Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
Brennhuber. »Aber du mußt beim Manager die Madl'n aussuchen und das Geschäftliche vorher regeln.«
    Der Anschaffer der Wannenwonne ging zur Managerin und nannte ihr vier Zahlen, die er sich längst eingeprägt hatte, und zwei weitere zusätzlich als Reserve. Er deponierte einen Packen Bahts. Die Mädchen wurden über Lautsprecher aufgerufen. Auf hohen Absätzen stolzierten die Sexgymnastinnen voraus in die Waschkaulen.
    Der Dicke erhob sich ächzend und schnaubend und machte dabei ein Gesicht, als ginge es zu seiner Hinrichtung.
    »Sei tapfer, Junge!« rief ihm Plischke unter dem Gelächter aller nach. »Und blamier dir nicht! Wenn du Sehnsucht nach uns hast, wir sind nebenan im Blue Moon.«
    Anstelle des verhinderten Anderl übernahm jetzt der Berliner die Führung. »Es gibt natürlich viel dollere Etablissements«, enthüllte der Mann, der zum achten Mal Bangkok repetierte, den vereinten und gelichteten Keglern und Rasensportlern. »Im Chao Pbaya neben dem Intra -Hotel zum Beispiel sind mindestens sechshundert und im Mona Lisa in der New Petchburi Road ein halbes Tausend Badenixen.« Er schnalzte mit der Zunge. »Und die tauchen mit dir unter und wieder auf, wie du willst – ay, ay, Sir!«
    »Da gehen wir vielleicht morgen hin«, dämpfte Bruno. »Heute sind wir ja nicht sehr weit gekommen.«
    Sie traten aus dem klimatisierten Salon auf die dampfende Straße, sofort eingehüllt in Staub, Abgaswolken, Geschrei und Musikfetzen.
    »Da schaut her!« sagte Plischke und deutete auf die andere Straßenseite, wo er Kalaschke erkannt hatte. »Da läßt dieser Wüstling seine hübsche Frau im Hotel sitzen und geht in Pat Pong auf Aufriß.«
    »So ein Ferkel!« erwiderte Saumweber voller Anerkennung und gähnte.
    Der Berliner wollte den Einzelgänger anrufen, aber Bruno stoppte ihn. »Sei Mensch, Otto!« sagte er. »Wo ist denn jetzt eigentlich dieses Blue Moon ?«
    Es war bereits geschlossen. Patrouillierende Polizeibeamte sorgten dafür, daß kein Besucher mehr heimlich eingelassen wurde. Mit den anderen Anknüpfungs-Etablissements war es ähnlich: Wer bis Mitternacht mit der Zärtlichkeit nicht ins Geschäft gekommen war, mußte sehen, in einem hoteleigenen Coffee-Shop Anschluß zu rinden, für die es keine Sperrstunden gab.
    »Weißt du da was Passendes, Otto?« fragte Bruno.
    »Zum Beispiel das Grace -Hotel in der Soi III, ganz in der Nähe der Sukumvith Road, der größte Aufrißschuppen der Welt, in ganz Bangkok nur die ›Chickenfarm‹ genannt. Da kannst du dir die Küken rund um die Uhr aussuchen.«
    »Morgen ist auch noch ein Tag«, erwiderte Bruno.
    »Noch viele Tage«, versetzte der Berliner, »und jeden Tag 'ne andere Bataille in Samt und Seide, so lange du willst.«
    »… und die Brieftasche gefüllt ist«, erwiderte Bruno.
    Sie gingen geschlossen in das Hotel zurück. Auf den Handkarren am Straßenrand brodelten noch immer die Billiggerichte. Der fachkundige Spree-Athener verlangte eine ›Tom Yam Goong‹, eine Langustensuppe mit Zitrone und Chili. Er nahm ein paar Löffel. »Schmeckt fantastisch«, sagte er, und die Tränen schossen ihm in die Augen.
    »Hast du dich an den Bakterien verschluckt?« fragte Bruno.
    »Quatsch!« protestierte Plischke. »Das Zeug ist so scharf, das halten nicht mal die Bazillen aus.«
    Sie erreichten das Dusit Thani, zögerten mit dem Auseinandergehen, denn nach Männerart hätten sie gern erfahren, wie die Schaumschlacht ihrer Kumpels im Takara ausgegangen war.
    Sie brauchten nicht lange auf die Partisanen zu warten. Keine Rede von neunzig Minuten. Anderl kam und grinste schon von weitem. »Der Xare hat ein Brunftgeheul wie ein Stieglitz«, enthüllte er.
    »Und dann?« fragte Plischke.
    »… ist er eing'schlafen, schon in der Wanne. Null Bock. Der ist nicht mal mehr auf die Matratze gekommen.«
    »Und du?« fragte Bruno.
    »Was meinst«, erwiderte der Rotschopf aus Niederbayern und grinste dümmlich-stolz, »ich hab' doch dafür sorgen müssen, daß der Xare die vielen Baths nicht zum Fenster nausg'schmissen hat.« Er warf sich in die Brust, aber so ganz nahmen ihm die Zuhörer seinen Kraftakt nicht ab.
    Der große Gregory war erleichtert, daß Garella, alias Kalaschke, nach der Panne mit Dany Callway nicht gleich aus der Operation ausgestiegen war. Die graue Eminenz von Langley, ein rücksichtsloser, zäher, durchtriebener Typ, wurde nur selten in der Presse erwähnt, galt aber als einer der einflußreichsten Männer der USA. Er wurde jederzeit im Weißen Haus bei

Weitere Kostenlose Bücher