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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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weißen Hemdkleid zu verbergen. Und während Aahmes-nofretari zusah, löste sich ein Stück der Kruste vom Rock und wehte zu Boden.
    Erschrockenes Gemurmel lief durch die Reihen, doch Aahotep überhörte es. Anchmahor eilte herbei und hielt den Vorhang ihrer Sänfte auf, und als sie wohlbehalten drinnen war, zog er ihn fest zu. Tetischeri bückte sich und spähte zu Aahmes-nofretari hinein. Sie lächelte spitzbübisch. »Ich weiß, warum Ahmose sie gezwungen hat, das zu tragen«, sagte sie fröhlich. »Er ist gestern Abend zu mir gekommen und hat es mir erklärt. Wir haben eine hoch interessante Unterredung gehabt.« Das war schlau und auch klug von dir, lieber Gemahl, dachte Aahmes-nofretari. Mach Großmutter zu deiner Verbündeten, glätte ihre geplusterten Federn, und schon zieht sie die Krallen ein.
    »Hat das etwas mit dem Silber zu tun, das Ahmose, wie er sagt, gesammelt hat?«, fragte Aahmes-nofretari, ganz gegen ihre Gewohnheit neugierig. »Will er dem Tempel in ihrem Namen einen Schrein oder eine Statue weihen?« Tetischeri blickte ausdruckslos.
    »Silber?«, sagte sie schneidend. »Nicht dass ich wüsste. Aber hoffentlich ist er nicht zu großzügig gegenüber Amuns Priestern, nicht mit Silber. Dazu ist es zu knapp. Wenn er Apophis besiegt hat und der Handel wieder normal läuft, haben wir alles Silber, das wir uns leisten können, aber jetzt noch nicht.« Sie hätte weitergeredet, doch Ahmose-onch unterbrach sie.
    »Mutter, du siehst hübsch aus«, sagte er. Aahmes-nofretari schenkte ihm ein Lächeln. Seine klaren braunen Augen waren mit Kohl umrandet. Eine lange, goldene Träne, die in einem winzigen Falken mit geschlossenen Flügeln endete, hing in einem seiner kleinen Ohrläppchen, und um beide Handgelenke schlangen sich goldene Armbänder.
    »Und du siehst in deinem gefältelten Schurz und den neuen Sandalen sehr schön aus«, antwortete sie. »Nein, Ahmose-onch, hör auf, mit deiner Locke zu spielen, sonst verlierst du die Spange und dein Zopf geht auf.«
    »Aber er kitzelt mich im Nacken«, quengelte er. »Wann kann ich die Sandalen ausziehen? Meine Füße sind so heiß.«
    »Komm her, setz dich neben mich.« Sie klopfte auf die Kissen. »Ich muss dir etwas erzählen. Anchmahor, wir wollen los!«
    Der rief sofort einen Befehl. Die Sänften wurden hochgehoben, die Wachen ordneten sich dahinter und davor, und der Zug setzte sich in Richtung Flusspfad in Bewegung. Unterwegs nahm Aahmes-nofretari die kleine Hand ihres Sohnes in die eigene und erklärte ihm, warum man ihn geschminkt und sorgfältig angezogen habe, warum er seine Sandalen anbehalten müsse und die Bedeutung dessen, was im Tempel passieren würde. Er hörte gut zu, seine leuchtenden, klugen Augen hingen an ihren Lippen. »Dann ist Vater jetzt, wo Onkel Kamose tot ist, König von ganz Ägypten?«, erkundigte er sich.
    »Ja«, antwortete sie. »Und das will er heute verkünden, und jeder verspricht dann, alles zu tun, was er sagt, und nicht so ungehorsam zu sein wie einige der Edelleute und Soldaten deinem Onkel gegenüber.«
    »Sie haben ihn umgebracht, ja?«, sagte er eher munter als betrübt. »Sie haben ihn totgeschossen.«
    »Ja, das haben sie.«
    »Und du und Großmutter, ihr habt sie bestraft.« Er klatschte sich fröhlich auf die braunen Knie. »Und wenn Vater stirbt, bin ich dann König?«
    »Ja.«
    »Gut. Wenn ich der König bin und alle tun müssen, was ich sage, stecke ich alle Soldaten und Edelleute einmal im Jahr ins Gefängnis, dann sind sie schön artig.«
    »König zu sein ist gar nicht so leicht, Ahmose-onch«, sagte sie mit einem Seufzer. »Sogar Könige müssen den Gesetzen der Götter gehorchen, und die Maat bestimmt, dass niemand ohne Grund ins Gefängnis geworfen werden darf. Ägyptische Könige sind nicht wie die Wilden in anderen Ländern, wo ohne Re regiert wird.« Sie zog die Vorhänge auf.
    Hinter der schützenden Reihe der Wachen rechts und links des Flusspfades drängelten sich jubelnde Bürger. Als die Vorhänge der Sänfte aufgezogen wurden und Aahmes-nofretari und ihr Sohn zu sehen waren, brandete der Jubel noch lauter. Waset wusste, was sie und Aahotep getan hatten, und war dankbar.
    Die Sänftenträger waren gezwungen, langsamer zu gehen, als sie nach links abbogen und an dem kleinen Kanal entlangtrabten, der zu Amuns Pylon führte, wo sich die Menschen dicht an dicht drängten, und als die Familie gleich darauf auf dem Vorhof ausstieg, stand auch der voller Menschen, jedoch bedeutendere Persönlichkeiten

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