Die Sterne rücken näher
Hauptschirm fest. Er prüfte das Bild so genau es ihm möglich war; angestrengt, zum Äußersten gespannt.
Ein Schiff. Ein Schiff im Sand der Venus. Cavours Schiff.
»Na, schön«, sagte er zum Computer. »Wir gehen hinunter. Errechne einen Landeumlauf, der mich… Nein, das ist gestrichen. Ich mache es selbst. Das ist mein gutes Recht.«
18
Alan brachte die Cavour kaum eine Meile vom Wrack entfernt zu Boden. Das war eine ausgezeichnete Leistung für eine handgesteuerte Landung. Dann legte er seinen Raumanzug an und kletterte durch die Luftschleuse hinaus in die Wüste.
Die Schwerkraft der Venus beträgt nur acht Zehntel von jener der Erde; Alan fühlte sich daher ungeheuer beschwingt, um so mehr als die Luft in seinem Raumanzug, die ja ständig von einem Generator gereinigt und erneuert wurde, eine Idee zuviel Sauerstoff enthielt.
Ganz im Hintergrund seines Bewußtseins sagte ihm etwas, er müsse jetzt die Sauerstoffzufuhr regulieren, aber ehe er das noch tun konnte, begann sich der Überschuß schon auszuwirken. Er sang vor sich hin und tanzte in kosmischen Sprüngen über den Sand. Einen Augenblick später brüllte er lauthals ein übermütiges Raumfahrerlied, das er schon längst vergessen geglaubt hatte. Aber dann fiel er zu Boden und lag im Sand. Er ließ die violetten Körnchen zwischen den Fingern seiner Handschuhe durchrinnen und fühlte sich gleichzeitig beschwingt und närrisch.
Aber er war noch nüchtern genug, um die Gefahr zu erkennen. Endlich gelang es ihm, über die Schulter zu greifen und den Schalter zu betätigen. Dann begann sich die Sauerstoffzufuhr einzupendeln; auch in seinem Kopf wurde es klarer.
Und dann marschierte er durch eine phantastische Wüste. Die Venus war ein Aufruhr von Farben – ein verwaschenes Grün, ein gedämpftes Rot, ein stumpfes Grau, ein seltsames, fast geisterhaftes Blau. Der Himmel, vielmehr die untere Wolkendecke, steuerte ein mattes Staubrosa bei. Es war eine seltsame Welt, schweigend und tot.
In der Ferne erkannte Alan das Schiffswrack. Dahinter stieg das Land etwas an, wurde fast unvermittelt zu einem steilen Hügel, der in wild zerklüftete, starre Felsspitzen überging. Diese bizarren Felsgebilde waren eine spukhaft-irreale Silhouette vor dem rosafarbenen Wolkenhintergrund. Er kam rasch vorwärts, und der Sand knirschte unter seinen Stiefeln.
Fünfzehn Minuten später war er beim Schiff. Das, was davon noch übrig war, stand aufrecht auf den Landeflossen. Das Schiff war nicht zerschellt. Cavour hatte eine gute Landung gemacht. Nicht einmal zerstört war das Schiff, nur verrottet; das Metall des Rumpfes hatte den Säurestürmen nicht standgehalten. Nichts war mehr geblieben als der Konstruktionsrahmen und ein paar Quadratmeter an Seitenverkleidungen, die zwei- oder mehrfach verstärkt gewesen sein mußten. Die Schiffsschnauze war noch intakt. Von Ihr war das Glitzern gekommen, das er im Sand bemerkt hatte.
Alan ging um das Schiff herum und betrachtete es mit geziemendem Respekt. Es war ein Überbleibsel aus einem längst vergangenen Zeitalter, Zeugnis der Ära, in der James Hudson Cavour gelebt, geforscht, geträumt und gearbeitet hatte. Diese Streben, diese Verschalungen, diese Bolzen hatten ihn durch den Raum zur Venus getragen, seiner Bestimmung entgegen, die sich hier erfüllte.
Aber nichts in Schiffsnähe deutete auf Cavours Gegenwart hin. Alan schritt unter dem offenen Rahmen durch und spähte hinauf; er fröstelte ein wenig, als er die geisterhafte Leere dort oben bemerkte. Das war nur noch das Gerippe eines Raumschiffes, sonst nichts mehr.
Aber wo war Cavour? Was war aus Cavour geworden?
Die Reste von Leitern und Laufstegen baumelten von oben herunter. Er stieg nicht hinauf. Die verrotteten Metallsprossen hätten sein Gewicht nicht ausgehalten.
Alan verließ das Wrack und ging zur Öffnung einer Höhle, die sein Sonarsystem entdeckt hatte. Es war nur ein kurzes Stück Weg dorthin. Alan duckte sich, kroch hinein und schaltete seine Lampe ein. Er stand in einem Vorraum, der vielleicht eineinhalb Meter hoch und drei Meter breit war. Von hier aus betrat er eine sehr schmale Kammer, die noch niedriger war. Auf Händen und Knien kroch Alan weiter. Drei Meter, fünf Meter, dann zehn.
Endlich kam eine Stelle, an der Alan sich aufrichten konnte. Er ließ seine Lampe über die Felswände spielen und sah einen fast runden Raum von einiger Größe, der nicht einmal ungemütlich erschien.
Zu seiner Linken stand eine massive, rechteckige Maschine, jetzt
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