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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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der anderen Seite lachten. Sie orderten bei ihrer Stewardess eine weitere Runde Bier.
    »Tut mir leid«, sagte die Bordfee. »Erst nach dem Essen. Sie haben schon genug getrunken. Außerdem«, rügte sie, »sind Sie auch viel zu laut.«
    »Ihr seid aber lustig, Kumpels!« Bruno, der Rechercheur, machte sich an die Problemreisenden heran.
    »Jetzta wer'n ma aber gleich sauer«, drohte Brennhuber, »wenn ma koa Bier mehr kriag'n.«
    Bruno zog einen Flachmann aus der Tasche und nahm einen üppigen Schluck.
    »He, Spezi!« rief der Baumaterialhändler en gros. »Der Papst segnet sich selbst zuerst.«
    »Sollst leben, Sportsfreund«, erwiderte der Reporter und reichte ihm den Schnaps; sie sprachen so laut, daß Dany acht Sitzreihen weiter hinten den Einstieg ihres Helfers miterlebte. Sie gratulierte sich zu ihrem Entschluß, in die Thailand-Story von der Basis her einzusteigen, auch wenn das weit mühseliger war als ein First-Class-Flug.
    Bruno reichte dem Stillsten der Runde den Flachmann. Der kleine Friseurmeister zögerte. »Nimm ruhig 'nen ordentlichen Schluck. Ich hab' noch 'n Fläschchen in meinem Bordcase«, erklärte er.
    »Dös is' a Wort!« sagte Brennhuber. »In Bangkok wer'n mir uns revanchieren. Jetz' sauf scho' Kaspar«, fordert er den Kumpel auf. »Der is' so schüchtern, den muaß ma immer zu sei'm Glück zwinga. Ich seh' scho', wia mir den Kaspar zu dritt in den Massage-Salon zerr'n.«
    Bruno ging an seinen Platz zurück und holte die versprochene Flasche Cognac. Der Alkohol sorgte für schnelle Verbrüderung.
    »I bin der Xare«, stellte sich der Baustoffhändler vor und reichte dem Spender seine mächtige Hand. »Du g'fallst uns – wennst magst, kannst di uns anschließ'n.«
    Der Rechercheur nickte. »Ihr habt euch wohl viel vorgenommen?«
    »Da kannsti d'rauf verlass'n. Mir stell'n ganz Bangkok auf'n Kopf.«
    »Gutes Programm«, versetzte Bruno. »Und Angst habt ihr keine?«
    »Vor was soll'n mir uns denn fürchten?« fragte der Dicke.
    »Na ja«, schränkte Bruno den Abenteuer-Horizont ein: »Habt ihr denn noch nichts von AIDS gehört?«
    »So a Schmarrn«, erwiderte Anderl: »San mir vielleicht schwul? Oder nehma mir Rauschgift? Und mir flieg'n doch a net nach Afrika –«
    Dr. Giraff wollte mit diesen Banausen nichts zu tun haben, aber er war Internist und soviel medizinische Dummheit trieb ihn aus der Reserve: »Entschuldigen Sie, daß ich mich einmische«, setzte er widerwillig zu einer Belehrung an: »Aber ich bin Arzt und ich muß Ihnen sagen, daß Sie auf dem Holzweg sind. Die Infektionsgefahr ist nicht an Risikogruppen gebunden – und so wie Sie auftreten –«
    »Der red' wia mei Oide«, fällt ihm Brennhuber ins Wort.
    »Wenn sich einer von diesen süßen Engeln im Massage-Salon den alten Adam salben läßt, holt er sich noch lange keine AIDS-Viren«, behauptete Plischke und blinzelte den anderen zu.
    »Wenn Sie unbelehrbar bleiben –« beendete Dr. Giraff pikiert seinen Aufklärungs-Versuch, »dann sprechen wir uns auf dem Rückflug wieder.«
    »Muaß doch immer oaner dabei sei', der dir die Gaudi vermassl'n möcht«, maulte Anderl, der Fuhrunternehmer und setzte leise hinzu' »Depp, damischer.«
    Der Jet hatte die Nebelwand durchstoßen; auf einmal sah man silbrig die Sterne am Himmel wie Nadeln in einem Steckkissen. Ferry Fenrich empfand sie als Glückssterne, die seine nähere Zukunft einleuchteten: keine Steuernachzahlung, keine Alimentenerhöhung, keine idiotischen Kundenwünsche, keine geplatzten Aufträge, ein Leben ohne Streß und Stuß.
    Die Stewardess verteilte Zeitungen. Jedem Passagier stand ein Exemplar zu, aber Dany und der Wikinger erhielten als VIPs jeder die Hälfte eines ganzen Stapels der Wochenend-Ausgaben.
    »Schenk' ich Ihnen«, sagte Fenrich großzügig zu Dany.
    »Nichts interessiert mich weniger als die Schlagzeigen von morgen.«
    Die Journalistin überflog die ersten Seiten der ABENDZEITUNG, blieb aber bei der LEUTE-Spalte hängen, offiziösen Nachrichten von Münchens Kaffeehaus-Society. »Ich möchte Ihnen ja nicht Ihre gute Laune trüben«, sagte sie mit schlecht verhohlener Schadenfreude, »aber in Wirklichkeit sehen Sie wirklich besser aus, Doktor Kimble.« Sie hielt Fenrich die Zeitung so vor, daß ihm sein Konterfei in die Augen sprang: ein Schnappschuß, neben ihm Clarissa im Cocktailkleid.
    Er nahm Dany das Blatt aus der Hand und las vor:
    »Bei einer improvisierten Party am Swimmingpool des Hotels Bayerischer Hof erlitt Clarissa Renz einen ihrer

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