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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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zögernd, als er wieder anfing zu sprechen: »Ich weiß, daß ich nicht die richtigen Worte finden kann. Ich bin nicht sicher, wie ich es ihr am besten sage …«
    »Sag es frank und frei«, riet der Priester. »Sie wird das zu schätzen wissen. Mach keine Andeutungen, so daß sie es sich zusammenreimen muß. Vielleicht wäre es gut, wenn wir eine Frau als Beistand hinzuziehen. Gewiß kann Lady Johanna weibliches Mitgefühl gebrauchen.«
    »Aber ich wüßte nicht, wen ich fragen soll«, gab Keimet zu. »Noch einen Tag, bevor Baron Raulf die Burg verließ, hat er mal wieder den gesamten Haushalt neu besetzt. Meine Lady kennt kaum die Namen der Diener, es hat einfach schon zu viele gegeben. Meine Herrin bleibt in letzter Zeit für sich.« Dann fügte er hinzu: »Sie ist sehr gütig, Vater, aber sie hält Abstand zu den Bediensteten, und sie hat gelernt, alles selbst in die Hand zu nehmen. Sie hat keinerlei Vertraute, die ich hinzubitten könnte. So ist es leider!«
    »Wie lange ist Baron Raulf denn fort gewesen?«
    »Fast sechs Monate.«
    »Und in dieser ganzen Zeit hat Lady Johanna sich auf niemanden gestützt?«
    »Nay, Vater. Lady Johanna vertraut sich niemandem an, nicht mal ihrem Haushofmeister«, sagte Keimet. »Der Baron sagte, er würde nur ein oder zwei Wochen fort sein, und wir haben jeden Tag auf seine Rückkehr gehofft.«
    »Wie ist er gestorben?«
    »Er hat den Halt verloren und ist von einer Klippe gestürzt.« Keimet schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, daß es dabei einiges zu erklären gibt, denn Baron Raulf war kein unbeholfener Trottel. Vielleicht kann der König Lady Johanna Einzelheiten mitteilen.«
    »Ein schlimmer Unfall also«, entschied der Priester. »Gottes Wille geschehe«, fügte er schließlich fast pflichtbewußt hinzu.
    »Es könnte gut Teufelswerk gewesen sein«, murmelte Keimet.
    MacKechnie gab auf diese Vermutung keine Antwort. »Sie wird sicher wieder heiraten«, bemerkte er mit einem Nicken. »Ihr Erbe kann ja nicht gerade gering sein, nicht wahr?«
    »Sie wird ein Drittel der Ländereien ihres Mannes bekommen. Ich habe gehört, sie sind sehr ausgedehnt«, erklärte Keimet.
    »Könnte das Maclaurin-Land, daß euer König John Schottland gestohlen und Baron Raulf gegeben hat, dazugehören?«
    »Möglich«, gab Keimet zu.
    MacKechnie speicherte diese Information sorgfältig für einen späteren Gebrauch. »Ich kann mir vorstellen, daß eure Lady mit dem goldfarbenen Haar und den hübschen blauen Augen von jedem unvermählten Baron in England heiß begehrt wird. Sie ist sehr schön, und obwohl es wahrscheinlich sündig ist, es einzugestehen, muß ich sagen, daß ich von ihrem Anblick recht entzückt bin. Mit ihrem Aussehen könnte sie einen Mann leicht verhexen, selbst wenn sie kein Vermögen hätte.«
    Die beiden Männer hatten die schmale Treppe, die zur Kapelle hinaufführte, erreicht.
    »Ja, sie ist sehr schön«, stimmte der Haushofmeister zu. »Ich habe schon Männer gesehen, die bei ihrem Anblick mit offenem Mund stehenblieben. Sicher werden die Barone sie begehren«, fügte er hinzu, »aber nicht für die Ehe.«
    »Was ist das denn für ein Unsinn?«
    »Sie ist unfruchtbar«, sagte Keimet.
    Die Augen des Priesters weiteten sich. »Lieber Gott«, flüsterte er. Er senkte den Kopf, schlug das Zeichen des Kreuzes und sprach ein Gebet für die Bürde, die die gute Lady zu tragen hatte.
    Auch Lady Johanna betete. Sie stand hinter dem Altar und betete um Rat und Führung. Sie war entschlossen, das Richtige zu tun. Sie hielt eine Pergamentrolle in ihrer Hand, und als sie ihre Bitte an Gott beendet hatte, wickelte sie die Rolle in das Leinentuch, das sie stets auf der marmornen Oberfläche ausgebreitet hatte.
    Wieder überlegte sie, ob sie den verdammten Beweis gegen ihren König vernichten sollte. Dann schüttelte sie jedoch den Kopf. Vielleicht würde eines Tages jemand die Rolle finden, und wenn nur ein einziger Mensch die Wahrheit über den bösen König erführe, der einst England regiert hatte, dann wäre vielleicht ein Hauch von Gerechtigkeit getan.
    Johanna steckte das Pergament zwischen die Marmorplatten unter der Altaroberfläche. Sie vergewisserte sich, daß es vor Blicken und Beschädigung geschützt war, dann sprach sie ein weiteres kurzes Gebet, knickste und ging durch den Gang zur Tür. Sie öffnete sie und wollte gerade hinaustreten.
    Augenblicklich verstummte die Unterhaltung zwischen Vater MacKechnie und Keimet.
    Der Anblicks Lady Johannas entzückte den Priester

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