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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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folgte.
     
    Fünf Minuten später saßen alle am Küchentisch. Der Kuchen war verspeist. Laras Großmutter schlürfte duftenden Tee, während Max die langen Beine ausstreckte und seinen Kaffee genoss.
    Lara und Damian hatten ihnen gegenüber Platz genommen. Sie warteten auf das, was nun unweigerlich kommen musste. Und es kam.
    »Wir müssen zur Polizei gehen«, sagte Martha ruhig.
    »Oma, ich …«, versuchte Lara sofort zu widersprechen, aber ihre Großmutter ließ sie erst gar nicht ausreden. »Ich weiß, was du sagen willst. Trotzdem!«
    »Was meinen Sie dazu?«, wandte sich der Professor an Damian. Damian ließ sich Zeit, bevor er antwortete. Er und Lara hatten auf dem Heimweg über das Thema geredet und sie hatten entschieden, die Behörden aus dem Spiel zu lassen.
    »Keiner von uns beiden hat die Täter richtig gesehen, es war zu dunkel, und alles, was wir zu Protokoll geben würden, würde wahrscheinlich nach einer harmlosen Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen klingen.«
    »Harmlose Auseinandersetzung?«, echote Laras Großmutter. »Sie wurden zusammengeschlagen und verletzt.«
    »Nicht ernsthaft. Ein paar Prellungen, die längst schon nicht mehr wehtun, sonst habe ich nichts abbekommen.«
    Lara war froh darüber, dass sie bisher nicht das Messer erwähnt hatte, mit dem Damian angegriffen worden war. Offensichtlich hatte auch er nichts davon erzählt.
    »Max, was denkst du?«, fragte Martha ihren Mann unsicher.
    »Wir können die jungen Leute nicht zwingen. Wenn sie nicht zur Polizei gehen wollen, müssen wir das akzeptieren.«
    Martha holte tief Luft, als wolle sie etwas entgegnen, aber dann sagte sie doch: »In Ordnung. Aber wir müssen Rachel anrufen und ihr alles erzählen.«
    »Oma!«, stieß Lara heftig hervor. »Du weißt genau, dass dann meine Ferien bei euch vorbei sind! Du kennst doch Mama – ich werde sofort nach Hause fahren müssen.«
    Der Professor seufzte. »Tja, da hast du wohl recht«, murmelte er.
    Schweigen breitete sich aus und alle Augen waren gespannt auf Laras Großmutter gerichtet.
    »Ich sehe schon, ich kann sagen, was ich will«, meinte diese schließlich. »Aber macht mir später keine Vorwürfe.«
    Lara war unendlich erleichtert. Sie war glücklich über die Entscheidung ihrer Großmutter. Sie würde in Berlin bleiben. Sie konnte noch mehr Zeit mit Damian verbringen – wenn er das auch wollte. Viel mehr. Als Lara Damian einen Blick zuwarf, lächelte er.

11.
    Als Damian etwas später nach Hause ging, verkrümelte sich auch Lara nach ein paar Minuten auf ihr Zimmer. Zufrieden ließ sie sich aufs Bett sinken, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und blickte zur Zimmerdecke empor. Ab und zu bog ein Fahrzeug in die Straße ein, dann wanderte das bleiche Licht des Scheinwerfers über Decke und Wände, aber ansonsten lag der Raum in einem fahlen Dunkel.
    Sie ließ ihre Gedanken schweifen und dachte über ihr Gespräch mit Damian nach, ließ sich all seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen und erinnerte sich an den aufregenden Moment, als er sie beinahe geküsst hätte.
    Es war kaum vierundzwanzig Stunden her, dass sie ihm begegnet war, aber es kam ihr vor, als ob sie sich schon viel länger kannten. In seiner Nähe verspürte sie eine Vertrautheit, wie sie sie noch nie einem Menschen gegenüber empfunden hatte – ihre Mutter einmal ausgenommen, aber das zählte schließlich nicht.
    Es war das Gefühl, so angenommen zu werden, wie man ist, ohne sich irgendwelche Masken überstülpen zu müssen, ohne all die kleinen Schwindeleien und Übertreibungen, die einen selbst interessanter machen sollen. Lara konnte sich noch gut daran erinnern, wie es am Anfang mit Ben gewesen war. Ben, für den die halbe Klasse schwärmte. Und schließlich ihre Versuche, ihn auf sich aufmerksam zu machen – wie albern ihr das gerade alles vorkam …
    Damian war so anders. Ohne ihr Komplimente zu machen, hatte er ihr das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein. Ein warmes Gefühl breitete sich in Laras Bauch aus, als sie an seine Augen dachte. Doch im nächsten Moment war da auch wieder das alte Misstrauen in ihr, das ihr zuflüsterte, sie solle vorsichtig sein, ihr Herz nicht zu schnell zu verschenken.
    Denk an Ben. Denk daran, wie sehr er dich verletzt hat. Lass das nicht noch einmal zu.
    Nein, erwiderte sie sich selbst. Damian ist nicht wie Ben.
    Es stimmte, er war anders. Gut aussehend, ohne arrogant zu sein, höflich, ohne sich anzubiedern. Aber da war auch etwas Geheimnisvolles, Dunkles

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