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Die Strasse der Oelsardinen

Titel: Die Strasse der Oelsardinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Abenden konnte er so mit Leichtigkeit seine drei bis vier Liter nach Hause bringen, und es beruhigte sein Gewissen in hohem Maße, daß dabei kein Gast zu kurz kam. Er fand, daß jemand, der in Stimmung ist, von einem halben Glas genauso beduselt wird wie von einem ganzen.
Dank seinem Trichter erfreute sich Eddie im Palace Hotel besonderer Beliebtheit. Er brauchte nicht beim Aufräumen zu helfen; einmal wusch Hazel sogar vier Paar Socken für ihn.
An jenem Nachmittag, als Hazel mit Doc im Großen Ebbetümpel jagte, saßen die andern im Palace und schlürften das Resultat von Eddies letztem Beutezug im La Ida. Auch Gay, das jüngste Mitglied der Gruppe, war anwesend. Prüfend sog Eddie den Saft ein. »Merkwürdig...«, sagte er und leckte nachdenklich die Lippen, »es kommt immer alles in Schüben. Zum Beispiel wieder vergangene Nacht: da haben mindestens zehn Gäste Manhattans bestellt, und sonst vergeht manchmal ein Monat, bis ein Manhattan verlangt wird. Merkt ihr, wie man die Grenadine herausschmeckt?«
Mack kostete, bis nichts mehr im Glas war. »Ja«, bemerkte er sinnend, »kleine Dinge machen oft einen großen Unterschied«, und blickte umher im Kreise, um zu sehen, wie sein Geistesblitz auf die andern gewirkt habe.
Anscheinend nicht. Gay war der einzige, der etwas dazu äußerte. »Allerdings«, sagte er.
Mack vermißte Hazel. Er sei mit Doc Seesterne suchen, erklärte Jones, und Mack nickte zustimmend. »Dieser Doc ist ein zu netter Kerl; bei dem kriegt man immer etwas zu trinken. Wie ich mich damals geschnitten habe, hat er mir jeden Tag einen frischen Verband gemacht.« Die fünf andern murmelten Beifall, und Mack fuhr fort: »Ich überleg' mir schon lang, was wir nur für ihn tun könnten; es müßt' etwas sein, was ihm Freude macht.«
»Ein junges Mädchen«, schlug Hughie vor.
»Hat er schon«, sagte Jones, »etwa drei bis vier Stück. Ich glaub', immer wenn er auf seinem Grammophon so was Kirchliches spielt und die Vorhänge zuzieht, hat er eine bei sich.«
Aber diese Äußerung zog ihm von Seiten Macks eine Rüge zu: »Soll er vielleicht mit der Dame nackt auf der Straße 'rumlaufen? Er lebt doch nicht im Ze - Zelibad!«
»Zeli-bad - was ist das?« fragte Eddie.
»Wenn man keine Frau bekommen kann«, erklärte Mack das Wesen des Zölibats.
»So? Ich habe gedacht, es wäre eine Art Party«, sagte Jones.
Alle guckten eine Weile nachdenklich ins Leere und dann auf Mack, der stumm auf seiner Chaiselongue lag. Hughie, der die ganze Zeit auf seinem Stuhl geschaukelt hatte, ließ dessen Vorderbeine auf den Boden knallen. Dichtes Schweigen erfüllte das Palace, und dann sahen alle auf Mack. Mack sagte: »Hm!«
Eddie meinte: »Was für eine Art von Party würde Doc denn gern haben?«
»Gibt es denn noch andere Partys?« fragte Jones.
Mack überlegte: »Ein Stoff wie in dem Restekrug schmeckt Doc nicht!«
»Kannst du nicht wissen«, wandte Hughie ein, »du hast ihm ja noch nie davon offeriert.«
»Ich weiß es«, beharrte Mack auf seinem Standpunkt, »Doc hat studiert. Einmal hab' ich sogar eine Dame im Pelzmantel zu ihm 'reingehen sehen; daß sie wieder herausgekommen ist, habe ich nicht gesehen. Um zwei, wie ich zum letztenmal geguckt habe, hat er immer noch diese Kirchenmusik laufen lassen. Nein! Dem können wir so ein Gesöff nicht zumuten!« Und leerte sein frisch gefülltes Glas auf einen Zug.
»Nicht wahr?« meinte Hughie verbindlich, »nach dem dritten Glas schmeckt es ganz ausgezeichnet!«
»Gewiß«, gab Mack zu, »ja schon, gewiß, aber nicht für Doc. Da muß es Whisky sein, echter!«
»Bier hat er, glaub' ich, noch lieber«, gab Jones zu bedenken.
»Er läuft doch immer hinüber zu Lee, manchmal noch mitten in der Nacht.«
Mack nahm eine ablehnende Haltung ein. »Beim Einkauf von Bier gibt man sein Geld für zweiundneunzig Prozent gefärbtes Wasser, Hopfen und anderes Gemüse.« Er wandte sich an Eddie: »Kannst du, wenn Whitey das nächste Mal krank ist, aus La Ida fünf Flaschen Whisky mitbringen?«
»Kann ich«, bestätigte der Hilfsbarmann, »aber dann ist auch Schluß mit den goldenen Eiern. Johnnie hat schon Verdacht geschöpft. Neulich hat er gesagt: Ich kenne eine Elster, und die heißt Eddie. Ich glaube, ich bremse jetzt besser ein bißchen und bring' nur den Sammelkrug.«
»Unbedingt!« ereiferte sich Jones. »Die Stelle darfst du auf keinen Fall verlieren. Ich finde auch, wenn wir zu Ehren von Doc einen Abend veranstalten, müssen wir den Whisky dazu kaufen. Was kostet eine Gallone

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