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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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anatomischen Gegebenheiten konnte selbst der tüchtigste kosmetische Chirurg nicht ändern.
    Dany bekämpfte ihre Erregung. Obwohl ein Toter, der noch lebte, als Einleitung der Untergrundoperation ›Flashlight‹ ihren Thailand-Report, diese heiße Story von Liebe und Laster, Kult und Korruption, Folklore und Exotik, als unschlagbarer Zusatzknüller anreichern würde, hielt sie ihr Wunschdenken in Grenzen. Intuition ist gut, sagt sie sich, Kontrolle besser.
    In der Reihe vor ihr saß Bruno, der Rechercheur. Der Dreiunddreißigjährige mit den großen Ohren, die an den Spitzen leicht gebogen waren, und den Dackelfalten an der Stirn wirkte melancholisch wie ein Jagdhund in der Schonzeit.
    Dany tippte ihm auf die Schulter.
    Er folgte ihrer Blickrichtung und nickte, es bedurfte keiner Erklärung. Bruno würde sich vorsichtig an den Mann hängen. Die Journalistin und ihr Rechercheur waren aufeinander eingespielt wie zwei Taschendiebe, die mit den Augen und den Ohren stahlen.
    »Wenn sie zusammengehören, biete ich Ihrem Begleiter gern meinen Platz an«, sagte Fenrich zu der neben ihm sitzenden Dany; die Erleichterung über seine geglückte Flucht machte den Stararchitekten galant.
    »Besten Dank, Doktor Kimble«, erwiderte sie. »Bruno raucht mir zuviel, und außerdem hat er kein Sitzfleisch.«
    Die Tristar rollte auf die Startbahn. Während eine Stewardess den Gebrauch der Schwimmweste vorführte, überzeugten sich ihre Kolleginnen, daß die Passagiere vorschriftsmäßig angeschnallt waren. Alles ging schnell und reibungslos.
    Der Flugkapitän überprüfte die Maschine mit den drei Triebwerken; sie rollte an. Mit der gedämpften Beleuchtung an Bord rissen die Gespräche ab. Einen Moment lang war nur der Düsenlärm zu hören. Dann hob der Jet von der Piste. Seine Schnauze bohrte sich zielstrebig und radargelenkt in die Nebelwand und ging auf Kurs.
    Die Beleuchtung wurde wieder heller an Bord. Man durfte sich abschnallen, bald erlosch auch die Flammschrift: DON'T SMOKE. Bruno erhob sich gähnend wie jemand, der die klammen Glieder wieder bewegen muß. Er schob sich langsam nach vorn in die Richtung, aus der wieherndes Gelächter kam. Die angefeuchteten Trockensportler eines Fußballvereins der untersten Liga waren dabei, sich mit den Ausflüglern eines Kegelklubs zu verbrüdern. Und inmitten der Männer, die dem Treibhaus der Lüste entgegenlärmten, saß das Narbengesicht mit seiner Begleiterin, eingeklemmt wie ein Hamburger zwischen zwei Brötchenhälften.
    »He, Kumpel!« pflaumte ihn einer der passiven Rasensportler an. »Hast wohl 'nen heißen Pfannkuchen ins Gesicht gekriegt!«
    An seiner Stelle antwortete die exotische Begleiterin dem Anrempler. »Ganz recht meine Herren«, sagte sie zur Verblüffung der Umsitzenden in fast akzentfreiem Deutsch, »und zwar von mir.«
    Einen Augenblick lang waren sie sprachlos, dann explodierte ihre Fröhlichkeit wieder.
    »Ich hab' dir nicht zuviel versprochen, Brennhuber«, wandte sich ein rothaariger Thailand-Repetent an den zwei Zentner schweren Baustoffgroßhändler. »So hübsch wie die sehen da unten alle aus, nur so gut deutsch sprechen's halt net. In der Pat Pong Road, gleich hinter dem Air-France-Gebäude, kenn' ich einen Salon, da laufen mindestens hundert kleine kesse Sirikits rum, und alle warten auf uns.«
    »Mir langert scho oane«, erwiderte der niederbayrische Schwergewichtler. Er kauerte wie hineingestanzt in seinem Sessel und sah aus, als käme er nie wieder hoch.
    »Und die sind heiß und scharf und machen dich an wie Cayennepfeffer«, schwärmte der Rotschopf weiter.
    »Jetzt bist aber staad, Anderl!« rief Sportfreund Saumweber dem Erzähler aus Tausendundeiner Nacht zu. »Siehst denn net, daß der Brennhuber scho koa Luft mehr kriagt?«
    Die Umsitzenden lachten, bis sie in Atemnot kamen.
    »Brauchst dir nich soviel einzubilden Kicker«, erklärte Plischke – als Berliner unter den niederbayrischen Keglern eine Art Exote: »Solche Etablissemangs kenn' ick in Bangkok im hundert.«
    »Mensch, der gibt vielleicht an!«
    »Bin ja schon das achte Mal auf Achse nach Thailand«, renommierte der Kegelfreund.
    »Und i schon zum elften Mal«, schlug Anderl den Spree-Athener.
    Eine der beiden Frührentnerinnen auf der anderen Seite, die in Äquatornähe heiß überwintern wollten, sagte giftig: »Da siehst du mal, Erna, wie die Männer wirklich sind.«
    »Na ja«, erwiderte ihre Begleiterin, »wir fliegen ja auch nicht zur Fastenkur nach Thailand.«
    Die Touristen auf

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