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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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Story zum Spiel »Sky Alchemist« in Roman-form. Die Autorin lebt in Köln.

Den Tod falsch einsortiert
     
    Andreas Wolz
     
     
     
    In weniger als 26 Stunden sind Sie und alle hier an Bord tot‹, sagte der Kerl zu meiner Frau, als ihm der weiße Schaum aus dem Mund quoll und er in ihren Armen starb.«
     
    Salmon Wincover lehnte sich in dem bequemen Ledersessel zurück und spürte das sanfte Vibrieren der Motoren des Ætherschiffes Halina . Manche Menschen störte es, doch auf ihn wirkte es beruhigend zu spüren, dass die Zeppelinmotoren gleichmäßig arbeiteten. Er nippte an dem Portwein und ließ die herb-fruchtige Flüssigkeit einen Moment auf seiner Zunge wirken. Der Rote Salon der Halina II , in dem er gerade saß, befand sich direkt neben dem Präsentationssaal. Dort hatte bis vor einer Viertelstunde Edgar Statson einen Vortrag gehalten. Der Edgar Statson, der nun ihm gegenüber saß, und mit jenem Satz über seine Frau damit begonnen hatte, eine sehr spannende Geschichte zu erzählen. Und Salmon Wincover liebte den Nervenkitzel.
    Edgar Statson gehörte offensichtlich zu den Menschen, die einfach nie aufhören konnten zu reden. Die immer Zuhörer brauchten. Er hatte eben erst seinen Vortrag über »Integrale Ordnung in strukturierten Zettelsammlungen durch die Unterstützung von Suchanfragen mittels feinmotorischer Räderwerke« gehalten. Statson hatte es verstanden, dieses trocken anmutende Thema zu einer detektivischen Geschichte zu verwandeln. Als sich eine kleine Gruppe seines Publikums anschließend in den Salon begab, war er ihr gefolgt und hatte Ausschau gehalten. Ausschau nach weiteren Zuhörern. Wincover kannte diese Sorte Menschen. Ohne Publikum fielen sie in sich zusammen, waren sie nichts. Sie waren süchtig danach, Menschen mit ihren Erzählungen zu manipulieren. Statson dachte wohl, Wincover sei ein dankbares Opfer. Wenn er sich da nur nicht täuschte.
    »Wie reagierte Ihre Frau auf diese Drohung?«, fragte Wincover und sah Statson neugierig an. Das Jackett sorgfältig zugeknöpft, Stoff und Schnitt nicht sonderlich modisch. Aber Statsons sicherer Geschmack bei der Wahl des Portweins war Wincover wichtiger.
    Statson lächelte. Wincover meinte eine gewisse Bitterkeit in dem Lächeln zu erkennen, aber er konnte sich auch täuschen. »Der Kerl hatte vorgesorgt und Ann in eine Falle gelockt. Eine Woche zuvor hatte er sie schon einmal auf dieselbe Weise bedroht. Mitten auf halber Strecke des viermonatigen Linienflugs zum Saturnring-Hotel. Meine Frau informierte sofort den Kapitän. Da sie die Bordingenieurin war, glaubte man ihr sofort und leitete eine aufwendige Suche ein. Am Ende fand man ... einen Koffer voller kleiner Buddha-Figuren. Der Kapitän machte eine Bemerkung über die fehlende Menschenkenntnis meiner Frau und ging zur Tagesordnung über. Sie wusste, beim zweiten Mal hätte man ihr nicht mehr geglaubt.«
     
    Wincovers Blick wurde von einer Frau an der Theke angezogen. Mit ihrer Geschäftskleidung, ihrem sicheren Auftreten und den streng nach hinten gekämmten Haaren entsprach sie dem Bild, das er sich von Statsons Frau Ann gemacht hatte. Er hätte sich nicht gewundert, wenn sie auf sie zugekommen wäre, Statson von hinten umarmt und mit einem gehauchten »Schatz« auf den Nacken geküsst hätte. Die Weiblichkeit, die viele kühle Geschäftsfrauen ausstrahlten, hatte schon immer eine Faszination auf Wincover ausgeübt.
    »Was machte Ihre Frau denn so sicher, dass der Kerl dieses Mal eine echte Bombe versteckt hatte?«
    Statson nippte an seinem Port. Eine schwer verständliche Durchsage ertönte über den Lautsprecher, während der Barkeeper der Geschäftsfrau einen Cocktail hinstellte. Sie nahm ihn, ignorierte den anzüglichen Blick des Barmannes und setzte sich in den hinteren Bereich des Salons.
    »Der Kerl hatte ihr gesagt, dass es von Anfang an sein Plan gewesen war, ihre Glaubwürdigkeit zu zerstören. Damit sie sich allein auf die Suche nach der Bombe machen musste. Er nannte ihr auch den Grund: Er hatte eine Rechnung mit mir offen. Er wollte, dass der Erfolg ihrer Suche auch von mir abhing – und der Misserfolg mich mitschuldig an ihrem Tod machen würde. Alles hing von unserer Verbindung über Ætherfunk ab.«
    »Eine offene Rechnung?«
    »Da muss ich kurz ausholen. Sie wissen, dass meine Firma Statson & Sun heißt?«
    »Ja, das steht auf dem Plakat zu Ihrem Vortrag, das dort drüben an der Wand hängt.«
    Statson nickte. »Der Kerl, der meine Frau bedrohte, war Karl Suhn. Ein

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