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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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ausreichend fruchtbar für den Anbau von Nahrung ist, ist ein Restrisiko, das ich persönlich bereit wäre einzugehen.«
    »Apropos Risiko : Ist es nicht zu riskant, eine Frau mit auf die Expedition zu nehmen?«
    »In der Tat: Es ist riskant! Aber Lady Ellen Thornton hat in den letzten Jahren gezeigt, dass Sie das Risiko nicht scheut!«
    »Aber ist es denn schicklich – gerade für eine Dame ihres Standes – Wochen zusammen mit zwei Männern auf engstem Raum zu verbringen?«
    »Ich bitte Sie! Gerade Angehörige unseres Standes verfügen über die nötige Distinguiertheit, um über solchen Gelüste zu stehen, auf die Sie offenbar anspielen. Wir treten diese Expedition als Vertreter der Menschheit an – der gleichberechtigten Menschheit.«
    »Sie sprachen Australien an. Erwarten Sie, auf neue Aboriginies zu treffen?«
    »Ganz auszuschließen ist dieser Gedanke nicht. Aber das Ausmalen dieses Bildes überlasse ich lieber den hochverehrten Herrschaften Shelley, Conan-Doyle, Wells und Verne.«
     
    * * *
     
    Nicolas John McGuire III stellte eine hölzerne Kiste auf den Tisch, die ein wenig aussah wie ein dickes Grammophon samt Schalltrichter, mit einer milchig, gläsernen Platte an der Stirnseite. »Dies ist eine Erfindung eines befreundeten preußischen Obersts. Er nennt sie Fernzeichner . Sie sendet geheimnisvolle Strahlen aus – er nennt sie Z-Strahlen. Wenn die Strahlen auf einen Gegenstand treffen, werden sie zurückgeworfen und hier in diesem Trichter gesammelt. Auf irgendeine Weise, fragt mich nicht wie , wird hier …«, er klopfte auf die milchige Glasplatte, »… ein Bild daraus, wie der Æther vor uns aussieht. Wenn ein Hindernis vor uns ist, sollte es hier erscheinen.«
    Sein Freund Ralph Cumberland trat näher und beäugte den Kasten misstrauisch. »Hat das irgendetwas mit dieser neumodischen Elektrizitätskraft zu tun, die auf so geisterhafte Weise Dinge bewegen soll?«
    Nicolas zuckte mit den Schultern. »Es funktioniert! Wie … ist mir egal.«
    »Ich habe davon in einer Gazette gelesen. Das ist unheimlich! Wenn nicht sogar unheilig !«
    »Ich habe auch davon gelesen«, sagte Lady Thornton. »Das ist die Zukunft!«
    »Das ist Magie! Schwarze Magie!« Cumberland fuchtelte mit seiner Pfeife herum. »Die Welt wird vom Dampf bewegt. Das reicht!«
    »In ein paar Jahrzehnten wird die Dampfkraft von der Elektrizität verdrängt werden!«, fauchte die Lady.
    »Papperlapapp! Das Britische Empire ruht auf den Säulen Kohle, Dampf und den Ressourcen seiner Kolonien! Und so wird es – mögen Gott und die Königin uns beistehen – immer sein!«
    Nicolas blickte zwischen seinem Freund und dieser streitbaren Frau hin und her. Auf der einen Seite sein Freund Ralph, den er seit Jahren kannte und schätzte und der ihm nun erschreckend blasiert und borniert vorkam. Und auf der anderen Seite dieses aufgeschlossene, scharfzüngige, quirlige, streitbare, starke … und zarte Wesen.
     
    * * *
     
    Der Start war schlimmer gewesen als erwartet. Tonnen schienen ihre Körper in die Spezialsessel zu pressen. Die unhandlichen Anzüge aus feuerhemmenden Materialien taten das ihre, die Andruckphase zu einer Tortur zu machen. In ihren Rücken fauchte der Kessel, gurgelten die Leitungen, stampften die Kolben – wie ein vorsintflutliches Ungeheuer. Lady Thornton hielt sich besser als erwartet. Beim Einsetzen der Schwerelosigkeit verlor sie kurz das Bewusstsein, doch schon bald nahm sie ihren Platz vor den Backbordinstrumenten ein. McGuire saß festgeschnallt vor dem Ruder und Cumberland hielt mit einer Karbidlampe und einem System von Parabolspiegeln Kontakt mit Beobachtern auf der Erde.
    »Ich wünschte, mehr Menschen könnten diesen Blick auf den Erdball werfen.« Lady Thornton konnte ihren Blick kaum vom Backbordbullauge abwenden. »Es würde ihnen zeigen, wie klein sie und ihre kleinlichen Zänkereien um die Länder Anderer sind.«
    McGuire unterdrückte ein Grinsen als er die Schnute sah, die Lady Thornton ganz undamenhaft zog. Diese Frau – und dass sie eine Frau war, konnte auch die eher funktionale als ästhetische Schutzmontur nicht verbergen – benahm sich manches Mal eher wie ein Lausejunge, als eine Lady des Commonwealths. McGuire ertappte sich immer öfter dabei, dass er sich, wie ein Bildhauer vor einem unbehauenen Block Marmor, die Figur darin vorstellte.
    »Sie spielen doch nicht etwa die Kolonialpolitik unseres ruhmreichen Landes an?«, brauste Cumberland auf.
    »Wo denken Sie hin, Lord Cumberland?«, begann

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