Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
Johanna ihre Nachmittagsandacht hielt. Es war, als würde er durch knietiefen Schlamm waten müssen. Vater Peter MacKechnie, der Kleriker, der vom Maclaurin-Besitztum in den Highlands zu Besuch gekommen war, kam gerade den steilen Aufstieg von der unteren Mauer hinauf, als Keimet ihn entdeckte. Der Diener stieß einen kurzen Seufzer der Erleichterung aus und rief dann dem mürrisch wirkenden Priester einen Gruß zu.
    »Ich brauche Euren Beistand, MacKechnie«, schrie Keimet, um den sich erhebenden Wind zu übertönen.
    Der Priester nickte, dann runzelte er finster die Stirn. Er hatte dem Diener sein beleidigendes Benehmen zwei Tage zuvor noch nicht verziehen.
    »Soll ich dir die Beichte abnehmen?« rief der Priester mit einem spottenden Unterton in seinem breiten Akzent zurück.
    »Nay, Vater.«
    MacKechnie schüttelte den Kopf. »Du hast eine schwarze Seele, Keimet.«
    Der Verwalter gab dem Mann keine Antwort, sondern wartete geduldig, bis der dunkelhaarige Schotte an seiner Seite war. Er konnte an dem belustigten Funkeln in den Augen des Priesters erkennen, daß dieser nur scherzte.
    »Es gibt etwas, das wichtiger als meine Beichte ist«, begann Keimet. »Ich habe gerade Nachricht erhalten …«
    Der Priester ließ ihn nicht ausreden. »Heute ist Karfreitag«, warf er ein. »Nichts könnte wichtiger als das sein. Ich werde dir am Ostermorgen die heilige Kommunion verweigern, wenn du nicht heute deine Sünden gestehst und Gottes Vergebung erbittest. Du könntest mit der schrecklichen Sünde der Grobheit beginnen, Keimet. Aye, das wäre ein guter Anfang.«
    Keimet ließ sich nicht beirren. »Ich bat Euch um Entschuldigung, Vater, aber ich sehe schon, Ihr habt mir immer noch nicht verziehen.«
    »In der Tat habe ich das nicht.«
    Der Haushofmeister runzelte die Stirn. »Wie ich Euch gestern und vorgestern schon erklärte, kann ich Euch nicht erlauben, das Haupthaus zu betreten, da mir Baron Raulf präzise Anweisungen gegeben hat, niemanden einzulassen, solange er fort ist. Er hat mir sogar befohlen, Lady Johannas Bruder Nicholas den Zutritt zu verwehren, sollte er Einlaß begehren. Vater, versucht das zu verstehen. Ich bin der dritte Verwalter hier in weniger als einem Jahr, und ich versuche nur, meine Stellung hier länger zu behalten als meine Vorgänger.«
    MacKechnie schnaubte. Er wollte dem Haushofmeister noch keine Zugeständnisse machen. »Wenn Lady Johanna nicht eingegriffen hätte, würde ich immer noch außerhalb der Mauern lagern, ist das nicht so?«
    Keimet nickte. »Aye, das ist richtig«, gab er zu. »Es sei denn, Ihr hättet Euch wieder auf den Heimweg gemacht.«
    »Ich werde nirgendwo hingehen, bis ich nicht mit Baron Raulf gesprochen und ihn darüber in Kenntnis gesetzt habe, was für ein Unwesen sein Vasall auf dem Maclaurin-Land treibt. Das Morden Unschuldiger geht weiter, Keimet, doch ich bete, daß dein Baron noch keine Ahnung hat, zu welchem machthungrigen Mann Marshall sich entwickelt hat. Ich habe gehört, Baron Raulf sei ein ehrenwerter Mann. Ich kann nur hoffen, daß dies zutrifft, denn er muß diesen Abscheulichkeiten so schnell wie möglich einen Riegel vorschieben. Ja, es ist sogar so, daß sich einige Maclaurin-Soldaten schon an den Bastard MacBain um Hilfe werden. Wenn sie ihm erst einmal den Treueschwur geleistet und ihn zum Clansherrn ernannt haben, wird die Hölle losbrechen. MacBain wird gegen Marshall und jeden anderen Engländer, der sich auf Maclaurin-Land befindet, in den Krieg ziehen. Dem Highland-Krieger ist Wut und Rache nicht fremd, und ich verwette meine Seele darauf, daß selbst Baron Raulfs Haut in Gefahr sein wird, wenn MacBain sich selbst erst einmal von der Verwüstung des Maclaurin-Landes überzeugt hat. Eine Verwüstung, die die Ungetreuen zu verantworten haben, die euer Baron dort eingesetzt hat.«
    Obwohl Keimet nicht persönlich von den Problemen der Schotten betroffen war, ließ er sich doch gern durch den Bericht ablenken. Zudem gewährte ihm der Priester unbeabsichtigt die Möglichkeit, seine unangenehme Pflicht noch eine Weile aufzuschieben. Ein paar Augenblicke würden sicher niemandem wehtun, dachte Keimet bei sich.
    »Vermutet Ihr, daß dieser MacBain-Krieger nach England kommen könnte?«
    »Ich vermute nicht«, entgegnete der Geistliche, »ich stelle fest. Euer Baron wird nicht den leisesten Hinweis darauf bekommen, daß er hier ist, bis er die Klinge MacBains an seiner Kehle spürt. Dann wird es natürlich zu spät sein.«
    Der Verwalter schüttelte den

Weitere Kostenlose Bücher