Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
Genau wie du und Reese.«
     

20
    Griffith sah ihn einen langen Augenblick an. »Du willst bei uns einsteigen«, sagte er. Er sah aus, als ob er die Worte zum erstenmal aussprechen und dabei testen würde, wie sie klangen.
    »Ich will für einen Gewinner arbeiten, und Premier-zur-Rechten wird gewinnen«, sagte Steward. »Er ist clever, er macht die richtigen Züge. Ich hab' seine Gegner aus der Nähe gesehen, und sie haben keine Chance.«
    Griffith fuhr sich mit einer Hand über die Augen. »Das ist ja total verrückt«, sagte er.
    »Premier-zur-Rechten benutzt Leute ohne das V-Anhängsel«, fuhr Steward fort. »Reese hat's nicht. Er braucht Leute, die nicht süchtig nach ihm sind, um sie für Fernaufträge einzusetzen.«
    Griffiths Gesicht bekam wieder Farbe. Er nahm eine Zigarette aus seiner Tasche und zündete sie an. »Die Leute ohne das Anhängsel wissen nichts vom Premier. Wir können nur bei Leuten mit dem Anhängsel darauf vertrauen, daß sie nicht reden.«
    Steward grinste ihn an. »Mir könnt ihr vertrauen. Ich hab's rausgefunden und es niemandem erzählt. Und ich werd's auch nicht tun – solange ich in der Sache mit drin bin.«
    Griffiths Blick war scharf. »Was willst du damit sagen?«
    Steward stieß ein weiteres bellendes Lachen aus. »Kannst du dir das nicht denken? Sagen wir mal, ich hab' einen Freund auf einem Wohnsatelliten im Orbit, der gewisse Informationen an die Scan-Blätter weitergibt, wenn ich nicht alle paar Stunden mit ihm in Kontakt trete und ihm den richtigen Code gebe. Der Code ändert sich jedesmal, und nur ich weiß, wie. Ihr werdet nicht rechtzeitig an meinen Freund rankommen können, um es zu verhindern – es sind viele Stunden bis dorthin, wo er lebt. Und er wird das Zeug keinem anderen als mir persönlich aushändigen. Das heißt, selbst wenn ihr … ah … die Ashraf-Nummer mit mir macht und die Codes kriegt, bekommt ihr deswegen noch lange nicht die Informationen, die mein Freund hat, sondern zögert nur die Veröffentlichung hinaus. Und sie werden schließlich veröffentlicht, denn es gibt ein Zeitlimit für die Codes, und wenn ich nicht persönlich innerhalb einer gewissen Zeit auftauche, werden sie auf jeden Fall veröffentlicht.«
    Befriedigung wallte in Stewards Innerem auf. Das Beste daran war, daß es stimmte. Nur das Pronomen »er« war eine Tarnung – Steward hatte sich an Janice Weatherman im Treuhand-Büro der Stone Bank auf Solon gewandt. Sie hatten beide ein Stück Cremetorte gegessen, während sie die Vereinbarung trafen und ihre Kommission berechneten. Weatherman hatte sich benommen, als ob sie solche Sachen jeden Tag machte. Vielleicht war das auch so.
    Ein Muskel arbeitete in Griffiths Wange. Sein Blick war steinern. »Du bist gefährlich, Kumpel«, sagte er leise.
    »Deshalb wolltet ihr doch, daß ich eure Mission für euch durchführe«, sagte Steward. Er lachte. »He, ich hab' schon gute Arbeit für deinen Boss geleistet. Warum sollte er was dagegen haben, wenn ich noch 'n bißchen mehr tun will? Nächstesmal möchte ich nur besser bezahlt werden.«
    »Ich muß nachdenken.«
    »Laß Premier-zur-Rechten für dich nachdenken. Der kann das besser.« Steward langte in seine Tasche, holte ein Stück Papier heraus und warf es in Griffiths Richtung. »Das ist eine Karte, die dir den Weg zu einer Telefonzelle unten an der Straße zeigt. Sei morgen abend um sieben Uhr dort. Ich ruf an, und dann kannst du mir erzählen, was deine Quelle zu sagen hat.«
    Griffith sah den weißen Zettel an, der neben seinen Beinen auf den Boden geflattert war. Er streckte nikotinfleckige Finger aus und nahm ihn.
    Steward stand auf. »Ich gehe jetzt. Sprich mit deinem Boss.«
    Griffith schaute immer noch auf das Papier, als Steward über ihn wegstieg, wobei er die Pistole auf Griffiths Kopf gerichtet hielt. »Ich weiß nicht, wie ich ihm das erklären soll.«
    »Nichts leichter als das, Kamerad«, sagte Steward, während er zur Tür ging. »Sag ihm einfach, du hast Scheiße gebaut.«
     
    Der rotierende Scheinwerfer war von Stewards Hotelzimmer am Hafen aus zu sehen. Er blitzte lautlos im Rhythmus seiner Gedanken auf. Steward lauschte auf das Surren des Telefons. Griffith nahm beim zweiten Klingeln ab.
    »Steward?«
    »Ganz recht, Kamerad.«
    Das Geräusch, wie Zigarettenrauch inhaliert wurde. »Du kriegst dein Treffen.«
    »Wann?«
    »Jetzt sofort, wenn du willst.«
    Steward lächelte. Das Licht des Suchscheinwerfers flackerte am Rand seines Blickfelds auf. »D'accord«, sagte er.

Weitere Kostenlose Bücher