Die Staatsanwältin - Thriller
tanzen.«
Ich war begeistert von Hamptons Schuldeingeständnis, aber meine Gedanken waren anderswo. Den ganzen Morgen verfolgte ich die Anträge, die bei Gericht eingereicht wurden, weil ich eigentlich hoffte, dass Mace James und seine Mitstreiter bei Knight & Joyner es irgendwie doch noch schaffen könnten, die Hinrichtung zu verhindern. Aber bis Chris mich um ein Uhr nachmittags zu Hause abholte, hatten schon drei verschiedene Gerichte Urteile gefällt, in denen sie neue Anträge von Antoine Marshalls Anwälten ablehnten. Es blieb noch eine Chance – der US Supreme Court –, aber es gab nichts Neues, das die Aufmerksamkeit der dortigen Richter hätte wecken können.
Eine Sitzung mit Dr. Gillespie am Montag hatte mir geholfen, etwas von meinen Schuldgefühlen aufzuarbeiten. Er hatte mir außerdem ein anderes Schlafmittel verschrieben, von dem er sagte, es werde mir ein Gefühl tiefer Entspannung verschaffen, besseren REM-Schlaf und mein Wohlbefinden steigern. Ob es wirkte oder nicht – ich war am Dienstagweniger nervös als am Tag zuvor. Aber ich fand trotzdem keinen Frieden angesichts dessen, was mich heute erwartete.
Auf dem Weg nach Jackson versuchte Chris mich zu überzeugen, dass wir alles uns Mögliche getan hatten, um diesen Moment zu verhindern und dass Gott für eine Begnadigung sorgen würde, wenn Antoine Marshall nicht sterben sollte. Ich bewunderte den blinden Glauben meines Bruders an das Eingreifen Gottes, aber er wusste nicht, was ich wusste. Die Manipulationen hinter den Kulissen waren abstoßend und führten die naive Vorstellung von Gerechtigkeit ad absurdum, die ich bei meinem Eintritt in die Staatsanwaltschaft noch gehabt hatte.
Diesmal gab es keine Verkehrsstaus, und Chris und ich kamen zwei Stunden zu früh in Jackson an. Wir setzten uns in einen McDonald's und hielten uns eine Stunde an Cola light fest, jeder tief in seinen eigenen Gedanken versunken.
»Bereit?«, fragte mich Chris schließlich.
»Ich denke schon.«
Wir kamen um sechs auf dem Gefängnisparkplatz an, und die Demonstranten blieben stehen und starrten uns an. Fernsehkameras schwenkten zu uns herum. Chris ließ den Motor laufen, damit wir noch ein paar Sekunden lang die klimatisierte Luft genießen konnten. Er nahm meine Hand und schlug mir vor zu beten.
»Gute Idee«, sagte ich.
Ich neigte den Kopf, als Chris mit derselben Ernsthaftigkeit für Antoine Marshall betete wie damals, als Dad ins Krankenhaus kam. Er endete mit der Bitte, dass Gott sich Antoine Marshalls Seele erbarmen möge. Ich murmelte ein Amen und öffnete die Augen.
Ich berührte die Halskette meiner Mutter und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. »Ich konnte nie erwarten, dass dieser Tag endlich kommt«, sagte ich. »Und jetzt ist er da, und ich wünschte, es wäre anders.«
»Es liegt jetzt nicht mehr in unserer Hand«, sagte Chris. »Das lag es nie.«
Wir stiegen aus. Ich hielt den Blick stur nach vorn gerichtet und ignorierte die kleine Gruppe von Demonstranten, während ich neben Chris herging. Zu meiner Überraschung begannen die Demonstranten zu klatschen. Zuerst nur ein paar, dann stimmten alle ein – ein Zeichen von Respekt, während sie sich aufreihten, um uns in die Augen zu sehen und ihre Wertschätzung dafür zu zeigen, dass sich zwei unschuldige Opfer dafür eingesetzt hatten, einem Mann das Leben zu retten. Sogar die Fernsehteams verzichteten darauf, uns Fragen zuzubrüllen, auch wenn sie uns mit ihren Kameras folgten.
Chris nickte den Demonstranten zu und dankte ihnen, aber ich sagte kein Wort. Ich wollte nur in die relative Sicherheit des Gebäudes und die Sache hinter mich bringen.
Wir gingen durch fünf Sicherheitsbereiche – die Wache am stacheldrahtbewehrten Tor, der Metalldetektor und eine zweite Reihe Wachen, zwei hydraulisch geregelte Türen hintereinander und schließlich wurden wir noch abgetastet –, bevor wir in den Warteraum gebracht wurden. Bill Masterson kam ein paar Minuten später, gefolgt von dem Sheriff, der die Untersuchung nach dem Mord an meiner Mutter geleitet hatte. Ich umarmte sie beide und dankte ihnen für ihr Kommen.
In ein paar Minuten würden wir von einem Kleinbus zu dem weißen Gebäude am Rande des Geländes gebracht werden, in dem sich die Hinrichtungskammer befand.
Im Beobachtungsraum würden wir auf Mace James, den Gefängnispastor und fünf Reporter treffen. Caleb Tate würde nicht da sein. Dazu war er viel zu feige.
Um 18.19 Uhr erhielt Mace James, der neben seinem Mandanten
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