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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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noch 34, und diese 34 Menschen warten darauf, daß ich zurückkehre. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Die Gruppe der Tafelrunde schwieg. Sie preßten die Lippen zusammen und blickten zu Boden.
    »Wir müssen Nail informieren«, sagte Jan van Sonar schließlich.
    »Tun Sie, was Sie für richtig halten, aber beeilen Sie sich. Und damit meine Forderungen etwas mehr Nachdruck bekommen, wird Mona de Fries mir Gesellschaft leisten.«
    Er musterte die verstörten Gesichter der jungen Männer.
    »Das wäre im Augenblick alles«, sagte er drohend.
    Ohne den geringsten Widerspruch stolperten die Mitglieder der Gruppe der Tafelrunde aus dem Raum. In weniger als fünf Sekunden schlug die Tür hinter ihnen zu. Im gleichen Augenblick platzte Peter Reanny los. Er ließ sich auf eine der Liegen fallen und schlug auf seine Schenkel. Sein dröhnendes Lachen erfüllte den Raum, während Mona de Fries ihn verständnislos anstarrte.
    *
    Die ehemalige Raumstation Palmyra befand sich in der Mitte der schwebenden Stadt. Der fast hundert Jahre alte Ringwulst mit den sternförmigen Verbindungsrohren sah rauh und verwittert aus. In der Mitte des ehemaligen Weltraumhospitals erhob sich eine Halbkugel aus dem Boden. Palmyra war das Zentrum von LEVITAD. Ein zweihundertfünfzig Meter breiter Ring aus Palmengruppen schirmte den immer noch benutzten Krankenhauskomplex von den übrigen Stadtteilen ab. Von Palmyra aus waren sowohl Old Manhattan als auch Saint Germain und die Monte-Rosa-Anlagen leicht zu erreichen.
    Nail McMan brauchte dringend eine Psychokur im Traumatikum. Wie ein Schlafwandler lief er an den Palmen entlang. Er eilte über kunstvoll angelegte Wege und passierte pastellfarbenleuchtende Blumenrabatten. Das große Schott des Haupteingangs zum ehemaligen Weltraumhospital nahm ihn auf. Jeder Einwohner der schwebenden Stadt hatte jederzeit Zutritt zum medizinischen Zentrum. Nail McMan bestellte eine psychohypnotische Intensivkur. Sie dauerte nur zehn Minuten. Er ging hinüber zu der Sesselreihe, die an der Wand stand. Sobald er saß, hob sich sein Sessel in einige Meter Höhe und schwebte an der langen, kreisförmig gebogenen Wand entlang. Die unsichtbare Kraft der Levitan-Spulen zusammen mit einem zentralgesteuerten Kurscenter brachte ihn bis zum Traumatikum.
    Immer wieder mußte Nail McMan an seine erste Begegnung mit Dr. Ragano denken. Obwohl niemand besonders gern mit dem Sicherheitsreferenten der Stadt zu tun hatte, war Nail McMan unsicher und nervös. Er fühlte sich auf seltsame Weise ausgelaugt, als er von seinem schwebenden Stuhl abstieg.
    Eine Ärztin mit einem lindgrünen Umhang kam ihm entgegen. »Sind Sie zum erstenmal hier?« fragte sie.
    Nail schüttelte den Kopf. Damals – als seine Doktorarbeit abgelehnt worden war – hatte er schon einmal das Traumatikum aufgesucht. Es hatte nicht viel geholfen, doch seine angestaute Wut und der Ärger über die Ablehnung waren erträglicher geworden.
    Es war kurz nach seinem Besuch im Traumatikum gewesen, als Kilian de Fries ihn angesprochen hatte. Damals war Nail McMan zu allem bereit gewesen. Während er neben der Ärztin in eine der Behandlungskammern des Traumatikums ging, erkannte er plötzlich, daß die Verschwörergruppe in der letzten Zeit keine wesentlichen Fortschritte gemacht hatte. Ihre Ziele waren klar, einfach und radikal gewesen. Durch ihre Experimente hatten sie beweisen wollen, daß es auch nach dem Schwarzen Krieg möglich war, auf der Erde zu leben. Nail McMan und die Gruppe der Tafelrunde kannten nur ein einziges Ziel: Sie wollten erreichen, daß LEVITAD zur Erde zurückkehrte. Was für viele bereits eine Selbstverständlichkeit geworden war, galt der Gruppe der Tafelrunde nur als Übergangsstadium. Der Mensch war auf der Erde geboren und mußte eines Tages wieder zur Erde zurückkehren.
    Nail McMan trat in eine der Kammern des Traumatikums. Mattes Licht hüllte ihn ein. Die Ärztin führte ihn zu einem Behandlungsstuhl. Mit wenigen Handgriffen schloß sie die Elektroden an seinen Armen, Fußgelenken und an seinem Hinterkopf an. Nail wußte, daß das medizinische Personal von Palmyra zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet war. Das war nicht immer so gewesen – im Gegenteil! In den ersten Jahren nach der Errichtung der schwebenden Stadt war das öffentliche Leben durch die Anweisungen der medizinischen Computer bestimmt worden. Das war richtig und lebensnotwendig gewesen, doch immer mehr hatten sich die Bewohner von LEVITAD gegen die ständigen

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