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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Siger
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in einer kleinen Zelle saß, eine SMS von einem Anwalt bei Knight & Joyner. Der Supreme Court hatte ihre letzte Bitte um einen Aufschub der Hinrichtung abgelehnt. Diesmal würde es kein Drama in letzter Minute geben.
    Antoine sah Mace mit erwartungsvollem Blick an, in ihm ein letzter Hoffnungsschimmer, aber Mace schüttelte nur den Kopf. Antoine nickte, senkte den Blick und die Tränen begannen zu fließen. Nach ein paar Minuten wischte er sich die Augen und hob den Kopf. Er legte die Hand auf Maces Schulter. »Sie haben Ihre Sache super gemacht. Ich habe einen Anwalt wie Sie gar nicht verdient.«
    Mace spürte einen Kloß im Hals, und er hatte Mühe zu sprechen. »Was Sie verdienen, ist ein Anwalt, der das Ganze hier aufhalten könnte.«
    »Nee.« Antoine schüttelte den Kopf. »Ich verdiene genau das, was ich bekommen werde.«
    Mace verfluchte sich selbst zum ungezählten Mal, dass er diesen BEOS-Test angezettelt hatte. Er war schockiert gewesen, als er die Ergebnisse gesehen hatte. Danach hatte er angefangen, an der Zuverlässigkeit der Methode zu zweifeln. Er hatte mit Experten gesprochen, die die Glaubwürdigkeit des Tests infrage stellten – Experten, die er während seiner Bemühungen um die Zulassung des Tests ignoriert hatte. Doch selbst als er Antoine das alles erklärt hatte, wollte der ihm nicht glauben. Antoine war zu der Überzeugung gelangt, dass er sich die ganze Zeit selbst etwas vorgemacht hatte und dass er Laura Brock im Drogenrausch getötet haben musste. Und anstatt ihn zu retten, hatte Mace nur erreicht, dass sein Mandant mit einer überwältigenden Schuldenlast ins Grab ging.
    Die Männer saßen noch fünf Minuten schweigend da, bis der Geistliche für ein letztes Gebet kam. Der Gefängnispastor war ein großer und sanfter Mann und hatte Antoine besonders ins Herz geschlossen. Die beiden Männer umarmten sich und knieten dann gemeinsam auf den Boden. Mace kniete sich zu ihnen. Es war, als risse man ihm das Herz heraus, als Antoine versuchte, für Chris und Jamie Brock zu beten, seine Gedanken aber nicht zu Ende bringen konnte. Der Geistliche sprang ein und betete, während Antoine ungeniert weinte.
    Mace fragte sich, ob sich sein Mandant in der halben Stunde wohl wieder fangen würde, die ihm bis zu seiner Hinrichtung blieb.

    Als um genau 19 Uhr die Vorhänge zurückgezogen wurden, war Antoine Marshall schon auf die Liege geschnallt, die sich keine zwei Meter entfernt auf der anderen Seite des halb durchlässigen Spiegels befand. Der Raum war sauber und steril, mit weißen Wänden, einem Fliesenboden und nur der Liege in der Mitte. Vier Wachmänner standen neben dem Gefangenen, und ich wusste, dass einer davon ausgebildeter Sanitäterwar. Ich wusste, dass keine Ärzte an der Prozedur beteiligt waren wegen ihres Gelöbnisses, ihren Patienten keinen Schaden zuzufügen.
    Chris und ich saßen in der ersten Reihe, zusammen mit Masterson und dem Sheriff. Mace James und der Gefängnispastor saßen hinter uns und die dritte Reihe wurde von fünf Reportern besetzt. Der Gefängnisdirektor, der den Vorhang zurückgezogen hatte, trat an Antoines Seite und las den Hinrichtungsbefehl vor. Er fragte ihn, ob er noch etwas sagen wolle. Chris nahm meine Hand.
    Ich war schockiert, wie hilflos und zerbrechlich Antoine Marshall aussah. Ich erinnerte mich, wie er beim Prozess ausgesehen hatte, und hatte einen mürrischeren, prahlerischeren Mann erwartet. Aber die Person da vor mir hatte trübe, rote Augen, deren Blick in elender Angst von einem Beobachter zum anderen schoss.
    Er wirkte kleiner und dünner als in meiner Erinnerung. Eigentlich wirkte er sogar beinahe ausgehungert, schien in seinem orangenen Overall fast zu ertrinken. Erst später würde ich erfahren, dass er vierzig Tage gefastet hatte.
    »Ich will … nur sagen«, stammelte er, »dass es mir so leid tut. Jamie und Chris Brock …« – seine Lippe begann zu zittern, und ich konnte Tränen über seine Wangen kullern sehen – »danke, dass Sie versucht haben, mir das Leben zu retten, obwohl ich Ihrer Mutter das ihre genommen habe. Ich habe jeden Tag für Sie gebetet, und wenn Sie mir irgendwie vergeben können, beten Sie bitte, dass Gott Erbarmen mit mir hat. Meine einzige Hoffnung liegt jetzt in Jesus.«
    Er schloss die Augen, und ich hätte am liebsten den Blick abgewandt. Der Sanitäter tupfte seinen Arm mit Alkohol ab, fand eine Vene und stach die Nadel ein. Dann schloss er einen Infusionsschlauch an, der durch ein Loch in der Wand in den

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