Die Stein-Strategie: Von der Kunst, nicht zu handeln (German Edition)
vollständig eingebüßt hatten und von einer großen Kette geschluckt wurden. Hätten sie nur ihren Look und Style beibehalten, wären sie heute der beste Ort der Welt.“ Und ein für allemal: „Du musst auch in Phasen bei der Stange bleiben, in denen dein Stil nicht populär ist, denn, wenn er gut ist, kommt er zurück, und du wirst wieder als Schönheit wahrgenommen.“
Abwarten und Tee trinken: Am Ende ist das „very british“. Wie im Grunde die gesamte Stein-Strategie etwas sehr Britisches hat. Als „tongue in cheek“ bezeichnet man eine Sonderform der britischen Ironie, diedie Dinge zwar todernst meint, aber nicht ganz.
In einem kleinen Buchladen in Almwick, Northumberland nördlich von London, wurde vor gut zehn Jahren ein Poster entdeckt, das aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges stammt. In schönen kompakten Versalien, gekrönt von der Krone King Georges VI., steht darauf eine simple Botschaft an die britische Bevölkerung: „KEEP CALM AND CARRY ON.“ Der Satz stammt nicht, wie gern behauptet, von Winston Churchill und wurde seinerzeit auch niemals öffentlich plakatiert. Das Plakat wurde von der Regierung in der Hinterhand gehalten, gedacht als Beruhigungsmaßnahme für den Fall, dass die Deutschen tatsächlich die Inseln entern und erobern würden. Nach der Wiederentdeckung erlebte das Motiv einen wundersamen Boom, wurde weltweit reproduziert, kopiert und parodiert. Die Popularität zeigt, dass es eine weitverbreite und wachsende Sehnsucht danach gibt, in bewegten Zeiten die Ruhe zu bewahren und weiterzumachen.Und besser lässt sich die Botschaft der Stein-Strategie kaum auf den Nenner bringen, weshalb das Motiv auch für die Typographie auf dem Cover dieses Buches Pate stand. Also: Keep calm and carry on!
P. S.: Und sie bewegen sich doch. In der Racetrack Playa, einer ausgetrockneten Ebene des kalifornischen Death-Valley-Nationalparks, gibt es das mysteriöse Phänomen der „Wandernden Steine“: Felsbrocken von mehreren hundert Kilo Gewicht legen weite Strecken zurück, mal schnurgerade, mal in abenteuerlichen Windungen, und hinterlassen dabei lange Schleifspuren im planen Sand. Niemand hat die Bewegung der Steine live beobachten können. „Ein bewachter Steinrollt nicht“, besagt eine alte indianische Weisheit. Kürzlich wurden ein paar Felsbrocken mit GPS-Empfängern ausgestattet, um dem Mysterium auf dieSchliche zu kommen. Vermutungen stehen imRaum, die mit Wind, Eis und einem bakteriellen Schleimfilm zu tun haben. Aber kein Mensch hat bis heute wirklichverstanden, wie und warum sie das tun. Die Steine selbst werdenes wissen.
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Dobelli, Rolf: Die Kunst des klaren Denkens. 52 Denkfehler, die Sie besser
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