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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ein Werkzeug des Teufels? Oder vielleicht seiner Großmutter?«
    »Ah, du hast von mir gehört. Wahrscheinlich Geschichten, bei denen dir die Haare zu Berge standen, wie? Wie ich den christlichen Kriegern mit ausgebreiteten Armen über die Baumwipfel davongeflogen bin? Wie ich in einem Augenblick 100 Meilen zurückgelegt habe, um in der schottischen Wildnis Menschen abzuschlachten oder zu verstümmeln?«
    »Nein, ich habe nur gehört, wie mein Vater Euch verflucht hat, wenn Ihr in der Nähe von Beauchamp Überfälle verübt habt. Aber für ihn wart Ihr immer ein Sterblicher.«
    »Das stimmt auch. Ich bin ein Mann von Fleisch und Blut, nicht mehr und nicht weniger. Ich bin ein einfacher Mann. Haltet Ihr diesen einfachen Mann für würdig, in Eurer erhabenen Gegenwart zu weilen, Philippa de Beauchamp?«
    »Es ist Euch doch bestimmt gleichgültig, was ich von Euch halte. Zudem bin ich auf fremdem Boden.«
    Dienwald rutschte ein Stück vor. »Du bist auf meiner Burg St. Erth. Wo sie sich genau befindet, werde ich vorläufig noch für mich behalten. Setz dich! Ich will dir einige Fragen stellen, und du wirst sie mir auf der Stelle ehrlich beantworten.«
    Philippa blickte sich um. Nirgends war ein Stuhl zu sehen.
    Er zeigte auf den Boden zu seinen Füßen. »Hier!«
    »Das ist lächerlich! Ich setze mich nicht auf den Fußboden.«
    »Setz dich sofort, oder meine Männer werden dich dazu zwingen! Vielleicht sollte ich dir den Fuß auf den Nacken setzen, damit du unten bleibst.«
    Philippa gehorchte und zog ihre langen Beine unter den Körper.
    Dienwald kreuzte die Arme vor der Brust. Erst jetzt bemerkte sie, daß sein Waffenrock und die Hose in beklagenswertem Zustand waren.
    »Bitte, kann ich etwas zu trinken bekommen? Ich habe sehr großen Durst.«
    Dienwald zog die Brauen zusammen. »Du bist nicht mein Gast!« Doch dann rief er laut: »Margot!«
    Ein mageres junges Mädchen kam in den Saal, knickste ungeschickt und wartete auf seine Befehle. Dabei sah sie unverwandt dieses jetzt gesäuberte Wesen an, das ein stumpfgrünes, abgetragenes Kleid anhatte. Eine Küchenhelferin hatte es ihr geliehen.
    »Bier und...« Er schaute auf Philippa herab. Ihre Knie waren sichtbar. Hübsche Knie und dazu sehr hübsche Beine. »Hast du auch Hunger?«
    Ihr Magen knurrte laut und vernehmlich.
    »Also, Margot, auch Brot und Käse. Beeil dich! Wir wollen doch nicht, daß unser Gast zusammenbricht.«
    Endlich etwas zu essen!
    »Nun, Dirne ... «
    »Ich bin keine Dirne. Ich bin Philippa de Beauchamp. Ich verlange, daß Ihr mich so behandelt, wie es meinem Rang zukommt. Ich verlange, daß Ihr ... nun, Ihr könntet mir einen Stuhl geben und später ein Kleid, das weniger rauh, alt und abgetragen ist.«
    »Ja? Und was noch? Du willst doch sicherlich noch mehr?«
    Sie überhörte die Ironie. »Ich weiß, daß ich groß bin. Aber vielleicht würde mir ein Kleid Eurer Frau passen.«
    »Ich habe keine Frau. Schon seit vielen Jahren nicht mehr, Dank sei allen Heiligen. Das Kleid, das die alte Agnes für dich besorgt hat, ist ausgezeichnet. Es ist nicht ein einziges Loch darin.«
    »Ich wollte Euch nicht beleidigen. Vielmehr danke ich Euch und der Besitzerin. Könnte ich mir von Euch ein Pferd leihen? Bitte! Es kann ein alter Klepper sein. Ich sorge dafür, daß es Euch zurückgebracht wird.«
    »Wozu ein Pferd?«
    Sollte sie jetzt lügen oder wieder dummdreist die Wahrheit sagen? Philippa entschied sich für den Mittelweg. »Ich war unterwegs, um meinen Vetter zu besuchen, der in der Nähe von St. Ives wohnt. Ich wollte mit dem Wollewagen zum Jahrmarkt fahren und das letzte Stück zur Burg meines Vetters zu Fuß gehen. Von hier aus ist es wahrscheinlich zu Fuß zu weit.«
    Dienwald sah die Frau prüfend an. Sie war noch ziemlich jung. Ihre Haare waren jetzt getrocknet und fielen ihr in prächtigen Locken bis auf den Rücken. Sie besaßen mehr Farbabstufungen, als er zählen konnte, vom hellsten Flachsblond über aschblond bis zum dunklen Braun. »Nun gut, ich glaube dir, daß du Philippa de Beauchamp bist. Warum hast du dich in einem Wollewagen versteckt?«
    In diesem Augenblick erschien Margot mit einem Holztablett. Darauf standen Bier, Brot und ein Kanten mit gelbem Käse. Philippa wurde der Mund wäßrig. Gierig starrte sie auf das Essen, bis Dienwald achselzuckend aufstand und auf die lange Reihe von rohgezimmerten Tischen zeigte.
    Dann sah er ihr beim Essen zu, ohne weitere Fragen zu stellen. Ihr Hunger war so groß, daß sie anfangs alle guten

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