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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Mr. President vorgelassen. Er hatte alle Hochs und Tiefs, alle Hits und Flops der letzten zwanzig Jahre überstanden, ein Unersetzlicher im Spionage-Dschungel.
    Soeben hatte CIA-Direktor Casey wegen eines Gehirntumors aus dem Amt ausscheiden müssen und war sein designierter Nachfolger wegen seiner Verstrickungen in ›Irangate‹ nicht aufgerückt. In einer solchen Krisensituation hatte ein Mann wie Gregory, der den Laden zusammenhielt, bis der neue Amtschef eingearbeitet war, nahezu unbeschränkte Vollmachten. Der jetzt auf ihn angewiesene US-Präsident konnte sicher sein, daß Gregory in diesen Skandal nicht verwickelt war. Der Mann, der seine Finger in vielen Vorgängen hatte, verstand es meisterlich, sich aus Affären herauszuhalten.
    Überraschend trommelte der CIA-Vize am späten Samstag nachmittag im Headquarter neun Intelligence-Experten der Südostasiendivision zusammen. Die Spitzenleute des engeren Kreises mußten erst von Gartenpartys, Tennisplätzen und einer in der Nähe gelegenen Golfanlage weggeholt werden, so daß es fast eine Stunde dauerte, bis sie versammelt waren, schlecht gelaunt, doch vollzählig.
    »Gentlemen«, zündete der große Gregory die Stufe II der Operation ›Flashlight‹, »ich bedaure sehr, Sie in Ihrer Freizeit belästigen zu müssen, aber ich werde es kurz machen.« Der harte, humorlose Mann hatte eine schleppende Sprechweise. »Was ich soeben erfahre, ist für uns von größter Wichtigkeit.« Dann teilte er den Anwesenden mit, daß morgen die große Thailand-Operation endgültig anlaufen würde: Drei Spezialagenten mit dem Decknamen Tom, Jim und Hillary würden in Hawaii starten und im Lauf des Tages auf dem Flugplatz Bangkok landen, um in einem Handstreich Sulla und seine Hintermänner auszuheben. »Es ist ja wohl auch an der Zeit«, stellte Thomas E. Gregory fest. »Ich möchte Ihnen dazu nur noch sagen, daß dieser Coup seit langem vorbereitet ist.« Der Drahtzieher sah in verblüffte, verärgerte und gleichgültige Gesichter. »Any questions, Gentlemen?« fragte er.
    »Sind unsere Leute dort unten verständigt?« fragte Fowler, der bis vor einem Jahr die Residentur Bangkok geleitet hatte.
    »Nein.«
    »Das wird Ärger geben, Sir«, stellte Fowler fest.
    »Das nehme ich in Kauf«, entgegnete der Vize arrogant und erhob sich, um als erster den Konferenzraum zu verlassen, ein großer, extrem hagerer Mann, der leicht gebeugt ging, als fiele es ihm schwer.
    »Ich möchte nur wissen, warum wir das jetzt erst erfahren«, sagte ein Ressortleiter, der von Hole 7 weggeholt worden war.
    »Ich möchte wissen, warum wir es überhaupt erfahren«, versetzte Fowler gereizt.
    Gregory ging in sein Office zurück. Wenn es unter seinen engsten Mitarbeitern einen Verräter gab, würde er jetzt Sulla in Bangkok warnen. In diesem Fall müßte es morgen auf dem Airport von Leuten wimmeln, die den drei Spezialagenten auflauerten und sich an sie hängten. Wäre das nicht der Fall, war der Maulwurf in Pullach zu suchen. Stufe II war ein simples, wirksames Verfahren, das auf einen Vorschlag Paul Garellas zurückging.
    Auf Gregorys Schreibtisch standen drei Uhren, die die Ortszeiten von Langley, Germany und Thailand anzeigten.
    In Bangkok war der Sonntag jetzt schon fünf Stunden alt. Wie immer verwandelte sich an der Nahtstelle zwischen Nacht und Tag, in der ersten Morgendämmerung, das Dachrestaurant Summit in der obersten Etage des Dusit Thani von einem Nachtclub in einen großzügigen Frühstückspavillon. Sowie die vorzügliche Combo verstummt war, heulten die Staubsauger der Reinemachefrauen auf, wurden Aschenbecher geleert und Tischdecken erneuert. Wenn sich die Musiker in dem Verschlag gleich hinter ihren Instrumenten schlafen legten – für sie war in der Tausend-Betten-Burg anderswo kein Platz –, trugen die Köche ein verschwenderisches Frühstücks-Büfett auf.
    Dany war wie gerädert aufgestanden; in einer schlaflosen Nacht war ihr eingefallen, wie sie sich und ihre Mitarbeiter gegen eine allgegenwärtige Bedrohung schützen konnte. Sie duschte sich klar, zog sich an und setzte sich an den kleinen Schreibtisch ihres Apartments. Mit der Hand schrieb sie einen Brief, der – so ihre Rechnung aufging – nie gelesen werden würde.
    Die Journalistin stellte in einer umfassenden Aktennotiz alles zusammen, was sie über die Operation ›Flashlight‹ wußte: die erste Andeutung im CIA-Hauptquartier in Langley. Die überraschende Mitteilung, daß Paul Garella ausgerechnet während ihres

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