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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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österreichischer Erfinder, mit dem ich zusammen studiert und erste Pläne zu einer feinmotorischen Suchmaschine entworfen hatte. Wir gründeten die Firma und ließen für den Firmennamen in Karls Nachnamen einfach das H weg, damit es besser klang. Anfangs lief es gut, wir schlugen uns ganz ordentlich durch und kamen mit kleineren Verkäufen finanziell über die Runden. Doch unsere Pläne zu dieser einen großen, bahnbrechenden Erfindung führten in eine Sackgasse. Wir kamen nicht voran und zerstritten uns darüber, wie wir aus dieser verfahrenen Situation herauskommen konnten. Schließlich schmiss er hin und verkaufte mir seine Anteile. Nun konnte ich ungehindert meine Vorstellungen umsetzen und hatte schon bald Erfolg. Dank der Entwicklung eines funktionierenden Prototypen gelang mir ein Kooperationsvertrag mit einem Großhändler, der mir regelmäßige Einnahmen sicherte. Karl dagegen ging es nicht so gut. Das erfuhr ich, als er eines Tages wieder vor meiner Tür stand und eine Gewinnbeteiligung forderte. Schließlich hätte ich auf unsere gemeinsamen Plänen aufgebaut. Ich lehnte ab, da mir der Durchbruch nur gelungen war, weil ich meine eigene Richtung eingeschlagen hatte. Er ging sogar vor Gericht – und verlor. Von da an ging es ihm immer schlechter. Die Schuld daran gab er mir. Er suchte nach einem Weg, es mir heimzuzahlen.«
    Statson machte eine Pause und holte Luft. Er hatte immer schneller und leidenschaftlicher gesprochen. Wincover spürte Statsons Ärger über seinen ehemaligen Geschäftspartner. »Nicht jeder Mensch, der sich betrogen fühlt, wird zu einem Bombenleger«, warf Wincover ein. »Gab es denn keine Anzeichen für seine radikalen Pläne? Mord ist in der Regel erst der letzte Schritt. Davor gibt es andere, die dorthin führen.«
    Statson lächelte wieder dieses Lächeln, das Wincover nicht ganz deuten konnte. »Ich gehe davon aus, dass Sie meinem Vortrag genauso aufmerksam gefolgt sind, wie Sie jetzt zuhören. Also wissen Sie, was für eine Maschine ich erfunden habe: Das Sammeln von Informationen auf genormten Zetteln, das Einsortieren in intelligente Strukturen, das Extrahieren neuer Informationen aus der Kombination der Einzelinformationen. Ich habe das getan, weil ich immer schon der Meinung war, dass der Mensch in seiner Urteilskraft nicht zuverlässig ist. Er verarbeitet die ihm gegebenen Informationen nicht objektiv. Er geht mit einem vorgefassten Urteil an die Dinge heran und sucht nach Bestätigung seiner Meinung. Wenn man etwas sucht, findet man es auch. Ich habe für mich schon früh entschieden, dass es beispielsweise die sogenannte Menschenkenntnis nicht gibt. Wer behauptet, einen Menschen nach kurzer Zeit beurteilen zu können, handelt nicht zielgerichteter als ein Horoskop. Er gibt ein paar Vermutungen ab, die manchmal stimmen, manchmal nicht. Am Ende misst er sich nur an seinen Erfolgen und denkt wirklich, er könne Menschen einschätzen. Absurd!« Statson kippte mit einem angewiderten Blick seinen Port hinunter und deutete mit dem leeren Glas auf Wincover. »Alles Ammenmärchen, sage ich Ihnen. Der Mensch ist zu einer rationalen Beurteilung nicht fähig. Dafür braucht man Maschinen, die völlig vorurteilsfrei an eine Sache herangehen, nur dann bekommt man ein stimmiges Ergebnis. So eine Maschine zu bauen, war schon immer mein Traum. Wenn Sie also fragen, ob ich Karls Absichten früher hätte erkennen können, sage ich nein. Für mich war Karl zwar ein hitziger Ingenieur, aber eben doch ein Ingenieur, kein Verbrecher. Ich habe seine Absichten nicht kommen sehen, da ich nicht im mindesten mit ihnen gerechnet hätte.«
    Er schüttelte den Kopf. »Im Nachhinein ist man immer klüger und erkennt auf einmal die Zeichen. Aber man sieht sie nur mit dem Wissen, was aus Karl geworden war.«
    Wincover kippte nun auch seinen restlichen Port ganz gegen seine Gewohnheit in einem Zug hinunter. Generell entsprachen die Ansichten dieses Statsons so überhaupt nicht Wincovers Überzeugungen. Man könne Menschen nicht einschätzen, dürfe seinem Urteil nicht trauen? Sein halbes Leben hatte Wincover doch daran verdient, Menschen einzuschätzen. Dieser Statson schien sich da in etwas verrannt zu haben. Trotzdem war Wincover neugierig, wie die Geschichte weiterging.
    »Konnte Ihre Maschine Ihnen denn nicht bei der Einschätzung dieses Kerls helfen?«
    Statson lächelte ihn an. »Sie bekommen nur Antworten auf Fragen, die Sie stellen. Karl war bis zu jenem Zeitpunkt nicht mehr Bestandteil meines

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