Die Strozzi
Trinita bestimmt, wird heute in den Uffizien in Florenz aufbewahrt.
Palla Strozzi, der Stifter des Gemäldes, mit seinem ältesten Sohn Lorenzo. Ausschnitt aus der «Anbetung der Heiligen Drei Könige» von Gentile da Fabriano
Ein Falke schlägt eine Taube, eine Anspielung auf den Wappenvogel der Strozzi. Ausschnitt aus der «Anbetung der Heiligen Drei Könige» von Gentile da Fabriano
Einem genaueren Blick kann nicht entgehen, dass weitere ritterliche Attribute auf dem Bild verstreut sind. Ein kniender Knecht ist dabei, dem jüngsten König die goldenen Sporen abzunehmen; ein zweiter Knappe hält dessen Pferd am Zügel und trägt das lange Königsschwert. Pferd und Insignien könnten nicht schlecht auch zum Herrn mit dem Falken passen, denn dessen hervorgehobene Stellung deutet darauf hin, dass es sich um den Stifter des Gemäldes handelt, um Palla Strozzi selbst, der sich mit vollem Recht mit den Attributen des Rittertums schmücken durfte. Palla war nach dem Tod des neapolitanischen Königs Ladislaus von Anjou, mit dem Florenz lange Krieg geführt hatte, im Dezember 1415 zusammen mit drei weiteren angesehenen Bürgern zur neuen Königin Johanna II., der Schwester des Verstorbenen, nach Neapel gesandt worden, um ihr die Freundschaft der Stadt anzutragen. Bei dieser Gelegenheit wurden er und seine Kollegen von Jacques de la Marche, dem französischen Gemahl der Königin, zum Ritter geschlagen, wobei ihnen nach alter Sitte das Schwert und die goldenen Sporen überreicht wurden. Als «Ritter vom Goldenen Sporn», so der Titel, kehrte Palla Strozzi in die Heimat zurück, wo ihm die hohe Würde auch von der Stadt bestätigt wurde. Ein Chronist hat beschrieben, wie er einmal, angetanmit den Insignien des Rittertums, dem Schwert am kostbaren Gürtel und den goldenen Sporen, dem nach Rom aufbrechenden Papst Martin V. das Geleit gab. Sporen, Schwert und Falke auf Gentile da Fabrianos Gemälde verweisen auf den Ritterstand des Auftraggebers. Im jungen Mann, der neben Palla Strozzi den Blick auf den Betrachter richtet, dürfen wir wohl Pallas ältesten Sohn Lorenzo erkennen.
Das Wappen Palla Strozzis mit dem Wappen des neapolitanischen Königspaars und dem Falken als Helmzier
Seit dem Ritterschlag in Neapel führte Palla Strozzi ein Wappen von adligem Zuschnitt, wie es noch heute auf der Außenwand und im Inneren der Sakristei von Santa Trinita zu sehen ist (siehe Abb. oben). Der Wappenschild mit den drei zunehmenden Monden der Strozzi enthält zusätzlich das Wappen der Herrscher von Neapel und wird von einem Turnierhelm bekrönt, auf dem als Helmzier ein flugbereiter Falke sitzt – ebenjenes Wappentier, mit dem Palla Strozzi sich auch auf dem Gemälde darstellen ließ. Nach Ritterart wählte er sich auch ein Motto: «Le bel et le bon» – das Schöne und das Gute. Die französische Sprache verlieh seinem Rittertum eine zusätzliche Aura, war doch das Ritterwesen in Frankreich beheimatet. Seit dem Ritterschlag pflegte Palla seiner Unterschrift ein K (= kavaliere) beizufügen.
Das genaue Geburtsdatum von Palla Strozzi ist nicht bekannt, es wird gewöhnlich mit 1372 angegeben. Schon 1380 wurde er, wie sein älterer Bruder Niccolò im Jahr zuvor, von seinem Vater «emanzipiert», das heißt geschäftsfähig gemacht. Dies bedeutete, dass er mit seinem Bruder einmal die Geschäfte seines Vaters weiterführen sollte. 1397 heiratete er Marietta Strozzi, eine Tochter jenes Carlo Strozzi, der sich durch seine adligen Allüren und als erbitterter Repräsentant des Guelfentums hervorgetan hatte.
Seine Stellung als jüngerer Sohn ließ Palla in der Jugend indessenZeit genug, um seinen intellektuellen Neigungen nachzugehen. Das von den Humanisten erweckte Interesse an der Antike hatte zu Ende des 14. Jahrhunderts auch die Florentiner Oberschicht erfasst. Palla lernte Latein und befand sich unter jenen Bürgern und Gelehrten, die 1396 den griechischen Gelehrten Manuel Chrysoloras in die Stadt riefen, um hier die in Italien noch fast unbekannte griechische Sprache zu lehren. Er trug auch finanziell zu seiner Berufung bei. Der byzantinische Gelehrte blieb fast vier Jahre in der Stadt, und während dieser Zeit folgte Palla mit Begeisterung seinem Unterricht. Der spätere Kanzler von Florenz und bekannte Humanist Leonardo Bruni nennt ihn unter seinen Mitschülern und bezeichnet ihn als «höchst gelehrt in Griechisch und in Latein». Diese Kenntnisse preist auch Vespasiano da Bisticci, der Kopist und Buchhändler, der ihm eine
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