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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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dir einen Vorschlag. Ich setze der frechen Nan den Kopf so zurecht, wie du es wünschst. Dafür kommst du in Zukunft freiwillig zu mir ins Bett und spielst nicht mehr die empörte Jungfrau oder das leidende Opfer. Wenn nicht, könnte ich dir das Leben sehr unangenehm machen.«
    Er hatte erwartet, daß sie sich angeekelt abwenden würde. Doch sie rührte sich nicht von der Stelle. »Was meinst du damit, daß du dem Mädchen den Kopf so zurechtsetzen wirst, wie ich es wünsche?«
    »Ich werde sie mit jemandem verheiraten und von Wolffeton entfernen. Damit bist du die unverschämte Göre los. Das heißt, wenn du auf meinen Vorschlag eingehst.«
    Kassia konnte sich leicht vorstellen, was geschehen würde, wenn Nan die Oberhand behielte. Sie reckte das Kinn noch etwas höher. »Du hast eigentlich nicht das Recht, dich in meinen Umgang mit dem Personal einzumischen. Das gilt auch für deine kostbare Geliebte!«
    »Dann nehme ich an, daß du auf meinen ... Vorschlag nicht eingehen willst.«
    »Du hast kein Recht dazu! Willst du mir denn alles entziehen?«
    »Im Gegenteil«, sagte er mit sanfter Stimme. »Ich möchte dir mehr Rechte einräumen. Zum Beispiel das Recht auf Freuden im Bett. Die kann man nämlich wirklich auch als Frau erleben. Zufälligerweise habe ich Blanches Lustschreie in ihrer Hochzeitsnacht gehört. Soll mir etwas verwehrt sein, was Guy genießen darf?«
    »Ich gestehe keinem etwas zu!«
    »Das reicht, Kassia. Wie lautet deine Antwort?«
    »Wenn ich deinen Vorschlag ablehne, erläßt du dann Nan alle körperliche Arbeit und machst sie zur Herrin auf Wolffeton?«
    Selbstverständlich nicht, dachte er, sagte es aber nicht, sondern zuckte nur gelangweilt die Achseln.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll!« rief sie.
    »Ich wünsche nur ... Bereitschaft. Alles andere bringe ich dir bei. Komm schon, Kassia, meine Männer erwarten mich. Wie lautet deine Antwort?«
    »Ich ... ich bin einverstanden«, sagte sie flüsternd.
    »Sehr gut. Jetzt komm mit mir in den Saal und gib Nan deine Anweisungen! Ich werde mich bemühen, einen Ehemann für sie zu finden.«
    Nan riß die Augen auf und konnte es nicht glauben. Dann kam sie zu dem Schluß, daß sie Kassia übertrieben hart herausgefordert hatte. Sie las es auch in den Augen der anderen Bedienerinnen. Die freuten sich auch noch über ihren Reinfall! Verrotten sollten sie! Sie mußte später mit Graelam unter vier Augen sprechen.
    Graelam nahm Kassia an der Hand und führte sie in den Burghof. »Deinen Teil unseres kleinen Handels wirst du heute abend zum erstenmal erfüllen, mein Weib.« Dabei drückte er ihr leicht die Hand und sah, wie eine Gänsehaut ihre Arme überzog.
    Später sprach Graelam Sir Walter an. »Ich will, daß Ihr morgen mit drei Männern zu einem Bauernhof reitet, der vier Kilometer nach Westen hin liegt. Der Bauer heißt, glaube ich, Robert. Vor kurzem ist ihm die Frau gestorben. Den sollt ihr mir nach Wolffeton bringen.«
    Walter nahm den Auftrag gern entgegen. Er hätte sich nur gewünscht, weiter reiten zu dürfen als die vier Kilometer, nämlich bis zu Dienwald de Fortenberrys Burg.
    Klugerweise beschloß Graelam, erst am nächsten Tag mit Nan zu sprechen. Er glaubte nämlich nicht so recht daran, daß Kassia ihre Abmachung einhalten würde. Für Nan hatte er kaum etwas übrig. Nicht einmal für die Tatsache, daß sie ein Kind von ihm bekommen würde. Natürlich würde er für den Unterhalt zahlen. Auch der Bauer würde dafür Geld bekommen, daß er Nan heiratete. Es war Graelams zweites uneheliches Kind. Das erste, ein Mädchen, war schon im ersten Lebensjahr gestorben. Sein Vater hatte gern mit der Zahl der Mädchen geprahlt, die er geschwängert hatte, und behauptete, er hätte mehr als ein Dutzend uneheliche Kinder. Graelam dachte nur daran, Kassia ein Kind zu machen. Der Gedanke erfüllte ihn mit großer Freude. Ich bin schon halb verblödet, dachte er.
    »Eure Haare wachsen schnell, Kindchen«, sagte Etta, als sie Kassia die schimmernden Locken kämmte. »Ich finde, sie sind noch dichter als vor Eurer Krankheit.«
    Kassia schaute in den polierten Silberspiegel. »Ja«, sagte sie kaum verständlich, »langsam sehe ich wieder wie eine Frau aus.« Und in wenigen Minuten muß ich so tun, als machte es mir sogar Spaß, eine Frau zu sein! Merkwürdigerweise konnte sie sich noch daran erinnern, wie gern sie es anfangs gehabt hatte, wenn ihr Mann sie streichelte und küßte. Bis er ihr weh getan hatte. Bis er ihr unmißverständlich gezeigt

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