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Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Titel: Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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sagte ich, »vergiß das mit den Weibern. Hock dich einfach mit der Liste hier her, und wir kippen einige Drinks, und du gibst mir ein paar Sieger für morgen.«
Das tat Joe. Wir tranken, und er tüftelte sie aus. Er mir die Namen von neun Pferden auf ein Stück Papier. Seine Alte, Big Thelma — nun ja, Big Thelma sah mich an, als sei ich ein Batzen Hundescheiße auf einem gepflegten Vorgartenrasen.
Diese neun Pferde waren gut für acht Siege am nächsten Tag. Ein Pferd zahlte $ 62.60, Ich konnte es nicht begreifen. An diesem Abend kam Joe mit einer neuen Frau vorbei. Die sah sogar noch besser aus. Er setzte sich mit der Flasche und der Liste hin und schrieb mir wieder neun Pferde auf.
Dann sagte er zu mir: »Paß auf, Hank, ich muß meine alte Bude dringend abstoßen. Ich hab mir ein nettes de-luxe Apartment genommen, direkt am Rennplatz. Diese Fahrerei jedesmal, da raus und wieder rein, das ist mir zu unbequem. Komm, Baby, gelin wir. Bis später dann, Kid.«
Ich wußte, was das bedeutete. Mein Kumpel gab mir den Laufpaß. Am nächsten Tag ging ich bei diesen neun Pferden in die vollen. Sie waren gut für sieben Siege. Als ich nach Hause kam, nahm ich mir nochmal die Liste vor und versuchte dahinterzukommen, weshalb er sich für diese Pferde entschieden hatte, aber es schien keinen plausiblen Grund zu geben. Manche seiner Tips waren mir völlig schleier
    Während der restlichen Saison bekam ich von Joe nichts mehr zu sehen. Bis auf einmal, da sah ich ihn mit zwei Frauen
ins Klubhaus reingehen. Joe lachte. Er war fett geworden. Er trug einen 200-DolIar-Anzug und hatte einen Diamantring am Finger. Ich verlor an diesem Tag alle neun Rennen.
    Zwei Jahre später. Ich war auf dem Hollywood Park Rennplatz, und es war ein besonders heißer Tag, ein Donnerstag, und ich erwischte im 6. Rennen einen Sieger, der $ 26.80 zahlte. Ich hatte mir gerade meinen Gewinn auszahlen lassen, als ich hinter mir eine Stimme hörte:
    »Hey, Hank! Hank !«
Es war Joe.
»Menschenskind«, sagte er, »wirklich großartig, dich zu
    »Hallo, Joe…«
    Er trug immer noch seinen 200-Dollar-Anzug, trotz der Hitze. Wir anderen liefen in Hemdsärmeln herum. Er hatte dringend eine Rasur nötig, seine Schuhe waren abgelatscht und der Anzug war schmutzig und zerknittert. Sein Diamant war weg, seine Armbanduhr war weg.
    »Gimmir’n Glimmstengel, Hank.«
    Ich gab ihm eine Zigarette, und als er sie ansteckte, sah ich, daß seine Hände zitterten.
»Ich brauch einen Drink, Mann«, sagte er zu mir.
Ich ging mit ihm an die Bar, und wir tranken einige Whiskeys. Joe studierte die Liste.
»Hör zu, Mann, ich hab dich auf ne Menge Sieger ange
    setzt, stimmts?«

    »Stimmt, Joe.«
    Wir standen da und sahen uns die Liste an. »Jetzt check mal dieses Rennen hier«, sagte Joe. »Sieh dir Black Monkey an. Der wird das Rennen nach Hause laufen, Hank. Ungefährdet. Und das bei 8 für eins.«
    »Meinst du wirklich, der hat eine Chance, Joe?« »Der isses, Mann. Der gewinnt das Rennen im Schlaf.« Wir setzten beide auf Black Monkey und gingen raus,
    um uns das Rennen anzusehen. Der Gaul landete abgeschlagen auf dem 7. Platz.
    »Das versteh ich nicht«, sagte Joe. »Schau her, gib mir nochmal zwei Dollar, Hank. Siren Call läuft im nächsten. Das ist ne todsichere Sache. Da kann gar nichts schiefgehen.«
    Siren Call schaffte einen fünften Platz, aber das ist keine große Hilfe, wenn man auf Sieg gesetzt hat. Für das neunte Rennen zog mir Joe nochmal zwei Dollar aus der Nase, und sein Pferd landete wieder unter ›ferner liefen‹. Joe sagte, er habe keinen Wagen, und ob es mir was ausmachen würde, ihn nach Hause zu fahren.
    »Du wirst es nicht glauben«, sagte er zu mir, »aber ich lebe wieder von der Fürsorge.«
»Ich glaub dirs, Joe.«
»Aber ich komm wieder hoch. Du weißt, Pittsburgh Phil ging ein halbes dutzend Mal pleite. Er kam immer wieder auf die Beine. Seine Freunde hatten Vertrauen in ihn. Sie pumpten ihm Celd.«
Als ich ihn absetzte, stellte sich heraus, daß er in einer alten Absteige wohnte, etwa vier Häuserblocks von meiner Bude entfernt. Ich war nie umgezogen. Beim Aussteigen sagte er: »Für morgen sind verdammt gute Rennen angesagt. Gehst du hin?«
»Bin mir nicht sicher, Joe.«
»Gib mir Bescheid, wenn du hingehst.«
»Klar, Joe.«
An diesem Abend hörte ich das Klopfen an meiner Tür. Ich kannte Joe’s Klopfen. Ich machte nicht auf. Ich hatte den Fernseher an, aber ich machte nicht auf. Ich blieb einfach regungslos auf dem Bett liegen. Er klopfte

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