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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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das unaufschiebbare Bedürfnis, sich zu beeilen. Auf halbem Weg um die Gesteinsblöcke herum, drang ein gellender Schrei an sein Ohr. Die Erkenntnis, dass er zu spät kommen würde, trieb ihn zu größter Eile an. Zuerst sah er die blanke Klinge, in der sich die aufgehende Sonne reflektierte. Dunkelrotes Blut tropfte vom unteren Teil der Schneide. Er zwang sich dazu, seinen entsetzten Blick davon zu lösen und den Mann zu erfassen, der das Messer für einen weiteren tödlichen Stoß erhoben hatte. Für einen kurzen Moment durchfuhr Frank der irrwitzige Gedanke, Kham zu fragen, ob er die Drachen gesehen hatte. Doch sein Blick in die, von Drogen durchtränkten Augen des Laoten, ließen ihn vermuten, dass Kham ihm wahrscheinlich alles bestätigen würde, was er hören wollte. Die Erkenntnis darüber, wie sehr er sich eine Bestätigung wünschte, nicht im Fieber fantasiert zu haben, katapultierte ihn aus der Katatonie. Er stürzte sich auf die dürre Gestalt und riss sie mit sich. Hart prallte er gegen den überhängenden Felsvorsprung und sackten mit seinem Widersacher zu Boden. Trotz seines greisen Alters war Kham schneller wieder auf den Füßen und strebte auf das Messer zu, das
    ihm aus der Hand gefallen war. Sofort hechtete er hinterher und erwischte einen Zipfel des schwarzen Zeremonienumhangs, den der Geheimdienstchef noch trug. Khams Kraft reichte nicht aus, um ihn über den steinigen Boden zu schleifen, um an die Klinge zu kommen. Also ließ er sich bäuchlings hinfallen und streckte seine Hand nach dem Messer aus. Nur wenige Millimeter lagen noch zwischen Khams Fingern und dem Messergriff, als der Capitaine mit voller Wucht auf dessen zitternde Hand trat. In letzter Sekunde verhinderte sein schwerer Stiefel, dass der Minister den Schaft zu packen bekam. Kham jaulte wie ein angeschossenes Wildschwein auf.
    Frank krallte sich nicht länger in den geschmeidigen Seidenstoff, sondern krabbelte in Leas Richtung. Eine Gewehrsalve kreuzte seinen Weg. Sand mit kleinen Steinchen spritzte auf und nahm ihm die Sicht. Er bekam einen Tritt in die Rippen und kullerte zurück gegen die Felswand. Nur mit Mühe kam er auf die Knie und wischte sich den Staub aus den Augen. Verschwommen sah er drei Soldaten, die aus einer Felsspalte traten. Einer von ihnen stürmte zu Kham und half dem alten Mann auf die Beine. Xieng lag mit schmerzverzerrtem Gesicht zu seinen Füßen und hielt sich die Schulter. Das Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Im Schatten der Felsen heulte das Baby.
    Kwan Kham ließ sich von einem der Uniformierten eine Pistole reichen und bleckte seine Rattenzähne. Wahnsinn und Drogenrausch zeichneten seine Gesichtszüge. „Bringen wir es zu Ende“, kreischte er und zielte auf Frank.
    Er ignorierte die Waffe und starrte verwundert an dem Geheimdienstchef vorbei, über den Abhang hinweg. Das Nebelmeer unter ihnen fing an sich zu verwirbeln. Die Wolkenschwaden drehten sich im Kreis und wurden wie über einem Abflussrohr, nach unten gesogen. Kham registrierte, dass er sich nicht mehr für ihn interessierte und folgte seinem Blick. Mit ihm drehten sich auch die Soldaten zur Felskante. Im selben Moment zerbarst die Stille und die letzten Nebelschwaden stoben auseinander. Der Hubschrauber der US Army erhob sich vor ihnen in den blauen Himmel. Das Licht der aufgehenden Sonne im Rücken, sah er wie ein großes Insekt aus, das aus dem Nichts gekommen war. Der Druck der Rotorblätter fegte den Sand von dem kleinen Überhang, drängte Kham und die Soldaten gegen die Felswand. Ehe irgendjemand von ihnen reagieren konnte, machte der Helikopter einen 90 Grad Schwenk. Die seitliche Schiebetür glitt auf und gleichzeitig wurde aus einem großkalibrigen Maschinengewehr gefeuert.
    Instinktiv warf er sich flach auf den steinigen Untergrund
    und presste die Hände gegen seine Ohren. Für Sekunden explodierte die Welt um ihn herum. Dann gab es nur noch den surrenden Flügelschlag der Libelle und seine schweren Atemzüge. Der Geruch von Schwefel mischte sich mit dem erdigen Geschmack des Sandes, den er inhaliert hatte. Und über alldem, lag das leise Wimmern eines Kindes!
    Jemand sprang aus dem Hubschrauber, bevor er abdrehte und wieder in das Meer aus Wasserdampf tauchte. Der Nebel schluckte das Dröhnen des Motors, gleichwohl das Surren der Rotorblätter, bis nur noch das Knirschen schwerer Armeestiefel zu hören war und das zarte Weinen des Babys, das gegen den aufkommenden Wind anzukämpfen schien.
    Frank drückte sich vom

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