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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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an dem Kassia saß. Er spürte ihre Abneigung, die ihn ärgerlich machte. Wie stolz die Frau des Lords war! Wie sie sich aufspielte! Und doch hatte sie sich mit Dienwald de Fortenberry eingelassen. Sir Walter hatte mitangehört, wie sie ihrem Mann diesen Edmund beschrieb. Gesichtszüge von der Farbe grobkörnigen Sands. Ja, das konnte nur Fortenberry sein.
    Sobald sich die Gelegenheit ergab, würde er de Fortenberry nach Wolffeton bringen. Er war gespannt darauf, wie sich die stolze Kassia verhalten würde, wenn sie ihren Liebhaber wiedersah. Es wunderte ihn nur, daß Lord Graelam so freundlich mit ihr umging. Wäre sie seine Frau gewesen, so hätte er sie für diesen Fehltritt totgeschlagen.
    Er überlegte, ob er Graelam einfach sagen sollte, wer der Mann gewesen war. In seiner Wut würde der Lord wahrscheinlich sofort gegen de Fortenberry in den Kampf ziehen.
    »Möchtest du jetzt eine Partie Schach mit mir spielen?« fragte Graelam seine Frau.
    »Vielleicht«, sagte sie und spielte mit einem Stück Brot. »Ja, sehr gern, Mylord.«
    Später saßen sie sich in ihrem Zimmer am Schachtisch gegenüber. Graelam lehnte sich weit zurück. Kassia studierte die Figurenstellung. Ganz langsam streckte er die Beine aus. Ihre Oberschenkel berührten sich. Sie zuckte zusammen und hob den Blick.
    Er achtete nicht darauf und sagte freundlich: »Paß auf deinen Läufer auf, Kassia!«
    »Auf meinen Läufer?« Sie schaute wieder auf das Brett.
    »Ja, auf deinen Damenläufer.« Er strich sich übers Kinn. Seine Augen glitzerten. »Wir könnten das Spiel noch interessanter machen.«
    »Wie denn?«
    »Wenn ich eine Figur von dir schlage, mußt du mir einen Kuß geben. Das gilt auch für die Bauern.«
    Ihre Lippen verzogen sich. »Und was ist, Mylord, wenn ich eine deiner Figuren schlage?«
    »Nun, in dem Fall muß ich dir einen Kuß geben.«
    »Möchtest du das wirklich?«
    »Ja. Jeder muß sich den Kuß des anderen widerstandslos gefallen lassen. Abgemacht?«
    »Ich... Ja, gut.«
    Mit seinem nächsten Zug raubte Graelam ihr den Königsspringer. »Nun, mein Weib?«
    »Das war kein kluger Zug, Mylord«, sagte sie streng. »Dadurch verlierst du einen Läufer und einen Bauern.«
    »Ich werde die Konsequenzen tragen«, sagte er und klopfte sich auf den Schenkel. »Komm her, Kassia, zahl deine Buße!«
    Was Kassia in diesem Moment ärgerte, war, daß sie sogar Lust hatte, ihn zu küssen. Er zog sie auf seinen Schoß, und sie ließ das willig zu. Sein Arm lag lose um ihre Taille. Langsam beugte sie sich vor und küßte ihn flüchtig auf den Mund.
    Seine dunklen Augen blickten spöttisch drein. »Das war kein richtiger Kuß. Versuche es noch mal!«
    Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Unterlippe, eine Angewohnheit von ihr, die er sinnlich fand. »Auf diese Weise«, sagte sie, »könnte das Spiel ziemlich lange dauern.«
    Sie hätte ihn gern gefragt, warum er jetzt wieder so freundlich zu ihr war. Glaubte er ihr möglicherweise endlich, daß sie die Halskette nicht gestohlen und daß sie keinen Fluchtversuch unternommen hatte? Diesmal küßte sie ihn länger und mit geöffneten Lippen.
    Als sie sich von ihm löste, ging ihr Atem Schneller. Er hatte nichts unternommen, um den Kuß in die Länge zu ziehen. Statt dessen sagte er lächelnd: »Du machst Fortschritte.« Dann hob er sie von seinem Schoß. »Vorwärts, mein Weib! Ich glaube, du bist am Zug.«
    Kassia fühlte eine leichte Benommenheit und zwang sich, ihre Aufmerksamkeit dem Schachbrett zuzuwenden. Bald konnte sie wieder klar denken. Sie grinste wie ein Kobold und sagte: »Du bist am Zug, Mylord!«
    »Vielleicht dauert die Partie doch nicht so lange«, sagte Graelam. Sie hatte seinen Läufer nicht genommen, sondern nur den Königsbauern ein Feld vorgeschoben.
    Ohne nachzudenken, nahm er den Bauern, womit er ihr die Möglichkeit gab, ihm Schach zu bieten. Er klopfte sich wieder auf den Schenkel.
    Diesmal blieb sie länger auf seinem Schoß. Sie schien sich nicht trennen zu können. »Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist«, flüsterte sie.
    »Das werden wir gleich sehen«, sagte Graelam und stellte sie auf die Beine.
    Schließlich sah sie sich gezwungen, eine seiner Figuren zu schlagen. »Ich glaube nicht, daß ich dich auf den Schoß nehmen kann, Mylord.«
    Sie wirkte so bekümmert, daß er an sich halten mußte, um nicht zu lachen. »Dann mußt du auf meinen kommen.«
    Als sie auf seinen Schenkeln Platz genommen hatte, sagte er: »Aber denk dran, dies ist mein Kuß! Du

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