Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hänssler-Verlag
Vom Netzwerk:
Zeugenstand trat und aussagte, würde er es zur Presse durchsickern lassen. Er würde ihnen außerdem erzählen, dass er mir diese Informationen schon vor fast drei Monaten gegeben hatte und ich sie zurückgehalten habe, selbst als Antoine Marshall hingerichtet wurde. Tate würde einen Weg finden, das Blatt zu wenden, damit er nicht der Einzige war, der vor Gericht stand. Ich würde mich zu ihm gesellen. Und mein Dad.
    Es gab Momente in dieser Woche, in denen ich an den Prozess dachte, mir all die schrecklichen Dinge vorstellte, die passieren konnten, und fühlte, wie mein Herz anfing zu rasen, wie ich schnell und oberflächlich atmete. Ich maß meinen Puls und stellte ein paarmal fest, dass mein Herz über 150 Mal pro Minute schlug. Wenn es bei der Arbeit passierte, schloss ich die Bürotür und setzte mich an den Schreibtisch, die Augen geschlossen, und zwang mich zur Ruhe. Zu Hause tigerte ich auf und ab oder legte mich aufs Bett, bis ich entspannt genug war, um wieder klar zu denken.
    In der Nacht nahm ich Schlafmittel und tagsüber Muskelrelaxans. Ich sagte mir, dass sich diese Ängste nicht von der Nervosität eines Sportlers vor einem großen Wettkampf unterschieden. Wenn der Prozess erst angefangen hatte, würde es mir wieder gut gehen.
    Aber ich war Sportlerin, und ich hatte nie etwas Derartiges erlebt. Manchmal fürchtete ich ernsthaft, den Verstand zu verlieren.
    Es wurde schlimmer, als L. A. und ich Rivera via Skype für seine Zeugenaussage vorbereiteten. Es überraschte mich nicht, dass der Mann mürrisch und defensiv wirkte. »Er lügt«, sagte L. A., sobald wir aufgelegt hatten.
    Ich hatte selbst auch Bedenken, aber ich hoffte, wir irrten uns beide. »Woher willst du das wissen?«
    L. A. sah mich einen Augenblick an, als versuche er abzuwägen, ob er meine Zuversicht noch mehr zerstören sollte.
    Â»Sag es mir!«, beharrte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Du hast gefragt.«
    Wir hatten seinen Computer für das Gespräch benutzt, und ich hatte nicht gemerkt, dass er die Übertragung aufgenommen hatte. In der nächsten halben Stunde spielte er Teile von Riveras Aussage ab. Er deutete auf Mikroausdrücke, die in Riveras Gesicht aufgeblitzt waren. Er zeigte mir Diagramme von Frequenz und Stimmlage, die ein Programm berechnet hatte.
    Riveras Wortfluss verlangsamte sich und seine Stimmlage änderte sich, wenn er Fragen darüber beantwortete, wie er Caleb Tate Drogen beschafft hatte.
    Â»Die verlässlichsten Signale für Täuschung entstehen aus den kognitiven Anstrengungen und Emotionen, die eine Lüge hervorruft. Man braucht mehr gedankliche Leistung, um eine Lüge zu konstruieren als für die Erinnerung an die Wahrheit«, erklärte L. A. »Also verändern sich unser Sprechtempo und die Stimmlage, was aber für das bloße Ohr normalerweise nicht wahrnehmbar ist. Aber ein Computerprogramm kann es erfassen.«
    Die faszinierendsten Hinweise waren Riveras nonverbale Signale. L. A. nannte es die »Lust am Überlisten« – die Freude, die ein Soziopath dabei empfindet, andere zu täuschen. »Sieh dir das an – hast du gesehen, wie dieses teuflische kleine Lächeln aufgeblitzt ist?«
    Er hatte recht. In Echtzeit hatte ich es nicht bemerkt, aber wenn L. A. die Aufnahme in Zeitlupe abspielte, sah ich es. »Er spielt mit uns«, sagte L. A. »Caleb Tate mag schuldig sein. Aber dieser Kerl lügt nach Strich und Faden.«
    Diese Erkenntnisse machten mir nur noch mehr Angst. Ich konnte nicht beweisen, dass Rivera log, aber mein Bauch sagte mir, L. A. hatte recht. Also machte sich Jamie Brock, die prinzipientreue Staatsanwältin, die Frau, die Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit über alles andere stellte, dieselbe Frau, die vor Kurzem Informationen vor Mace James zurückgehalten hatte, bereit, in einem hochkarätigen Mordfall einen lügenden Zeugen in den Zeugenstand zu rufen.
    Aber wie hätten wir den Fall ohne ihn gewinnen können?

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
69
    Ausgerechnet. Es gab neun Richter am erstinstanzlichen Gericht von Milton County, und wir bekamen die eine Richterin, die ein persönliches Interesse an dem Fall hatte. Und so, wie sie mich von der Richterbank aus böse ansah, tat sie, als wäre der ganze Fall meine Schuld.
    Eine bizarre Entscheidung folgte der nächsten, und ich schien die Einzige im Gerichtssaal zu sein, der das auffiel. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher