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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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irgendeine Regierung auf der Erde noch etwas gegen uns unternehmen könnte. Es dauert höchstens noch ein paar Jahrzehnte. Und bei den Zeiträumen, von denen wir reden, ist das gar nichts.«
    Die Tür der Luftschleuse war groß; sie war auch für Fracht geeignet. Griffith gab den Code ins Schloß ein, und die Gruppe ging hinein. Der schwere Geruch der Mächte flutete in die Kammer. Er war hier stärker als draußen. Auf Griffiths Gesicht lag ein seliger Ausdruck, als er ihn einatmete.
    Das Innere des Caissons hallte von den Orgelpfeifenlauten der Mächte wider. Die ungestrichenen Dachträger krümmten sich wie die Rippen eines metallenen Tiers über Steward. Leuchtstofflampen hingen von der Decke; die Kabel waren an die Tragbalken geklebt. Frachtkisten waren auf Paletten gestapelt und behinderten die Sicht. Hier war es so gemütlich wie im Innern des Speichers nebenan.
    Eine wahre Hölle für einen Gott, der hier wohnte, dachte Steward.
    Er versuchte nicht zurückzuweichen, als eine Macht zwischen den Kisten herausgefegt kam. Er hatte vergessen, wie schnell sie waren. Die Macht hob den Kopf und blies ihn auf. Die beiden Augen richteten sich nach vorn. »Das ist Steward«, zischte sie.
    »Ja, Verwandter«, sagte Griffith.
    Die Wirbelsäulen im Rücken der Macht wölbten sich hoch. Ihre Hände machten am Boden Scherenbewegungen. »Du kommst mit!« sagte sie.
    Steward folgte der Macht. Er beeilte sich, um mit den vier dahinhastenden Füßen der Macht Schritt zu halten. Sie kamen zu einem freigeräumten Platz. Auf dem Boden waren dunkle Plastikplanen ausgebreitet. Tragbare Heizgeräte und Computerkonsolen waren mit sich dahinschlängelnden Kabeln verbunden. Drei Mächte warteten dort. Eine von ihnen trat auf Steward zu. Die anderen machten Verbeugungen und achselzuckende Bewegungen. Der Geruch der Mächte hier war besonders stark.
    »Ich bin der Premier«, sagte die Macht. Die Muskeln auf ihrem Rücken zuckten rhythmisch.
    Steward sah auf sie hinunter und dachte an Vesta und Ricot und Sheol und an Orte, die noch weiter weg waren, Orte, wo das Wort des Premiers Gesetz war, wo ihre Pläne und Intrigen Millionen von ihrer Spezies dazu gebracht hatten, zur Musik ihrer Orgelpfeifen zu tanzen. Er dachte an das jahrtausendelange Ringen um die Macht, an Mächtehorden in Reih und Glied, zum Chor geordnet und von Chemie diszipliniert; an den Glanz in Griffiths Augen, als er vom Gottsein gesprochen, und an sein seliges Gesicht, als er die Hormone eingeatmet hatte; an Ashraf, der tot in seiner Praxis lag, an Stoichko, der in seinem Lehnsessel blutete, während das Video lief, an den Alpha, der sich zu der Kugel umdrehte, die er vielleicht willkommen geheißen hatte …
    »Sehr erfreut«, sagte Steward. Und er holte sein Taschentuch heraus und schnaubte hinein.
     
    Die Orgellaute hatten sich verändert. Etwas seltsam Klagendes schwang darin mit, das Steward durch Mark und Bein ging, und in dem Moment, als die Luftschleuse aufschwang, wußte er, was es war.
    Er war zum zweitenmal draußen gewesen, um Janice Weatherman anzurufen. Spassky und der Gorilla hatten ihn nach seiner Anweisung zu einer Telefonzelle gefahren und waren drei Meter entfernt stehengeblieben, während er die Codes durchgab.
    Steward hatte zweimal mit dem Premier gesprochen. Er erzählte ihm von seinen Qualifikationen, berichtete, wie er auf Vesta und Ricot eingedrungen war, und erklärte ihm, wie er die Sicherheitsvorkehrungen des Premiers hier und anderswo verbessern könnte, wenn sich die Basis des Premiers erweiterte. Er redete über das Gesicht der Zukunft, über die Synthese von Mächten und Menschen, die in beiden Welten dominieren würden. Er erinnerte sich an Curzons Exkurs über dasselbe Thema, an die Art, wie er mit gerötetem Gesicht gestikuliert und auf und ab gelaufen war, und versuchte Curzon beim Sprechen und in seinen Bewegungen zu imitieren. Der Premier hatte Steward reden lassen und ihn dabei mit seinen seltsamen, gepanzerten Glotzaugen beobachtet, während seine Rückenmuskeln zuckten. Andere Mächte bewegten sich im Hintergrund. Steward dachte, daß es vielleicht ein Dutzend waren. Von Zeit zu Zeit erschienen Menschengruppen; sie standen schüchtern herum und atmeten ihre Dosis aus der Luft ein. Einige von ihnen schienen hier zu wohnen, in grob zusammengezimmerten Baracken weiter hinten.
    Während der Gespräche schien es das Zen zu sein, das redete, nicht Steward. Er war jetzt fest darin verwoben. Er war zum Wirbelwind geworden, zu einer Kraft,

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