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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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einem befindet.«
    Es waren die letzten Worte, die der alte Mann hörte, dann verging er in einem Lichtblitz.
     
    Unruhig warf sich Lara im Bett hin und her. Ihr Kissen war nass geschwitzt und das Nachthemd klebte an ihrem Körper. Sie träumte.
    Wieder war sie im Park. Es war Nacht und nur der fahle Schein einiger Lampen erhellte das Dunkel. Obwohl sie wusste, was sie erwartete, drängte es sie vorwärts. Sie wollte schreien, sich umdrehen und weglaufen, aber unerbittlich trugen sie ihre Füße in die Schatten hinein. Der Kies knirschte unter den Sohlen ihrer Schuhe und dann geschah es. Geschah es wieder.
    Sie stieß mit jemandem zusammen, fiel hin, wollte sich aufrappeln, aber dann war er über ihr.
    Hände packten sie grob. Sie hörte, wie der Stoff ihrer Bluse zerriss. Die kalte Nachtluft ließ sie erschauern. Seine Stimme keuchte, als er den Bund ihrer Jeans packte.
    »Bitte …«, flehte sie.
    Dann blickte sie auf, sah zum ersten Mal das Gesicht ihres Angreifers. Ein bleiches, schmales Gesicht von klarer Schönheit. Dunkles Haar umspielte dieses Gesicht.
    Damian. Er lächelte grausam.
    »Du gehörst mir. Mir allein.«
    »Bitte«, flehte sie erneut, aber sie wusste, dass es kein Erbarmen geben würde. Ihre Augen weiteten sich, bis Lara das Gefühl hatte, sie würden aus den Höhlen springen.
    »Liebst du mich?«, fragte er heiser. Sein Antlitz verzerrte sich, als er seinen Kopf in den Nacken legte und triumphierend aufbrüllte: »Ja, das tust du.«

13.
    Die zwei Männer saßen in einem unauffälligen Fahrzeug mittlerer Bauart. Der alte Renault sah aus, als habe er schon bessere Tage gesehen. An vielen Stellen der Karosserie blätterte der ehemals schwarze, jetzt zu einem stumpfen Grau gewordene Lack ab.
    Die Insassen hatten den Wagen außerhalb des Lichtscheins der Straßenlaterne geparkt, sodass man selbst aus größter Nähe ihre Gesichter hinter den verschmutzten Scheiben kaum ausmachen konnte. Es waren Gesichter von strahlender männlicher Schönheit, markant, mit fein geschnittenen Zügen. Die beiden Männer hätten Zwillinge sein können. Beide trugen das goldblonde Haar schulterlang und in ihren Augen funkelte das gleiche intensive Blau.
    Sie waren Engel. Krieger des Lichts, die seit Jahrtausenden auf der Erde wandelten, Gott dienten, die Menschen beschützten, und dennoch hatte sie bis heute noch kein Mensch wahrgenommen. Wer sie sah, vergaß sie sofort wieder, denn ihre Schönheit war von einer Perfektion, die das menschliche Auge darüber hinwegleiten ließ, ohne sie zu bemerken. So wie Steine, über die das Wasser eines Baches fließt, blieben sie sichtbar und waren dennoch verborgen.
    »Wir müssen handeln«, sagte Arias. »Die Gebote wurden verletzt. Ein Engel wurde getötet. Du weißt, was das bedeutet.«
    Der andere schwieg. Stumm blickte er zu dem Fenster hinauf, hinter dem Laras Zimmer lag und in dem das Mädchen gerade schlief.
    »Die Zeit der Entscheidung ist nahe«, beharrte Arias. »Wir können nicht mehr warten.«
    Gabriel wandte sich ihm zu. Sein Gesicht blieb im Schatten verborgen, war nur ein Schemen, aber Arias spürte, wie ihn der andere ansah.
    »Dariel wurde von einem Dämon getötet. Warum? Welche Erklärung gibt es dafür?«, sagte Gabriel leise. Trauer schwang in seiner Stimme mit.
    »Ich habe seinen Tod gefühlt«, entgegnete Arias heftig. »Sein Schmerz war mein Schmerz, als er starb.«
    »So war es für uns alle. Sein Tod ist ein großer Verlust und die dunkle Seite wird stärker. Immer mehr Krieger der Finsternis drängen in diese Welt und wir sind nur wenige, die ihnen gegenüberstehen. Wenn der Pakt gebrochen wurde, wird sich alles verändern.«
    »Deshalb müssen wir handeln, bevor die Dämonen so stark werden, dass wir sie nicht mehr aufhalten können.«
    Gabriel schüttelte traurig den Kopf. »Wir können nichts tun, solange wir nicht wissen, was genau vor sich geht. Dariels Tod kann Ursachen haben, von denen wir nicht wissen. Wenn wir vorschnell handeln, geschehen vielleicht Dinge, die wir nie wollten. Wir dürfen nichts überstürzen und müssen uns erst Gewissheit verschaffen.« Gabriel drehte seinen Kopf und blickte gedankenverloren zu dem Haus hinüber. »Das Mädchen. Ich spüre, dass die Geschehnisse etwas mit ihr zu tun haben. Sie ist der Schlüssel zu allem. Wir müssen auf eine Gelegenheit hoffen, mit ihr zu reden.«
    »Du redest von Hoffnung. Ich rede von Kampf. Hier und jetzt. Wir können siegen.«
    »Du sagst, wir können siegen, aber die ganze Wahrheit

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