Die Stimme des Feuers
explodieren.
»Fühlt sich meine Haut gut für dich an?« flüsterte er an ihrem warmen Mund.
Ihr war, als gehorche ihr Körper nicht mehr ihrem Willen. Keuchend stieß sie hervor: »Ich ... ich finde es gar nicht so schlecht, dich zu küssen.«
»Wie schön«, sagte er mit rauher Stimme. Er hatte die größte Mühe, nicht lustvoll zu stöhnen. Das ist ja eine Qual, dachte er. So hatte er sich das nicht vorgestellt.
Wieder suchte sie seinen Mund, und diesmal begann sie zu zittern, als ihre Zungen sich trafen. Ihr nackter Oberschenkel rieb sich leicht an seinem. Er spürte ihr vorsichtiges Drängen. Wenn er sie so weitermachen ließ, würde er jede Beherrschung verlieren.
»Das hast du gut gemacht«, sagte er und sah ihr in die verschwimmenden Augen. »Jetzt kannst du schlafen gehen, Kassia.«
Sie sah ihn verblüfft an. In ihrem Schoß war es warm geworden, in ihren aufgerichteten Brustspitzen prickelte es. Sie hätte so gern weitergemacht. Keuchend sagte sie: »Ich ... ich verstehe nicht.«
»Schlaf jetzt!« sagte er. »Wenn es dir nachts kalt werden sollte, kannst du dich bei mir wärmen. Gute Nacht, mein Weib.«
Kassia seufzte tief auf. Völlig verwirrt sagte sie ins Dunkel: »Ich werde dich wohl nie verstehen.«
Er strengte sich an, sie sein schnelles Atmen nicht hören zu lassen, und dachte: Vielleicht verstehe ich mich selber nicht mehr.
22
Der Bauer Robert war hocherfreut darüber, daß ihm eine neue Ehefrau angeboten wurde. Daß sie vom Lord ein Kind im Leibe trug, kümmerte ihn nicht. Sie war ein hübsches Mädchen und noch sehr jung. Zweifellos würde sie ihm Söhne gebären, die ihm halfen, seinen Bauernhof stattlicher zu machen. Er sah nur Gutes für sich voraus. Für sein Kind würde der Lord selber aufkommen.
Nan konnte es zuerst nicht glauben. Dann geriet sie in schäumende Wut. Aber das nützte ihr alles nichts. Den Bauern haßte sie auf den ersten Blick. Dabei war er, nüchtern betrachtet, weder alt, noch sah er übel aus.
Wolffetons Priester, Pater Thomas, traute das Paar in großer Eile, und Graelam schenkte dem Bauern ein Faß des besten Weins und gab Nan eine Mitgift.
Wenn Kassia die Art, wie sich Graelam seiner Geliebten entledigte, auch für ziemlich herzlos hielt, so war sie doch über den Weggang des Mädchens ungemein erleichtert. Immer wieder mußte sie daran denken, welche warmen, drängenden Gefühle in ihr aufgestiegen waren, als sie Graelam geküßt hatte. Das ärgerte und erschreckte sie. Denn Graelam hatte sie einfach weggeschoben. Hatte sie verschmäht. Als sie am nächsten Morgen erwachte, war er schon fort, und unten im Saal begrüßte er sie so gleichgültig, als hätte sich nichts Außergewöhnliches zwischen ihnen ereignet. Einen Augenblick lang spürte sie den fast unwiderstehlichen Drang, ihm einen Fußtritt zu versetzen.
Kurze Zeit spielte sie mit dem Gedanken, ihm ihr Abkommen aufzukündigen. Von Nan hatte sie ja keine Unverschämtheiten mehr zu befürchten. Sie wütete gegen sich selbst. Warum hatte sie nie ihren Vater gebeten, sie über die Männer aufzuklären?
Indessen sehnte sich Graelam leidenschaftlich nach einem Waffengang. Seine Energie war unerschöpflich und sein Sinn auf Taten gerichtet. Er hätte es sogar begrüßt, wenn Dienwald de Fortenberry plündernd in sein Gebiet eingefallen wäre. Wie gern wäre er dem Mann in der Schlacht begegnet! Mit zwölf seiner Männer ritt er zum Dorf Wolffeton hinüber und arbeitete mit ihnen fieberhaft an der Vollendung der Befestigungsmauer. Als er nachmittags heimkam, war er völlig erschöpft.
Er nahm ein Bad. Da kam Kassia ins Zimmer, und er merkte, daß er doch nicht so ausgepumpt war, wie er angenommen hatte.
»Ich bin hier, um dich zu bedienen, Mylord«, sagte sie.
Er war froh, daß das Badewasser sein Begehren nach ihr verbarg. »Du kannst mir den Rücken waschen«, sagte er und beugte sich vor.
Sie fühlte das Spiel seiner kräftigen Muskeln unter dem Badetuch. Zu ihrem Staunen erregte sie das. In ihrem Schoß wurde es warm. Rasch sagte sie: »Ich bin heute mit deinem neuen Waffenrock fertig geworden. Hoffentlich gefällt er dir.«
»Und dein Kleid?«
»Das fange ich auch bald an.«
Ihre Hand tauchte ins Wasser und näherte sich seinen Hüften. »Das ist genug, Kassia. Kümmere dich um das Essen! Ich komme gleich nach unten.«
Sie nickte nur. Sie brachte kein Wort heraus. Die Kehle war ihr vor Kummer wie zugeschnürt.
Immer wieder schweifte der Blick Sir Walter de Grasses zu dem erhöhten Tisch,
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