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Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clara Salaman
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war, weiter dranzubleiben.
    Charlie beäugte Johnny argwöhnisch. »Sehe ich vielleicht wie ein stinkreicher Schiffsmagnat aus, verdammt? Würde ich diese Hurenschinderei auf mich nehmen, wenn ich am oberen Ende der Nahrungskette wäre?«
    Johnny hatte noch nie im Leben jemanden das Wort »Hurenschinderei« in den Mund nehmen gehört.
    »O nein, das kann ich dir versichern, Freundchen«, fuhr Charlie fort. »Ich bin nur der Blödmann, der dieses Ding segeln darf.«
    Johnny schlenderte um den Laster herum. »Wem gehört der Laster dann?«, fragte er mit einer Kopfbewegung.
    »Mein Boss ist für diesen Laster verantwortlich«, antwortete Charlie, nicht an Johnny, sondern an den Uniformierten gerichtet, der sich inzwischen in sein winziges Kabuff am Kai quetschte, was ihn aussehen ließ, als hätte er sich eine viereckige Schachtel übergestülpt.
    »Und was macht er so, Ihr Boss? Umziehen?«, erkundigte sich Johnny weiter.
    »Nein, nicht er selbst, sondern sein Blödmann von Freund. Ein Freund mit ausgezeichneten Beziehungen .« Wieder hob er die Stimme, damit der Uniformierte ihn hören konnte. »Ein Mann mit enormem Einfluss, musst du wissen.«
    »Aber wenn er so einflussreich ist, wieso hat er dann nicht seinen eigenen Laster?«
    »Gute Frage«, meinte Charlie und wandte sich ihm abrupt zu. Immerhin hatte Johnny nun seine volle Aufmerksamkeit. Charlie richtete seine dunklen Knopfaugen auf ihn und ließ den Blick über seine abgerissenen Klamotten schweifen. »Wieso werden die Reichen wohl immer noch reicher, was glaubst du, junger Mann? Ganz einfach, weil sie normalerweise nicht ihr eigenes Geld ausgeben. Dieser elende Schleimer hat ein gutes Geschäft gewittert. Er hat spitzgekriegt, dass wir runter nach Fethiye wollen, und gefragt, ob er ›ein, zwei Sachen‹ zu den paar Farbkübeln in unseren Laster dazupacken könnte, die aus England hergebracht werden sollten. Ein, zwei Sachen. Dass ich nicht lache!«
    Charlie lachte tatsächlich über die Dreistigkeit, während Johnny sich redlich bemühte, angemessen aufgebracht dreinzusehen.
    »Mein Boss ist auf hundertachtzig! Auf hundertachtzig.« Der Gedanke daran, wie sauer sein Boss war, schien ihn noch weiter anzustacheln. »So habe ich ihn noch nie erlebt. Das gibt mächtig Ärger. Er hat gesagt, ich soll den ganzen Plunder einfach hier am Zoll abstellen, aber dieses sture fette Walross da drüben …«
    Charlie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zu dem Uniformierten hinüber, der von seinem hölzernen Kostüm aus interessiert die Vorgänge beobachtete. In diesem Moment schien Charlie eine zündende Idee zu haben. Er wandte sich wieder Johnny zu. »Kannst du so richtig anpacken?«
    »Klar.«
    »Das kann jeder behaupten.«
    »Sie können jeden in der Gunduz-Werft fragen. Wir haben die letzten vier Wochen dort gearbeitet. Jeden Tag zwölf Stunden am Stück.«
    »Und das Mädchen?« Charlie sah zu Clem hinüber, die inzwischen mit dem Katamaranbesitzer bei einem Bierchen zusammensaß. »Hat es Kraft? Es sieht ein bisschen schwächlich aus.«
    »Nein, meine Frau ist klein, aber Kraft hat sie.«
    »Deine Frau?« Charlie lachte. »Du bist ja selbst noch ein halbes Kind. Habt ihr Pässe?«
    »Klar.«
    »Wie lange seid ihr schon hier?«
    »Seit einem Monat oder so. Eigentlich sind wir nur auf der Durchreise. Wir wollen in den Iran, den Irak, vielleicht weiter nach Pakistan oder nach Indien.«
    »Schon gut, schon gut. Eure Lebensgeschichte interessiert mich nicht. Ihr seid angeheuert. Ich zahle zehn Pfund pro Tag und Nase. Dafür, dass ihr den Laster ausladet und den ganzen Krempel an Bord schafft. Wir fahren nach Kos.«
    Ein Zwanziger pro Tag war ein ziemlich großzügiges Angebot. Bei der Werft hätten sie dafür vier Tage schuften müssen. Also waren Johnny und Clem zu ihrem Zelt gelaufen, hatten ein paar Sachen in ihre große, rote Segeltuchtasche gepackt und waren zur Old Rangoon zurückgekehrt, um sich an die Arbeit zu machen. Gemeinsam mit zwei von Charlies türkischen Crewmitgliedern hatten sie drei Stunden lang geackert, bis der gesamte Inhalt des Lasters an Bord gewesen war. Schließlich war die türkische Crew samt Laster verschwunden. Nach viel Wirbel um ihre Pässe und unter mächtigem Gestöhne des Uniformierten hatte sich das Trio schließlich an Bord des schwimmenden Riesenhotels auf den Weg nach Kos gemacht.
    Johnny schnippte seinen Zigarettenstummel ins ölige Wasser des Hafenbeckens und fragte sich, wo Clem stecken mochte. Die jungen Griechen

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