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Die Strasse der Oelsardinen

Titel: Die Strasse der Oelsardinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Whisky?«
»Weiß ich nicht«, antwortete Hughie. »Ich kauf mir nie mehr als ein Viertel - das heißt, auf einmal. Wenn man nämlich gleich einen ganzen Liter kauft, hat man auf einmal lauter gute Freunde, die mithalten wollen. Eine halbe Pinte lassen sie dich allein trinken.«
Mack kam zur Hauptsache: »Wir brauchen Geld. Wenn wir Doc eine Party geben, muß es etwas Gediegenes sein. Vor allem gehört da ein Kuchen dazu. Wenn ich nur wüßte, wann Doc Geburtstag hat!«
»Aber zu einer Party braucht man doch keinen Geburtstag«, warf Jones ein.
»Aber es wäre hübsch«, fand Mack. »Wir brauchen, rechne ich, zehn bis zwölf Dollar, wenn es ein Fest sein soll, das uns Ehre macht.« Sie dachten nach. »Hediondo-Konserven stellen Leute ein«, meldete Hughie, aber Mack lehnte rasch und scharf ab: das ginge gegen ihre Ehre. »Unseren guten Ruf müssen wir wahren. Wenn wir einen Job haben, halten wir ihn mindestens einen Monat oder länger. Deshalb können wir immer einen bekommen, wenn wir ihn brauchen. Stell dir vor, wir arbeiten bloß einen Tag oder so - wir würden unseren Ruf, bei einer Sache zu bleiben, verlieren, und niemand will uns dann mehr haben.«
Dieser Rede spendeten alle Beifall. Jones bemerkte: »Ich habe mir schon gedacht, so auf ein paar Monate... vielleicht November bis Mitte Dezember, werde ich arbeiten gehen; dann hätte ich Geld für Weihnachten, und wir könnten Truthahn essen...«
»Das können wir auch so«, beruhigte ihn Mack. »Ich weiß eine Stelle im Carmel Valley, da ist eine Herde von gut fünfzehnhundert Truthähnen.«
»Carmel Valley kenne ich!« rief Hughie begeistert. »Da habe ich doch immer Zeug für Doc gesucht: Schildkröten, ja, und Bachkrebse, und für die Frösche hat er mir pro Stück einen Nickel gegeben!«
»Ich auch«, sagte Gay, »ich habe einmal fünfhundert Frösche gesammelt.«
»Wenn Doc Frösche braucht«, entschied Mack, »ist das Fest für ihn finanziert. Wir gehen den Carmel River hinauf; das ist ein Ausflug, das tut uns nur gut - aber wir dürfen Doc nicht verraten, wozu das Geld ist, das er uns gibt. Und dann geben wir ein Fest, das sich gewaschen hat.«
Die Zustimmung war einmütig und freudig. »Geh, Gay«, gebot Mack, »sieh zur Tür hinaus, ob Docs Wagen vor seinem Haus steht!«
Gay trank aus, ging nachsehen und kam mit der Meldung zurück, es sei noch nichts zu sehen.
»Er muß jeden Augenblick kommen«, sprach Mack, »jetzt haben wir wenigstens ein Programm. So wird's gemacht.«

8. Kapitel
    Im April 1932 gab es in einem Dampfkessel bei Hediondo-Konserven binnen vierzehn Tagen drei Rohrbrüche. Das Direktorium, bestehend aus einer Stenotypistin und Mr. Randolph, entschloß sich daraufhin zur Anschaffung eines neuen Dampfkessels; das sei billiger, als jeder geplatzten Röhre wegen die Arbeit ruhen zu lassen.
Der neue Kessel traf ein, und der alte kam auf den leeren Platz zwischen Flotte Flagge und Lee Chong, wo er, auf Holzklötzen ruhend, einer Eingebung Mr. Randolphs betreffs nutzbringender Weiterverwertung harrte. Diese erfolgte denn auch, zum Teil wenigstens, indem der Mechaniker der Fabrik je nach Bedarf ein Stück Röhre oder sonst etwas aus der Heizanlage herausbrach.
Der Dampfkessel sah ungefähr aus wie eine Lokomotive ohne Fahrgestell. Vorn hatte er eine Tür und darin eine niedrige Heizklappe.
Da stand er nun, und der Rost machte ihn braun, rot und mürb. Hochaufgeschossene Roßmalven rankten an ihm empor; an dem sacht abblätternden Rost fanden sie eine ideale Nahrung.
Eine Myrte kroch über den Bauch des Kessels und blühte, und die Luft erfüllte der Duft von wildem Anis. Eine Daturawurzel, die irgendwer auf den leeren Platz geworfen, faßte Boden; ein dicker fleischiger Stechapfelbaum wuchs aus ihr empor und ließ seine weißen Glocken über die Kesseltür hängen. Nachts strömten die Blumendüfte; sie rochen nach Liebe und Lockung, es war ein hinreißend süßer Geruch.
1935 zogen Mr. und Mrs. Sam Malloy in diesen Kessel. Das Röhrenmaterial war nun gänzlich beseitigt; im Innern war Platz, und man wohnte da sicher und trocken. Gewiß, um durch die Feuerklappe hineinzugelangen, mußte man auf Händen und Knien kriechen. War man erst drinnen, so konnte man sich in der Mitte bequem aufrichten und lebte warm und trocken, und mehr verlangten die ersten Bewohner des Kessels nicht. Durch die Feuertür schafften sie eine Matratze hinein und ließen sich vergnügt darauf nieder. Mr. Malloy war zufrieden, und eine Zeitlang war es auch Mrs. Malloy.
Am

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