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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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für die Liebe wohl zu busy. Übrigens«, fuhr Carol fort, »hat sich Dany Callway gegenüber Langley schon einmal bereiterklärt, ihr Wissen bis zu einem gewissen Zeitpunkt zurückzuhalten, und sich daran gehalten. Und ihre beiden Rechercheure sind ihr blind ergeben und halten sich an ihre Weisungen.«
    »Hoffentlich!« versetzte Kalaschke. »Wissen Sie, Carol, die Kernfrage dieser Idiotenpanne ist, wie die Leute uns auf die Schliche gekommen sind. Bislang war ich sicher, daß meine Bestattungsfarce unterhalb der Amtschefs von allen in Pullach und Langley abgenommen wurde. Können Sie mir sagen, wodurch eine noch so findige Journalistin Verdacht geschöpft hat?«
    »Nein«, antwortete Carol. »Auch der große Gregory sieht keinerlei Anhaltspunkte. Aber noch wäre es Zeit, das Feuer unter Kontrolle zu halten.«
    »Oder es auszutreten«, drohte Kalaschke.
    Carol betrachtete ihn aufmerksam, aber sein schreckliches Gesicht ließ nicht erkennen, daß er so ziemlich die übelste Nachricht erhalten hatte. Bangkok war ein heißes Pflaster; täglich verschwanden hier Menschen, tauchten irgendwann wieder auf oder auch nie mehr. Ein Hinterhalt, wie er sich in New York oder in München nur unter größten Schwierigkeiten legen ließe, wäre in der thailändischen Metropole mit Hilfe schlüssiger Komplizen bei der Polizei oder beim Geheimdienst außerhalb der Legalität leicht zu arrangieren. Und man könnte sich hinterher noch in Unschuld die Hände waschen. Kalaschke galt als ein Mann, der auch mit den härtesten Bandagen arbeiten konnte.
    Beim KGB war er einer der meistgefürchteten, meistgehaßten und deshalb meistgejagten Westagenten: Solange er als tot galt, war er außer Gefahr und konnte ungehindert handeln. Und nun wußte ausgerechnet eine Frau, daß sein Ableben nur vorgetäuscht war, und ausgerechnet eine Journalistin, noch dazu eine einflußreiche, hatte den Bluff durchschaut.
    »Ich soll Ihnen vom großen Gregory bestellen, er hätte volles Verständnis, wenn Sie ›Flashlight‹ unter diesen Umständen platzen ließen«, stellte Carol mit einem Konjunktivsatz fest.
    Kalaschke rauchte hastig, eine Gewohnheit, die er neuerdings zu verbergen suchte. Das Radio brachte jetzt klassische Musik, und einen Moment lang hörte er dem Konzert in Es-Dur für Trompete und Orchester von Joseph Haydn aufmerksam zu, als versuche er herauszuhören, wer der Solist sei. »Warum bricht er ›Flashlight‹ nicht von sich aus ab?« fragte er dann gereizt.
    »Vermutlich weil er hofft, daß wir die Operation doch noch durchziehen können.«
    »Nuts«, konterte der Kettenraucher und tippte sich an die Stirn. »In unserem Metier zählen nicht Wünsche, sondern Tatsachen.«
    »Es ist eine Tatsache, daß der große Gregory Miß Callway kennt und ihr traut.«
    »So, er kennt sie?« entgegnete der Hauptakteur nachdenklich. »Woher eigentlich?«
    »Sie hat ihn, vor kurzem erst, in Langley besucht, kannte aber Gregory schon von früher.«
    »Na, dann wissen wir ja, wo der Hund begraben liegt.«
    »Was nun?« fragte Carol.
    »Zunächst einmal«, erwiderte Kalaschke, »lassen wir die Operation weiterlaufen, als wäre nichts geschehen. Geben Sie das Stichwort für Stufe II durch, Carol. Diesen Test möchte ich noch abwarten.« Er unterbrach sich. »Ist einer Ihrer Verehrer zufällig Mitglied im ›American Club‹?« fragte er dann.
    »Tom Kingsley, der US-Presseattaché.«
    »Wie stehen Sie mit ihm?«
    »Sie wissen doch, daß ich in Befolgung Ihres Auftrags mit allen Männern viel zu gut stehe.«
    Kalaschke lächelte einen Moment lang; es sah aus, als risse die Narbe in seinem Gesicht. »Lassen Sie sich dort einführen, Carol, und halten Sie die Augen offen!« bat der Auftraggeber. »Weitere Weisungen erfolgen später.«
    »Was soll ich dem großen Gregory sonst noch über den Fortgang unserer Operation mitteilen?«
    »Lassen Sie mir ein, zwei Tage Zeit«, erwiderte Kalaschke, entschlossen, sich den hübschen und gefährlichen Störenfried seines monatelang vorbereiteten Schachzugs gründlich anzusehen und ihn – wie auch immer – unschädlich zu machen.
    Anderl, Brennhubers lieber Gesell, hatte es schwer, seine Mannschaft für Pat Pong zusammenzubekommen; viele Sportsfreunde litten nun doch unter der Zeitverschiebung eines um sechs Stunden verkürzten Tages. Sie waren zu aufgekratzt, um schlafen zu gehen, und zu abgeschlafft für die erste Liebesexpedition; aber schließlich fand der lärmende Exodus doch statt, teils nach Pat Pong, teils ins

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