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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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resolut zu handeln und Herzog Filippo Maria den Krieg anzusagen. Die Este, die dem mailändischen Druck besonders ausgesetzt waren, drängten auf Krieg. Als Sohn jenes Carlo Strozzi, der 1378 in die Verbannung gehen musste, war Nanni Strozzi ein Schwager Palla Strozzis, denn Pallas Frau Marietta war seine Schwester. Dies erklärt wohl auch, warum Palla Strozzi im Gegensatz zu Giovanni de’ Medici zu den Befürwortern des Kriegs zählte. Nanni Strozzi zeichnete sich in diesem langen Krieg als einer der engagiertesten Heerführer der anti-mailändischen Koalition aus. Doch bei einem Scharmützel wurde er am 29. Mai 1427 am Po so schwer verwundet, dass er am 1. Juni seinen Verletzungen erlag. Er erhielt sein Grab in der Dominikanerkirche von Ferrara, wo am 18. Juni die feierlichen Exequien stattfanden. Um sein Gedächtnis zu ehren, traten schon bald nach seinem Tod einige Ferrareser Freunde an den Humanisten Leonardo Bruni heran, um ihn um einen würdigen Nachruf auf den Gefallenen zu bitten. Bruni sagte zu, musste aber die Arbeit am Text wegen seiner im November 1427 erfolgten Ernennung zum Kanzler von Florenz einstweilen zurückstellen.
    Im Herbst 1427 fanden sich die erschöpften Gegner schließlich zu Friedensverhandlungen bereit, die in Ferrara stattfanden. Palla Strozzi und Averardo de’ Medici, ein Cousin Cosimos, waren die florentinischen Unterhändler. Sie verhandelten monatelang, bis endlich am 18. April 1428 der Frieden geschlossen und am 16. Mai feierlich in Florenz verkündet wurde. Bei dieser Gelegenheit muss Leonardo Bruni seine
Oratio in funere Johannis Strozzae
öffentlich vor der Regierung und dem versammelten Volk vorgetragen haben.
    Nanni Strozzi wird in dieser Grabrede, die sich an der bei Thukydides überlieferten Rede des Perikles auf die im Peloponnesischen Krieg gefallenen Athener ausrichtet, als florentinischer Patriot verklärt, der für die Freiheit von Florenz sein Leben opferte. Dann aber weitet sich die
Oratio
zu einem enthusiastischen Lobpreis auf Florenz, seine republikanische Verfassung und seine Kultur aus, die den Bürgern die Gleichheit vor dem Gesetz und die Teilnahme an Regierung und Ämtern, eben Freiheit, garantiere. Freiheit kontra Tyrannis ist das Leitmotiv dieser Rede, in der sich die politischen Auffassungen der herrschenden Schicht, nicht unbedingt aber die politische Realitätwiderspiegelten, denn die Teilnahme an der Regierungsmacht war praktisch auf die großen Familien beschränkt. Bruni überreichte auch Palla Strozzi, einem der herausragenden Exponenten dieser Schicht, ein Exemplar seines Werks, das mit Nanni gleichzeitig die Familie Strozzi feierte. Palla Strozzi bewahrte den ihm gewidmeten Band sorgfältig auf. Er wird in einem Verzeichnis der Handschriften seiner Bibliothek aufgeführt.
    Es ist bezeichnend für die Tiefe der innenpolitischen Spaltungen in diesen letzten Jahren vor Palla Strozzis Verbannung, dass diese auch auf das intellektuelle Milieu von Florenz übergriffen. Dies zeigte sich besonders, als Francesco Filelfo, einer der bekanntesten Humanisten der Zeit und Griechischkenner, durch die Vermittlung Palla Strozzis an die Florentiner Universität berufen wurde. Palla Strozzi begegnete Filelfo wahrscheinlich 1428 während seiner Gesandtschaft nach Ferrara, als der Gelehrte, der gerade erst aus Byzanz nach Italien zurückgekommen war, nach einer Anstellung Ausschau hielt. Palla empfahl ihn in Florenz, wo sein Vorschlag, ihn an die Universität zu berufen, breite Zustimmung fand. Filelfo begann seine Lehrtätigkeit 1429 als Professor für Rhetorik und widmete zum Dank für die Vermittlung seinem Gönner seine ersten in Florenz angefertigten Übersetzungen aus dem Griechischen, zwei Reden des Lysias. Der Humanist war ein überaus streitbarer Mann, sodass es schnell zu Zerwürfnissen mit den führenden einheimischen Humanisten kam, vor allem mit Niccolò Niccoli und Carlo Marsuppini, zwei Protegés von Cosimo de’ Medici. Filelfo schmähte sie auf übelste Weise in seinen
Satyrae
, in denen er zugleich Palla Strozzi höchstes Lob zollte. Die bissigen Streitereien zwischen den Intellektuellen waren ein Spiegelbild der politischen Konflikte. Während Filelfo im Dom vor einem begeisterten Publikum Vorlesungen über Dante hielt, wurde er zugleich aus der Universität herausgedrängt. Seine Stellung als Rhetorikprofessor erhielt Carlo Marsuppini. Filelfo prozessierte dagegen, aber auf Betreiben der Medici wurde als neuer Rektor ein Humanist von ihren

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