Die Staatsanwältin - Thriller
aussehen würde.«
L. A. hatte nicht ganz unrecht, aber ich wusste: So einfach war es nicht. »Wenn wir vor Gericht gehen, kommt dieses ganze Zeug über meinen Dad heraus. Tate wird Rivera im Kreuzverhör vernichten, und die Presse wird Masterson und mich kreuzigen. Jetzt ist es zu spät.«
»Da irrst du dich«, sagte L. A. hitzig. »Erstens glaube ich nicht, dass du irgendeine Pflicht hattest, diese Information an Mace James weiterzugeben. Niemand kann etwas beweisen, außer dass dein Vater sich in Richterin Snowdens Verhandlungen gut geschlagen hat. Und selbst wenn du die Pflicht gehabt hättest, es weiterzuleiten – du hast es Masterson gesagt, und der hat es dem Generalstaatsanwalt gemeldet. Was hättest du sonst noch tun können?«
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Es klingt logisch, während wir hier sitzen, aber Caleb Tate würde …«
»Jamie«, unterbrach er mich, »der kleine Junge musste dabei zusehen, wie sie seiner Mutter die Kehle durchgeschnitten haben. Die Spurenermittler konnten das an den Blutspritzern erkennen. Was für Tiere tun so etwas? Was für ein kranker Mensch stiftet sie zu so etwas an?«
L. A. lehnte sich vielleicht ein wenig weit aus dem Fenster, aber ich teilte seinen brennenden Wunsch, Caleb Tate auszuschalten. Vielleicht war ich zu einem Leben als Kämpferin verurteilt und mein Selbstbild definierte sich mehr durch meine Feinde als durch die Leute, die ich liebte.
»Ich denke darüber nach«, sagte ich.
»Mehr kann ich nicht verlangen.« Und dann, wie um den Handel zu besiegeln, fasste mich L. A. sanft im Nacken. Er beugte sich vor und gab mir einen Kuss, und ich wehrte mich nicht. Es war ein langer Tag gewesen, und meine Nerven lagen blank, aber das hier fühlte sich richtig an.
Wir lösten uns wieder ein wenig und blieben einen Augenblick so, nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt.
»Ich sollte gehen«, sagte ich.
Ich stieg aus, weil ich mich nicht traute zu bleiben. Ich schloss die Wagentür, beugte mich aber noch einmal hinunter. Er öffnete das Beifahrerfenster. »Danke für den Kuss«, sagte ich.
»Wo der herkam, gibt es noch mehr.«
Ich lächelte. Wahrscheinlich zum ersten Mal seit mehr als einer Woche. »Daran habe ich nie gezweifelt«, erwiderte ich.
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66
Ich stellte meinen Wecker für Sonntag auf sechs Uhr, und Justice trieb mich aus dem Bett. Er wedelte mit dem Schwanz und sprang herum, während ich ihm Frühstück machte, wie um zu feiern, dass sein Frauchen wieder ins Leben zurückkehrte. Ich arbeitete den ganzen Tag an einem Memo, in dem ich argumentierte, dass wir planmäßig in acht Tagen mit dem Tate-Prozess beginnen sollten. Ich wusste, wir konnten einen kurzen Aufschub erhalten und den Fall in den September hineinverschieben, falls es sein musste. Aber wir hatten die Zeugen schon vor mehr als einem Monat schriftlich vorgeladen, und ich hatte schon Entwürfe für alle ihre Aussagen gemacht. Ich wollte fristgerecht anfangen.
Am Sonntagabend kam L. A. vorbei und machte Abendessen, während wir alles besprachen, was wir in den nächsten Tagen erledigen mussten, falls Masterson erlaubte, dass der Fall weiterging. Wir mieden es, über die Alternative zu sprechen – was passieren würde, wenn Masterson es darauf ankommen ließ und ich wirklich kündigen musste.
Am Montagmorgen kam ich um acht zur Arbeit und legte einen Ausdruck meines Memos in einem Umschlag mit der Beschriftung persönlich und vertraulich auf Mastersons Schreibtisch. Um neun fragte ich beiseiner Assistentin nach, um sicherzugehen, dass Masterson das Memo noch an diesem Morgen sah. Er sei direkt zum Gericht gefahren, sagte sie, aber sie werde dafür sorgen, dass er es bekam.
Danach fragte ich noch zweimal bei ihr nach und hätte auch noch ein drittes Mal gefragt, aber sie wirkte inzwischen deutlich irritiert. Um halb fünf, gerade als ich den Hörer nehmen wollte, um ihn auf dem Handy anzurufen, kam Bill Masterson in mein Büro, schloss die Tür und setzte sich mir an meinem Schreibtisch gegenüber.
»Ich habe Ihr Memo bekommen«, sagte er. »Sie haben da eine Menge Arbeit hineingesteckt.«
»Wir müssen diesen Kerl fassen. Es ist das Richtige. Wie Sie merken, ist es mir ziemlich ernst damit.«
Ich musste nichts weiter sagen; ich hatte alles in mein Memo geschrieben. Caleb Tate war der Mann, der das Chaos mit den abgelehnten Deals ausgelöst hatte. Ich war mir sicher, dass er seine Frau umgebracht hatte. Ich war bereit, sowohl den Ruf meines Vaters als
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