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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Chris. »Mike, ruf ihn zurück.
Schnell!«
Mike verstand im ersten Moment gar nicht, was Chris
meinte. Auf Chris' Gesicht lag plötzlich ein erschrockener
Ausdruck. Verwirrt blickte Mike ihn einen Moment lang
an, dann wandte er sich wieder zum Fenster um - und fuhr
ebenfalls erschrocken zusammen. Das Schiffswrack
bewegte sich.
Es zitterte ganz sacht. Unter dem Rumpf lösten sich
dünne Sandschleier, die wie glitzernder Schnee im Licht
der Scheinwerfer aufblitzten, ehe sie in der lichtlosen
Tiefe verschwanden. Mike war nicht sicher - aber er hatte
das Gefühl, daß sich das ganze Wrack ein Stück weiter zur
Seite geneigt hatte. »Chris hat recht«, sagte er. »Komm da
raus. Wenn das Schiff von der Klippe abrutscht, bist du
geliefert. « Krieg dich wieder ein, antwortete Astaroth
salopp. Ich bin schon in der Kapitänskajüte. In einer
Minute - Das Schiff neigte sich ein Stück zur Seite. Ein
Teil der ohnehin zerborstenen Aufbauten brach vollends
auseinander und stürzte in die Tiefe, und Mike konnte
ganz deutlich sehen, daß der Felsvorsprung einen Riß
bekommen hatte und sich nach vorne neigte. »Astaroth!«
rief er entsetzt. »Komm da raus! Schnell!« Er bekam keine
Antwort. Aus den Rissen rieselte immer mehr Sand, der
sich im Scheinwerferlicht zu einem silbrigen Vorhang
verwandelte, der lautlos in der Tiefe verschwand. Aber in
den fallenden Sand mischten sich auch mehr und mehr
Felsbrocken. Möglicherweise würde der Felsvorsprung
komplett abbrechen und das Schiff mit sich in die Tiefe
reißen. »Astaroth!« sagte er noch einmal. »Raus da!«
Das... das würde ich ja gerne, antwortete Astaroth
kleinlaut. Aber als sich das Schiff bewegt hat, ist die Tür
zugefallen.
Mike spürte einen neuerlichen, eisigen Schrecken. Das
Schiff - und mit ihm der Felsvorsprung, auf dem es lag bewegte sich weiter. Es würde abstürzen, daran bestand
gar kein Zweifel.
»Such einen anderen Ausgang!« sagte er. »Ein Fenster.
Eine Tür. Irgendwas!«
Das würde ich ja gerne, antwortete Astaroth. Aber hier
ist nichts. Nur die Tür. Ich
Er brach mitten im Satz ab, und in derselben Sekunde
sah Mike, wie sich das Schiff ein ganzes Stück zur Seite
neigte. Einen Herzschlag lang starrte er das Wrack
gelähmt vor Schrecken an, dann fuhr er auf der Stelle
herum und stürmte los. »He!« schrie Chris. »Was hast du
vor?« »Ich hole ihn raus!« rief Mike. »Sag den anderen
Bescheid!«
»Bist du verrückt?« keuchte Chris. »Du kannst doch
nicht da rüber -«
Den Rest des Satzes hörte Mike nicht mehr. Er war bereits aus dem Salon hinausgerannt und hetzte mit weit
ausgreifenden Schritten auf die Treppe zu, die nach unten
führte.
Keuchend vor Anstrengung erreichte er die Tauchkammer, warf die Tür hinter sich zu und begann mit fliegenden Fingern, den klobigen Taucheranzug anzulegen;
ein Unternehmen, das sich ziemlich schwierig gestaltete,
denn dazu waren normalerweise mindestens zwei Helfer
nötig. Trotzdem schaffte er es in Rekordzeit. Hastig setzte
er den Helm auf, hakte zwei frische Sauerstoffflaschen in
das Tragegestell auf seinem Rücken ein und öffnete die
Ventile, die die Kammer mit Wasser fluteten.
Als sie halb gefüllt waren, hämmerte jemand gegen die
Tür. Mike ignorierte es. Zitternd vor Ungeduld wartete er,
bis das Wasser hoch genug gestiegen war, um auch die
äußere Tür zu öffnen, drehte das schwere Handrad und
sprang hinaus, noch bevor sich das schwere Schott auch
nur halb geöffnet hatte.
Und das etwas vorschnell. Die NAUTILUS hatte nicht
auf dem Meeresboden aufgesetzt, sondern hing reglos
etwa zehn Meter über dem Grund, so daß Mike eine
ziemlich unsanfte Landung hinlegte, nachdem er aus dem
Schiff gesprungen war.
In dem schweren Taucheranzug war an Schwimmen
nicht zu denken, und der Boden war fast knietief mit
Schlamm bedeckt, in dem Mike bei jedem Schritt einsank,
so daß es ihn viel Kraft kostete, sich dem Abgrund zu
nähern. Er bewegte sich wie durch unsichtbaren, zähen
Sirup, und selbst das Atmen fiel ihm schwer. Er erinnerte
sich ein wenig zu spät daran, daß Singh erwähnt hatte, der
Wasserdruck in dieser Tiefe wäre bereits zu hoch für ihre
Anzüge. Aber der Weg war ja gottlob nicht sehr weit.
»Astaroth?« keuchte er. »Verdammt noch mal, melde
dich!«
Ich lebe noch, antwortete Astaroth. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie lange das noch so bleibt. Der ganze
Kasten wackelt und zittert, als hätte er Schüttelfrost.
»Ich hole dich raus«, sagte Mike. »Nur noch ein paar
Minuten. « Astaroth

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