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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Wells ein solches Ende für unsere Erde und Sonne vorauszusetzen.
    Der radioaktive Zerfall hat die Dinge komplizierter gemacht. Und dann tauchten geniale Köpfe wie Einstein, Heisenberg und andere auf, die uns klar machten, dass wir in Wirklichkeit allesamt unwissende Schwachköpfe sind und die Thermodynamik des Dampfmaschinenalters längst überholt ist, da man jede Menge weiterer komplexer Faktoren berücksichtigen muss. Schwarze Löcher, zum Beispiel.
    Mit der Entwicklung der Quantentheorie und der Informationstheorie wurde die Diskussion noch abstrakter, denn die Physiker stellten jetzt Fragen wie: Kann die in ein Schwarzes Loch fallende Information jemals wieder daraus entweichen? Stephen
Hawking zeigte auf, dass Strahlung aus einem Schwarzen Loch flüchten kann, kam jedoch anfangs zu dem Schluss, diese Strahlung könne nicht in der Lage sein, Information zu übermitteln. 2005 revidierte er diese Annahme. (Selbstverständlich begrenzte Hawking seine Definition von Information auf den Bereich der Quanten. Nach wie vor ist mir nicht klar, wie man Hawkings Definition mit Claude Shannons 1 Aussagen darüber verbinden kann, wie Information über Telefonleitungen übertragen wird und wie irgendeine vorstellbare Nachricht am effizientesten kodiert und mathematisch beschrieben werden kann. Vielleicht sollte man es gar nicht erst versuchen.)
    Allerdings weiß ich, dass man sehr viel mehr Speicherplatz für die Kodierung eines Random-Systems braucht, etwa für die Kodierung eines sehr stark verrauschten Digitalfotos, als für die Codierung eines sauberen, klaren Bildes. Gleiches gilt auch für einen Zufallstext – einen Text aus zufällig aneinandergereihten Zeichen – oder für die Nachkommastellen der Kreiszahl Pi, die sich ewig fortsetzen, ohne irgendeinen Sinn zu
ergeben. Diese Systeme oder Zahlen kann man nur als effizientesten Ausdruck ihrer selbst beschreiben.
    Natürlich kann man Pi auch durch eine Gleichung auf einem Rechner erzeugen, so wie man das mit offensichtlich zufälligen Pixelmustern tun kann. Doch während Pi jedes Mal dieselbe Größe sein wird, da es sich hier um eine Konstante handelt, wird die Zufallsverteilung der Pixel höchstwahrscheinlich von Mal zu Mal voneinander abweichen.
    Doch was hat all das mit dem Ende des Universums zu tun? Ehrlich gesagt wissen wir es nicht.
    Nach neuen Erkenntnissen scheint das Universum, in großem Maßstab betrachtet, flach zu sein. Das heißt, es wird sich nicht in sich selbst aufrollen oder Zyklen durchlaufen, in denen es sich ausdehnt und wieder zusammenzieht, um danach eine Wiedergeburt zu erleben. Vielmehr wird es einfach weiterexistieren, bis sich alles darin sehr verdünnt und ausbreitet. Das Universum dehnt sich jetzt offenbar sogar schneller aus als früher; das Tempo der Ausdehnung erhöht sich, und das gibt uns derzeit Rätsel auf. Irgendetwas, das nichts mit der ursprünglichen Energie des Urknalls zu tun hat, schiebt das Universum auseinander.
    Wenn das Universum tatsächlich ein offenes System ist, das sich ewig weiter ausdehnt, dann ist die Entropie das geringste unserer Probleme. Die Strahlung der Sterne wird sich dabei einfach über alle Zeiten hinweg weiterhin nach außen ausdehnen, und das Universum wird sich sehr stark abkühlen. Möglich, dass selbst die Bestandteile der Materie zerfallen (in etwa 10 hoch 40 Jahren), die Schwarzen Löcher sich auflösen und verschwinden und die Konstanten des Universums sich verändern … Die vier apokalyptischen Reiter werden kommen und
gehen und dann einfach verblassen, bis nichts mehr von ihnen übrig bleibt. Kein fröhliches Ende für das Universum. Überhaupt kein Ende. Doch zumindest brauchen wir uns dann nicht mehr um den Wärmetod an sich zu sorgen. Denkbar, dass irgendeine übermenschliche Wesenheit in einer sehr fernen Zukunft in der Lage ist, die sich ausbreitende Information in ihrer Gesamtheit zu messen. Und dann wird sie weise nicken und sagen: »Jawohl, immer noch so wie früher, natürlich nur von der Menge her betrachtet. Insgesamt sind’s drei kosmische Teelöffel.«
    Doch ich bezweifle, dass genügend Energie da wäre, um eine solche Messung vorzunehmen; schon gar nicht würde sie dazu ausreichen, diese Information zu rekonstruieren und in irgendetwas Nützliches umzuwandeln.
    All das natürlich unter dem Vorbehalt, dass wir vielleicht noch immer nicht wissen, wovon hier die Rede ist, und die Dinge noch komplizierter und faszinierender sind, als wir es uns überhaupt vorstellen

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