und ich sprachen eine Weile darüber, wie wir Riveras Zeugenaussage handhaben konnten. Er bestätigte, dass er die Information über Snowden an den Generalstaatsanwalt weitergeleitet hatte. Sie hatten vergangenen Montag gemeinsam entschieden, sie nicht an Mace James weiterzugeben.
»Sie sind bereit, den Ruf Ihres Vaters aufs Spiel zu setzen?«
»Ja, Sir. Bin ich.«
Er rieb sich das Gesicht und starrte nachdenklich zu Boden. Dann leuchteten seine Augen auf, als sei ihm ein Licht aufgegangen.
»Rivera wird abstreiten, je etwas über eine Bestechung von Snowden erwähnt zu haben, richtig?«, fragte Masterson.
Seine Aufregung lieà mein Herz schneller schlagen. »Ja. Er streitet ab, dass dieses Gespräch je stattgefunden hat.«
»Richtig. Tate wird Rivera im Kreuzverhör danach fragen. Rivera wird abstreiten, dass das Gespräch zwischen ihm und Tate je stattgefunden hat. Die Erfolgsstatistik Ihres Vaters in Snowdens Verhandlungen istkein direkter Beweis â im besten Fall ein indirekter, mehr nicht. Aber bevor solche indirekten Beweise vorgelegt werden können, muss jemand Riveras Drohung gegen Tate bezeugen. Und wer ist der einzige Mensch, der das tun kann?«
»Tate«, sagte ich. Es schien plötzlich so klar. Wie hatte mir das entgehen können? »Sie haben recht«, dachte ich laut weiter. »Selbst wenn wir Tates Version der Ereignisse glauben würden, hat Rafael Rivera meinen Vater nie erwähnt. Nur Richterin Snowden. Der einzige Zeuge, der meinen Vater mit hineinziehen kann, ist Tate. Und falls Tate auf sein Aussageverweigerungsrecht verzichtet und in den Zeugenstand tritt, nageln wir ihn fest.«
Masterson stand jetzt und ging das Ganze in Gedanken durch. »Also kann Tate zwar Rafael Riveras Zeugenaussage demontieren, aber dafür muss er selbst in den Zeugenstand.«
»Ich glaube, das stimmt«, sagte ich. Ich ärgerte mich, dass mir das nicht früher aufgefallen war. Aber gleichzeitig war Mastersons Begeisterung ansteckend.
»Und wenn er das tut, geht es letzten Endes nur um unser Kreuzverhör mit Tate«, sagte Masterson. An seinem Blick konnte ich erkennen, dass er den Gedanken genoss.
»Wir machen Folgendes«, sagte er. »Wir gehen nächste Woche vor Gericht. Sie übernehmen das Eröffnungsplädoyer und alle Zeugen bis auf Rivera und Tate. Ich übernehme die beiden und das Schlussplädoyer.«
»Okay, Sir«, sagte ich.
Wir besprachen noch eine Stunde die Einzelheiten des Falls. Masterson machte sich keine Sorgen, dass er sich nicht in vollem Umfang auf den Fall vorbereitet hatte; er würde sich auf den neuesten Stand bringen, indem er den ersten Teil des Prozesses beobachtete. Ich wünschte, ich hätte auch nur die Hälfte seines Selbstbewusstseins.
Nachdem er mein Büro verlassen hatte, rief ich L. A. an.
»Wir sind dabei«, sagte ich.
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67
Mace James verbrachte die Tage nach Antoine Marshalls Hinrichtung damit, sein Versprechen einzulösen und den Namen seines toten Mandanten zu rehabilitieren. Mace war kein Psychiater und kannte die offiziellen Merkmale für eine Zwangsstörung
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