Die Stadt am Ende der Zeit
können.
Und genau an diesem Punkt beginnt mein Roman Die Stadt am Ende der Zeit .
Was die zeitlichen Maßstäbe betrifft, habe ich mir einige Freiheiten erlaubt, denn ich bin davon ausgegangen, dass die Physik uns noch viele weitere Überraschungen bescheren wird. Ich hoffe, niemand fühlt sich dadurch vor den Kopf gestoßen.
Und jetzt dürfen Sie gemeinsam mit mir das Zählen beginnen: eins, einhundert, einhundert Billionen …
Wie man eine Universalbibliothek aufbaut
Stellen Sie sich eine Bibliothek vor, die jedes mögliche Buch umfasst. Jedes Buch hat einen Umfang von, sagen wir, 410 Seiten. Jede Seite hat 40 Zeilen und jede Zeile 80 Zeichen, entnommen einem Alphabet von 26 Buchstaben. Die Bibliothek besteht aus allen möglichen Anordnungen dieser Buchstaben innerhalb eines Bandes. Das heißt, es gibt Bücher, die sich nur durch einen einzigen Buchstaben, zwei Buchstaben, ein einziges Wort oder auch durch ganze Abschnitte und Seiten voneinander unterscheiden. Doch die meisten Bücher weichen vollständig von ihren »Kollegen« ab.
Wie lange würde es dauern
die Regale für all diese Bücher zu bauen?
all diese Regale mit Büchern zu füllen?
all diese Bücher abzustauben?
Halb im Ernst haben Schriftsteller und Philosophen seit Jahrhunderten über eine solche Bibliothek nachgedacht. Vielleicht ist das berühmteste Beispiel dafür »Die Bibliothek von Babel«, ein spekulativer Essay von Jorge Luis Borges, in dem die oben erwähnte Beschreibung enthalten ist. Ich weiß nicht, wo ich erstmals auf dieses Konzept gestoßen bin: entweder in George Gamows 2 Werk One, Two, Three …
Infinity (erstmals veröffentlicht 1947 bei Viking, New York; deutsch: Eins, zwei, drei … Unendlichkeit , München 1957) oder
in Kurd Lasswitz’ Erzählung Die Universalbibliothek von 1901 (auf Englisch abgedruckt in Fantasia Mathematica , herausgegeben von Clifton Fadiman, 1958).
Gegenwärtige Spekulationen über eine »Universalbibliothek« allen menschlichen Wissens, digitalisiert und über das Internet zugänglich, beinhalten zwar sicherlich ehrgeizige Ziele, nehmen sich im Vergleich zu früheren Überlegungen aber eher blass aus.
Wie groß wäre eine Universalbibliothek? Wikipedia verrät uns, dass Borges’ Bibliothek eine atemberaubende Anzahl von Bänden umfassen würde:
25 1.312.000 ≈ 1.956 × 10 1.834.097
Eine Billion ist 10 12 .
Selbst die Variationen eines einzelnen Absatzes (vorausgesetzt der übrige Text bliebe identisch) würden einen Raum füllen, der größer wäre als unser Universum. Diese unermesslichen Zahlen machen es uns schwer, dem Konzept überhaupt irgendeine Bedeutung zuzuschreiben. Es kommt uns albern vor, wenn wir uns derart viele Texte vorstellen oder, in eher kybernetischen Begriffen ausgedrückt, so viele Zeichenketten . (Diese Art von Kette definiert das Oxford English Dictionary als »linear sequence of characters, words, or other data« – als lineare Folge von Schriftzeichen, Wörtern oder anderen Angaben.)
Dennoch faszinieren uns Unendlichkeiten, und ein Großteil der Mathematik geht sehr geschickt damit um, unendliche Größen zu beschreiben, einzustufen und sogar damit zu arbeiten, obwohl sich jede unendliche Zahl bis in alle Ewigkeit fortsetzt.
Die oben erwähnte riesige Zahl würde unendliche Male in jede unendliche Zahl eingehen können.
Warum also sollten wir uns durch überaus große Zahlen einschüchtern lassen?
Tatsächlich gibt es in den Naturwissenschaften und in der Mathematik viele Beispiele für Konzepte, die außerordentlich große Zahlen beinhalten. Im beginnenden 18. Jahrhundert spekulierte Gottfried Leibniz darüber, dass wir die Zukunft des Universums vorhersagen könnten, wäre uns der genaue Ort jedes einzelnen Teilchens im Universum bekannt. Auf dieser Idee basierten die Vorstellungen von einem »rationalen« Universum, das wie ein Uhrwerk arbeitet. Selbstverständlich muss man nicht nur Messungen durchführen und Informationen sammeln, um die Orte dieser Teilchen in Erfahrung zu bringen, sondern man muss dieses Wissen auch speichern und danach Berechnungen durchführen, um die Folgeposition jedes einzelnen Teilchens zu bestimmen, und auf dieser Grundlage kalkulieren, wie sie alle miteinander wechselwirken … Eine hübsche Idee, die allerdings sehr bald ausufert und außer Kontrolle gerät. Möglich, dass wir nach dieser peinlichen Erfahrung zuerst erröten, um gleich darauf ungeniert zu behaupten, zukünftig könne eine Rechenmaschine mit ausreichender
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