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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Siger
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alte Sammelalben und Erinnerungsstücke durchzusehen, die mich an meine Mom erinnerten. Als Teenager hatte ich mich nicht besonders für ihre Arbeit als forensische Psychiaterin interessiert. Aber jetzt las ich ein paar Zeitungsausschnitte, die sie und mein Vater gesammelt hatten, und gewann ein neues Bewusstsein dafür, was für eine kompetente Gutachterin sie gewesen sein musste. Sie sagte im ganzen Land gegen Angeklagte aus, die auf Unzurechnungsfähigkeit aufgrund einer Störung der Impulskontrolle plädierten. Sie hatte sich anscheinend auf die Voraussetzungen für Gehirnwäschen spezialisiert und war die Psychiaterin der Wahl in vielen hochkarätigen Fällen, in denen die Staatsanwaltschaft diese Verteidigungsstrategie widerlegte.
    Nur einer der vielen Artikel, die ich las, berichtete von einem Fall, den sie verloren hatte. Der Anwalt der Verteidigung war ein junger Angeber aus Las Vegas namens Quinn Newberg gewesen.
    Aber meine Mom sagte auch für die Verteidigung aus. Und zwar bei Anklagen wegen sexuellen Missbrauchs, bei denen die Opfer unter Hypnose behaupteten, sich an den Missbrauch zu erinnern. Meine Mom war anscheinend landesweit führend darin zu zeigen, dass Menschen, die empfänglich für Hypnose waren, genauso empfänglich für Suggestionen durch den Hypnotiseur waren. Oft half der Berater oder Psychologe dem »Opfer«, eine detaillierte Schilderung von sexuellen Missbräuchen zu geben, die in Wirklichkeit nie stattgefunden hatten.
    Es war so ein tragischer Verlust, dass meine Mom in der Blüte ihrer beruflichen Laufbahn hatte sterben müssen, ganz zu schweigen davon, dass es die Zeit gewesen war, in der ihre Tochter sie am meisten gebraucht hatte.
    Ich rief Chris ein paarmal an, und es schien ihm leichter als mir zu fallen weiterzumachen. Aber andererseits musste er auch nicht mit den Geheimnissen leben, die ich mit mir herumschleppte. Ich hatte beschlossen, dass ich ihm nie von meiner Recherche erzählen würde. Ich hatte das Gefühl, ich zahlte schon selbst einen hohen Preis dafür, den Ruf meines Vaters geschützt zu haben. Es brachte nichts, Chris' Erinnerungen ebenfalls zu zerstören.
    Am späten Freitagnachmittag hatte ich schließlich die Nase voll davon, mir selbst leidzutun, und rief Bill Masterson an. Er fragte, wie es mir ginge, und ich sagte ihm, es sei mir schon besser gegangen. Seine Lösung überraschte mich nicht.
    »Ich denke, es ist Zeit, dass Sie wieder einsteigen. Das hätten Ihre Eltern beide gewollt.«
    Ich stimmte ihm zu, denn ich hatte nicht die Energie, ihm die Wahrheit zu sagen – dass ich nicht wusste, ob ich überhaupt noch Staatsanwältin sein wollte.
    »Wir müssen das Verfahren im Fall Caleb Tate diese Woche einstellen lassen«, sagte Masterson. »Und dann müssen wir uns auf den Ansturm der Presse vorbereiten.«
    Ich wusste, was das bedeutete. Ich würde diejenige sein, die sich den Reportern stellen und ihnen erzählen würde, dass wir nicht genug Beweismaterial hatten, um damit vor Gericht zu gehen. Alle wussten, wie dringend ich Caleb Tate festnageln wollte. Die Tatsache, dass wir uns zurückzogen, zumindest für den Moment, würde besser aufgenommen, wenn die Information von mir kam.
    Als ich am Freitagabend ins Bett ging, war das letzte Bild in meinem Kopf dasselbe, das ich auch in den anderen Nächten gesehen hatte, bevor das Schlafmittel wirkte – das Gesicht von Antoine Marshall, der mich im Tod genauso heimsuchte wie er es im Leben getan hatte.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
65
    Das Telefon weckte mich aus meinem Tiefschlaf am frühen Samstagmorgen. Zu früh. Ich schaute auf die Anzeige – L. A. – und drehte mich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen. Als Nächstes schickte er mir eine SMS, in der stand, wir müssten reden, und ließ dann noch einen weiteren Anruf folgen. Er sprach mir auf den Anrufbeantworter, aber ich war zu müde, um ihn abzuhören, und es dauerte nicht lange, bis ich im Medikamentenrausch wieder wegdämmerte.
    Doch L. A. war hartnäckig. Als ich das nächste Mal aufwachte, bellte Justice wie verrückt jemanden an, der an der Vordertür klopfte. Ich beschloss, auch das zu ignorieren, aber wer auch immer es war – er verstand keine zarten Andeutungen. Ich sah blinzelnd auf den Wecker. Er zeigte 7.05 Uhr an. Ich versuchte, die Wirkung des Schlafmittels abzuschütteln, und endlich dämmerte mir, dass niemand so früh klopfte, wenn es kein Notfall ist.
    Ich sah meine wilde Frisur im Spiegel und glättete sie ein bisschen, bevor ich

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